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Dunkles Begehren

Dunkles Begehren

Titel: Dunkles Begehren
Autoren: Christine Feehan
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CHRISTINE
FEEHAN
    Dunkles B egehren
    Ins Deutsche übertragen
von Katja Thomsen
    Roman
    Kapitel 1
    Verwirrt erwachte er
tief in der Erde. Die erste Empfindung, V die er spürte, war Hunger. Kein
gewöhnlicher Hunger, sondern eine quälende, überwältigende Gier. Jede Zelle
seines Körpers schrie nach Nahrung. Er lag still da, während der Hunger an ihm
nagte. Nicht allein sein Körper wurde angegriffen, auch sein Geist war
betroffen, sodass er um die Sicherheit aller anderen Lebewesen fürchten musste,
Sterbliche und Karpatianer gleichermaßen. Auch seine Seele war in Gefahr.
Diesmal breitete sich die Finsternis schnell aus und drohte, seine Seele zu
erfassen.
    Wer hatte es gewagt,
seine Ruhe zu stören? Und wichtiger noch, war auch Lucian erwacht? Gabriel
hatte Lucian vor hunderten von Jahren tief ins Erdreich verbannt. Wenn nun
Lucian mit ihm erwacht war, geweckt von derselben Störung über der Erde,
bestand die Möglichkeit, dass Lucian sich erhob, ehe Gabriel kräftig genug war,
um ihn aufzuhalten.
    Es fiel ihm schwer,
einen klaren Gedanken zu fassen, während der schreckliche Hunger ihn quälte.
Wie lange hatte er in der Erde geruht? Er spürte, dass über ihm die Sonne unterging.
Selbst nach vielen Jahrhunderten ließen seine Instinkte ihn noch immer
zuverlässig spüren, wann der Abend dämmerte und seine Zeit begann. Er war eine
Kreatur der Nacht. Die Erde bebte. Gabriels Herz klopfte schneller. Er hatte zu
lange gewartet, zu viel Zeit darauf verschwendet, sich zu orientieren und
seine verwirrten Gedanken zu ordnen. Lucian erhob sich. Lucians Bedürfnis nach
Nahrung würde so drängend sein wie das seine, sein Hunger quälend und
unstillbar. Niemand würde Lucian aufhalten, während er, Gabriel, noch so
geschwächt war.
    Da ihm keine andere
Wahl blieb, brach Gabriel durch die Erdschichten, in denen er so lange Zeit
geruht hatte, freiwillig begraben, um Lucian an sich zu binden. Der Zweikampf
auf dem Pariser Friedhof war eine lange, schreckliche Schlacht gewesen. Lucian
und Gabriel hatten beide schwere Verletzungen davongetragen, die sie eigentlich
hätten töten sollen. Lucian hatte sich außerhalb des Friedhofs in die Erde
zurückgezogen, während Gabriel in der geweihten Erde Zuflucht gesucht hatte.
Die vielen Jahrhunderte der trostlosen Finsternis, der endlosen Leere seiner
Existenz hatten Gabriel ermüdet.
    Doch es war ihm nicht
vergönnt, der Morgendämmerung entgegenzutreten, wie es so viele Männer seines
Volkes taten. Denn es gab Lucian. Seinen Zwillingsbruder. Lucian war stark und
klug, ein geborener Anführer. Es gab niemanden, der geschickt und mächtig genug
gewesen wäre, Lucian zu jagen und zu vernichten. Es gab nur ihn selbst,
Gabriel. Er hatte einige Lebensspannen damit verbracht, Lucian zu folgen und
mit ihm Vampire zu jagen. Dabei hatte er sich immer auf das Gespür seines Bruders
verlassen. Es gab niemanden wie Lucian, niemanden, der sich so ausgezeichnet
auf die Vampirjagd verstand. Lucian verfügte über eine besondere Gabe. Und
doch war auch er schließlich der dunklen Verführung der Macht anheimgefallen,
der heimtückischen Versuchung der Blutgier. Lucian hatte seine Seele verwirkt
und sich für die Verdammnis entschieden. Er hatte sich in eines der Ungeheuer
verwandelt, die er jahrhundertelang verfolgt hatte. Ein Vampir.
    Zweihundert Jahre
lang hatte Gabriel seinen geliebten Bruder verfolgt, sich jedoch nie ganz von
dem Schock erholt, dass Lucian sich der Finsternis verschrieben hatte.
Schließlich, nach unzähligen Schlachten, aus denen keiner der beiden siegreich
hervorgegangen war, hatte er die Entscheidung getroffen, sich für immer mit
seinem Zwillingsbruder im Erdreich einzuschließen. Gabriel hatte Lucian durch
ganz Europa verfolgt, sodass ihr letzter Zweikampf schließlich in Paris
stattgefunden hatte, einer Stadt der Ausschweifungen und Untoten. Nach dem
schrecklichen Kampf auf dem Friedhof, bei dem beide Brüder schwer verletzt
worden waren und viel Blut verloren hatten, hatte Gabriel gewartet, bis Lucian
schließlich nichts ahnend in der Erde geruht hatte, und hatte dann seinen
Bruder an sich gebunden, um ihn für immer unschädlich zu machen. Zwar hatte er
den Kampf nicht gewonnen, doch es schien Gabriel die einzige Lösung zu sein.
Er war erschöpft und allein, ohne die Unterstützung seines Volkes. Er sehnte
sich danach, ewige Ruhe zu finden, konnte jedoch der Sonne nicht begegnen, bis
Lucian endlich vernichtet war. Gabriel hatte sich ein schreckliches
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