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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl
Autoren: Arto Paasilinna
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zusammen, die den Ausreißer wieder einfangen sollte. Zu Hause war der Kerl natürlich nicht, auch nicht in der Kneipe. Die Patrouille suchte in den Häusern der Nach­ barschaft und den Wohnungen von Loimukivis Bekann­ ten, spähte in die Schränke und unter die Betten, ohne Erfolg. Dann kamen die Männer auf die Idee, dass sich Loimukivi vielleicht in der Jagdhütte verkrochen hatte, er war nämlich stellvertretender Vorsitzender der Jagd­ gesellschaft und jagte, außer Frauen, auch Wild. Und tatsächlich, dort fanden sie den Bräutigam, er hockte auf dem Dachboden der Sauna und wähnte sich dort sicher und geschützt. Die Männer zerrten ihn herunter, und der Pastor nahm ihn beiseite, um ein Gespräch unter vier Augen mit ihm zu führen.
    Es war ein besonders wirksames seelsorgerisches Gespräch, in dem der Pastor die Bedeutung des heiligen Ehestandes betonte und seinen Worten zwischendurch zusätzlichen Nachdruck dadurch verlieh, dass er den Bräutigam mit dem Gesicht in einen Brennnesselbusch tauchte. So einigten sich die beiden schließlich: Der Bräutigam würde brav in die Kirche zurückkehren, wo der Pastor die unterbrochene Trauungszeremonie in Ehren beenden würde.
    Die Feuerwehr fuhr Pastor Huuskonen mit ihrem Führungsauto durch das Kirchdorf, und er kündigte über Lautsprecher an, dass die wegen des Unglücksfal­ les unterbrochene Trauung in einer halben Stunde fortgesetzt werde. »Die anschließende Hochzeitsfeier findet im Haus von Fabrikant Haapala statt, aber wegen der veränderten Umstände wird auf das Festessen ver­ zichtet.«
    Das Dorf beruhigte sich, und bald strömten die Leute wieder in die Kirche, um an der Trauung teilzunehmen. Die Braut war schön, der Bräutigam ernst und sein dunkler Anzug ein wenig zerknittert, sein Gesicht glühte von den Brennnesseln, aber sonst war alles wieder gut. Der Pastor richtete ein paar tröstende Worte an die Angehörigen und Freunde der Köchin Astrid Sahari. Anschließend traute er rasch das vor ihm stehende Paar, mit einer kürzeren und schmuckloseren Formel als geplant und ohne eingestreute Bibelsätze.
    SAPPERLOT , DAS GESCHENK ZU PASTOR HUUSKONENS FÜNFZIGSTEM GEBURTSTAG
    Eine Woche vor Mittsommer beging Pastor Oskari Huuskonen seinen fünfzigsten Geburtstag. Er war am
    17. Juni in Rovaniemi in die Familie des Chefs der Flößerei Huuskonen geboren worden. Der Weltkrieg war damals in seiner entscheidenden Phase gewesen, der Anfangserfolg der Deutschen hatte sich in eine blutige Niederlage verwandelt. Die Deutschen waren in Afrika unterlegen, und sogar in Warschau hatten sich die Juden zum Aufstand erhoben. Als Oskari gut ein Jahr alt gewesen war, war ganz Lappland von den Einwoh­ nern geräumt worden, und der Krieg gegen die einstigen deutschen Waffenbrüder hatte begonnen. Die Huusko­ nens waren gemeinsam mit der übrigen Zivilbevölkerung nach Schweden evakuiert worden. Als sie anderthalb Jahre später in die Heimat zurückgekehrt waren, hatte die Stadt nicht mehr existiert. Die Deutschen hatten Rovaniemi niedergebrannt und dem Erdboden gleichge­ macht, das einstmals so lebhafte Siedlungszentrum war nur noch ein Wald von Schornsteinen gewesen.
    Der Förderverein des Kirchenchores von Nummenpää, dem Taina Säärelä, sechzig, ältere Kollegin von Saara Huuskonen, vorstand, hatte die offiziellen Vorbereitun­ gen für die Geburtstagsfeier des Pastors übernommen. Der Verein wählte die Lieder und Psalmen aus, die auf der Feier gesungen werden sollten, gewann Generalma­ jor Hannes Roikonen – dieser hatte zufällig sein Som­ merhaus in Nummenpää – als Festredner, und dann machte er sich Gedanken über ein Geschenk für den Pastor. Es sollte etwas Besonderes und Auffallendes sein. Da kam irgendjemand auf die Idee, dass man dem Pastor eigentlich den kleinen Bären schenken könnte, der kostete schließlich nichts, man hatte ihn nur von Astrids Hoffichte holen müssen. Das andere kleine Tier hatte die Gemeinde im Tierpark von Ähtäri unterbringen können, da es ein Weibchen war, aber Männchen waren nicht gefragt, und so befand es sich weiterhin in Num­ menpää. Der Feuerwehrchef hielt es in seiner Garage und fütterte es wie einen Hund. Die Gemeinde hatte sich um anderweitige Unterbringung bemüht und, außer in Ähtäri, noch in Korkeasaari und sogar im schwedischen Luleä nachgefragt, aber niemand hatte das Tier haben wollen. Andererseits brachte man es auch nicht fertig, den kleinen Petz zu töten, und nun ergab sich die aus­
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