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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Die Luft schien zu zittern.
    Das apokalyptische Donnern der Triebwerke dröhnte in den Ohren, drang tief in die Knochen, wuchs zum schrillen, nervenzerfetzenden Heulen, als werde eine Hirnschale zermahlen. Im Pilotensitz der »Solaris« preßte Charru von Mornag die Zähne zusammen, bis sein Kiefer schmerzte. Neben ihm starrte Camelo von Landre gebannt auf die Kontrollen. Die Gurte schnitten tief in die nackte, bronzene Haut seines Oberkörpers. Genau wie Charru trug er nur lederne Kniehosen, geschnürte Sandalen und den Waffengürtel. Zwei barbarische Krieger, die in der Kanzel eines Raumschiffs an Geister der Vergangenheit erinnerten. Aus ihrer Welt waren sie über den Abgrund von zwei Jahrtausenden hinweg in die Gegenwart geschleudert worden - eine Gegenwart, die keinen Platz für sie hatte, die sie zwang, immer wieder von neuem, um ihr Leben zu kämpfen, ihre Freiheit, die Zukunft ihres Volkes ...
    Mit jeder Faser spürte Charru die erwachenden Gigantenkräfte des Schiffs. Er hatte gelernt, die »Solaris« zu fliegen, so wie er damals hatte lernen müssen, mit der alten »Terra« umzugehen, als sie aus der Hölle des Mars flohen. Jetzt mußten sie auch die Erde verlassen, denn dem blauen Planeten drohte der Hitzetod. Die »Solaris« war ihre einzige Chance, der Flug zum Merkur der letzte Ausweg.
    Ein Kissen aus Feuer hob das Schiff empor und löste es vom Boden.
    Charrus Hand lag auf dem Schalter der Steuerkonsole. Der Andruck preßte ihn tief in den Sitz. Sein Blick flog zu Camelo, dessen Gesicht sich in jähem Schrecken verzerrte. Da war ein neues Geräusch, ein dumpfer Krach. Die Nadeln der Instrumente tanzten, eine unsichtbare Riesenfaust schien das Schiff zu packen, zu schütteln ...
    »Zu wenig Schub!« stieß Camelo hervor. »Das Triebwerk setzt aus! Wir werden ...«
    Ein neuer, schmetternder Krach riß ihm das Wort von den Lippen.
    Charrus Muskeln verkrampften sich. Er spürte, daß die »Solaris« der Steuerung nicht mehr gehorchte. Sie torkelte, stürzte zurück. Zwei kurze Sekunden verstrichen - zwei Ewigkeiten, während Charru in gefrorenem Entsetzen darauf wartete, daß das Schiff in Stücke brach, sich in Feuer und Rauch verwandelte, die Menschen in den Tod riß.
    Donnern und Bersten übertönte die versagenden Triebwerke.
    Ein gigantischer Ruck und reißendes Metall, als die Landestützen wie Streichhölzer abknickten. Das Heulen verebbte. Knirschend neigte sich die »Solaris« zur Seite, erzitterte bis in die Tiefen ihrer stählernen Eingeweide. Schrill gellte ein Alarmton, schien sekundenlang wie ein glühender Nagel ins Hirn zu dringen, um dann abrupt zu verstummen und lastende Stille zurückzulassen.
    »Ihr Götter!« flüsterte Camelo tonlos.
    Charrus Hand zuckte vor. Seine Finger zitterten, als er die Monitore einschaltete, mit denen die Kabinen und der winzige Frachtraum überwacht werden konnten. Die »Solaris« war ein kleines Patrouillen-Schiff, das nicht mehr als zwanzig Menschen Platz bot. Bleiche Gesichter erschienen auf den Bildschirmen, Augen, in denen noch das Entsetzen stand. Sie lebten alle. Niemand war verletzt, doch ihr Züge verrieten die gleiche Furcht, die auch Charru fühlte.
    Der Erde drohte der Hitzetod, nachdem die Marsianer die Atmosphäre mit Kohlendioxyd angereichert hatten.
    Wenn die »Solaris« nicht mehr starten konnte, blieb nur noch eine unbewaffnete Fähre auf dem fernen Merkur, die auf Gnade und Ungnade der Übermacht der marsianischen Flotte ausgeliefert war.
    *
    Um die gleiche Zeit tagte Millionen Kilometer entfernt in Kadnos, der Hauptstadt des Mars, der Rat der Vereinigten Planeten.
    Fast einstimmig war die Operation »Tödlicher Ring« sanktioniert worden. Eine Atombombe, Überbleibsel des längst vergangenen, alles vernichtenden Krieges auf der Erde, von Barbarenpriestern gezündet, hatte endgültig bewiesen, daß Terra eine Gefahr für den Frieden darstellte. Eine Gefahr die ausgemerzt werden mußte. Selbst Conal Nord, dessen Tochter Lara genau wie die Barbaren aus der Mondstein-Welt unter den Opfern der nuklearen Explosion vermutet wurde, hatte die Aktion nicht verhindern können.
    Für den Generalgouverneur der Venus war es nie selbstverständlich gewesen, daß sich der Staat das Recht nahm, Menschen wie Ungeziefer auszurotten.
    Damals, als er zum erstenmal den Mondstein sah, hatte er gespürt, daß diese Miniatur-Welt ein Verbrechen war: Barbaren, Nachkommen der Terraner, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert, zu
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