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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl
Autoren: Arto Paasilinna
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Ein Bären-Junges ist ein ungewöhnliches Geschenk zum fünfzigsten Geburtstag. Die Gemeinde von Pfarrer Oskari Huuskonen findet jedoch, es eignet sich bestens als solches, erinnere der Pfarrer doch selber an Meister Petz und hätte somit sicher ein Herz für das mutterlos gewordene Tier. Und in der Tat, die beiden brummigen Zeitgenossen verstehen sich prächtig. Huuskonen macht keinen Schritt mehr ohne den neuen Freund. Selbst in der Kirche ist der Bär an seiner Seite, und Huuskonens Gottesdienste sind beliebter denn je. Seine Ehefrau jedoch ist alles andere als glücklich über das neue Mit­ glied der Familie, und es kommt zu handfesten Ausei­ nandersetzungen…
    Arto Paasilinna, 1942 in Kittilä geboren, ist der populärste Schriftsteller Finnlands und wurde in Finnland, Italien und Frankreich mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er hat bereits 35
    Romane veröffentlicht, von denen
    viele verfilmt und ausnahmslos alle in die verschiedensten Spra­
    chen übersetzt wurden.
    Arto Paasilinna
    Ein Bär im Betstuhl Roman
    Aus dem Finnischen
    von Regine Pirschel
    edition Lübbe
    editionLübbe
    in der Verlagsgruppe Lübbe
    Copyright © 1995 Arto Paasilinna
    Die finnische Originalausgabe erschien 1995 unter dem Titel ROVASTI HUUSKOSEN PETOMAINEN MIESPALVELIJA bei WSOY, Helsinki, Finnland.
    Copyright © 2005 für die deutschsprachige Ausgabe: Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach Aus dem Finnischen von Regine Pirschel
    Satz: Kremerdruck GmbH, Lindlar
    Gesetzt aus der DTL Documenta
    Druck und Einband: Friedrich Pustet, Regensburg
    Printed in Germany
    ISBN 3-7857-1568-4
    Erster Teil
    Der verwaiste Teddy
    VOM SCHICKSAL EINER BÄRIN
    »Satan wütet unter uns wie ein brüllender Löwe!« Pastor Oskari Huuskonen stützte sich mit beiden
    Händen auf den Rand der Kanzel und sandte einen grimmigen Blick nach unten in die Gemeinde. Die Got­ tesdienstbesucher hockten schuldbewusst in ihren Bänken. Die Kirche war aus geteerten Balken gezim­ mert. Außen war sie mit rotem Ocker, drinnen blaugrau in der Farbe des Himmels gestrichen, der Altar und die Kanzel bestanden aus patinierter Kiefer mit hohem Kernholzanteil. In den vorderen Bänken saßen die Ho­ noratioren der Gemeinde Nummenpää: Landwirtschafts­ rat Lauri Kaakkuri, Betonfabrikant Onni Haapala, Gene­ ralmajor Hannes Roikonen, Doktor Seppo Sorjonen, außerdem der Apotheker, die Lehrer, der Bauinspektor, der Chef der Feuerwehr… und Saara Huuskonen, die Gattin des Pastors, eine schöne, hochnäsige Frau, die stets peinlich berührt wirkte, wenn sie die Verkündi­ gungen ihres Mannes anhörte.
    »Aber wenn die Peitsche Gottes den Hintern des Sa-tans streift, dann stiebt das Fell, und die losen Haare rieseln in seine Hose!«
    Oskari Huuskonen predigte scharfzüngig, anders als die meisten heutigen Geistlichen schonte er seine Ge­ meinde nicht. Harte Zeiten verlangten nach einem strengen Pastor, und das war Huuskonen.
    In derselben Gemeinde brachte an ebendiesem Mor­ gen eine kluge Bärin ihren Jungen die wichtigsten Le­ bensregeln bei: Am besten geht man nachts, wenn die barbarischen Menschen schlafen, auf Nahrungssuche, um dann tagsüber in den dunklen Tannenwäldern zu schlummern. Im Winter liegt man in seiner Höhle, und im Sommer streift man nach Art eines freien Raubtieres durch die Gegend.
    Es herrschte Frühsommer. Die braune Bärin war vor anderthalb Monaten in ihrer Winterhöhle erwacht. Sie hatte zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die im Winter in der Höhle unter dem Schnee geboren wor­ den waren und jetzt die Größe von kleinen Hunden hatten, es waren rührende, niedliche Teddybären. Der Geburtsakt war in jeder Weise gut verlaufen, ohne Auf­ regung und Komplikationen. Bärinnen brauchen keine Hebammen, und die Väter sind nicht bei der Geburt dabei. Alles passiert in der stockdunklen Höhle, die Bärin wacht kaum auf, wenn sie ihre Jungen, die die Größe von Garnknäueln haben, in die Welt wirft. Die ganze Babypflege besteht darin, ihre Kleinen an die Zitzen zu drücken.
    Jetzt herrschten bereits die hellen Nächte, es war En-de Mai. Die drei Pelztiere trotteten unterhalb der Stark­ stromleitung entlang, die sich quer durch die Gemeinde Nummenpää zog. In dieser Gegend wuchs dichter Bir­ ken- und Ebereschen-Wald, und an den trockneren Stellen Wacholdersträucher und Tannenschösslinge. Nummenpää ist die Nachbargemeinde von Sammatti und Somero im Südwesten der Provinz Uusimaa. Die Stromleitung, die von den Kraftwerken im
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