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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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meinem Haus gewesen. Ich spürte meine Unterarme kribbeln, presste reflexartig die Ellbogen an den Körper und blieb stocksteif stehen. Meine Füße fühlten sich an, als steckten sie in etwas Klebrigem fest. Auf keinen Fall konnte ich hineingehen – was, wenn der Eindringling immer noch da war? Ich spähte rechts und links die Straße hinunter, sah aber sonst nichts Ungewöhnliches. In Mrs. Chos Vorgarten lagen die Fahrräder und Skateboards der Enkelkinder, die bei ihr lebten. Die Gartenzwerge zwischen den Büschen in Crazy Myras Garten waren kitschig, aber keinesfalls bedrohlich.
    Gegenüber glimmte Brother Jaspers Zigarette noch immer aus den Tiefen seiner Veranda. Beruhigend.
    Ich holte tief Luft und machte kehrt, um die Straße erneut zu überqueren. Zweifellos war Brother Jasper in der Nachbarschaft derjenige, zu dem man ging, wenn man Sorgen oder Probleme hatte. Er würde wissen, was zu tun wäre. In diesem Augenblick dankte ich Gott für Brother Jasper im Besonderen und für Nikotinsucht im Allgemeinen.
    »Na, wenn das nicht Miss Lola ist«, sagte er, als ich seine Verandatreppe hochlief. »Ist das nicht eine wunderbare Nacht?« Er lehnte bequem in seinem Schaukelstuhl und hatte eine Hand auf ein Ding gelegt, das wie ein Spucknapf aussah.
    »Ich brauche Hilfe«, flehte ich. »Mit meinem Haus stimmt etwas nicht.«
    Er setzte sich aufrecht und hörte zu, während ich etwas von den Vorhängen brabbelte und von meiner zwanghaften Routine,
das Haus immer abzuschließen, und dabei immer lauter und hysterischer wurde. Ich brach ab, um Luft zu holen.
    »Klingt, als sollten wir die Polizei rufen«, sagte er ruhig und ließ die Zigarette in den Spucknapf fallen.
    Die Polizei? »Glauben Sie, die wird kommen?«, erkundigte ich mich. »Ich meine, ich habe ja keinen Hinweis, dass ein Verbrechen begangen wurde oder so etwas.« Ich stützte mich auf das Verandageländer, blickte über die Straße und bekam plötzlich Zweifel. Vielleicht hatte ich die Vorhänge doch offen gelassen? Alles war möglich.
    »Natürlich kommen die, Lola. Dafür sind sie doch da.«
     
     
    Zehn Minuten später fuhr ein Polizeiwagen vor. Brother Jasper und ich warteten bereits auf dem Bürgersteig. Er rauchte eine weitere Zigarette (Sie haben doch nichts dagegen, oder?) und ich hielt eine Dose Dr. Pepper in der Hand, die Brother Jasper mir gegeben hatte, nachdem er für mich die Polizei verständigt hatte, aber zum Trinken war ich bisher viel zu aufgeregt gewesen. Beide Polizisten kannten Brother Jasper – ich hatte den Eindruck, dass ihr schnelles Erscheinen mehr mit Respekt für ihn zu tun hatte als mit meiner Situation. Der ältere der beiden, Officer Stein, begrüßte meinen Nachbarn wie einen alten Freund, während sein Partner, der sehr junge und leicht dickliche Officer Dodge, nur kurz nickte. Irgendwie wurde ich in die Begrüßungsrunde aufgenommen. Brother Jasper hielt meinen Ellbogen, um mein Zittern zu besänftigen.
    Officer Stein klappte ein kleines Notizbuch auf und notierte die Fakten: meinen Namen, die Adresse, die Uhrzeit, zu der
ich das Haus verlassen hatte, und die Zeit meiner Rückkehr. »Sie leben allein?«, wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Und wer hat sonst noch einen Haustürschlüssel?«
    »Niemand.«
    Brother Jasper räusperte sich, wie um Widerspruch einzulegen. Ich drehte mich zu ihm um. »Tatsächlich«, sagte er, »habe ich noch einen Schlüssel. Ihre Großtante hatte ihn für Notfälle bei mir hinterlegt. Ich wollte ihn schon längst zurückgegeben haben, aber immer, wenn ich Sie sah, waren Sie gerade irgendwohin auf dem Sprung.«
    Ein Ersatzschlüssel. Das war mir neu. Wäre es jemand anderes als Brother Jasper gewesen, hätte es mir wohl furchtbare Angst gemacht.
    »Ich werde ihn ganz bestimmt gleich noch aushändigen«, versicherte er mit treuherzigem Blick.
    Ich nickte. Ich fand ihn in keiner Weise furchteinflößend, aber das würde mich trotzdem nicht daran hindern, die Schlösser austauschen zu lassen.
    Ich gab den Polizisten meinen Schlüssel. Als ich ihnen über die Straße folgen wollte, hob der jüngere den Arm wie ein Verkehrspolizist auf der Kreuzung und sagte: »Sie bleiben besser hier, Miss, und lassen uns das erstmal überprüfen.«
    Ich beobachtete, wie sie sich mit gezückten Waffen meiner Haustür näherten, trank einen Schluck Dr. Pepper und erschauerte. Mir war plötzlich kalt und ich fühlte mich seltsam erschöpft.
    Crazy Myra trat aus dem Haus und näherte sich uns. »Was ist denn da drüben
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