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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl
Autoren: Arto Paasilinna
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wurden ausgelassen und vergaßen ihre angeborene Vorsicht. Die Kleinen begannen herumzutollen, und auch die Mutter verspürte Lust, ringsum ein wenig Kleinholz zu machen, aber als ältere und vorsichtigere Bärin konnte sie sich vorläufig noch beherrschen.
    Die Kleinen bekamen Durchfall, doch was machte schon das bisschen Bärenscheiße aus. Teddys tragen keine Hosen, die schmutzig werden, wenn mal ein Mal­ heur passiert.
    Als sich die Mutter satt getrunken hatte, scheuchte sie ihre Jungen nach draußen und kehrte mit ihnen wieder an die Stromleitung zurück, um sich ein wenig auszuruhen. Die Bärin war ein großes Tier, sie wog mindestens hundertfünfzig Kilo, ihre Risthöhe betrug an die achtzig Zentimeter, sie hatte einen dicken Pelz und buschig bewachsene Wangenknochen. Mit all ihren Reizen stand sie bei den männlichen Tieren der Gegend hoch im Kurs; während der Brunstzeit musste sie nicht extra weibliche Mittel einsetzen, um ein Männchen anzulocken, im Allgemeinen trotteten gleich mehrere Exemplare hinter ihr her.
    Die Bärin und ihre Jungen waren tüchtig betrunken. Sie hatten keine Lust, in den Wald zurückzukehren, sondern trabten kühn weiter und gelangten zur Trafo­ station und zum Haus der Köchin Astrid Sahari. Beim Lebensmittelspeicher nahmen sie wieder Witterung auf: Herrliche Düfte lockten, und die Bärenmutter beschloss, in Astrids Speicher einzubrechen, obwohl bereits hell­ lichter Tag war. Geübt riss sie die Tür aus ihren Angeln. Mit vor Eifer bebenden Nüstern krochen die Tiere in den Speicher, in den Astrid am vergangenen Abend Dutzen­ de von Schüsseln mit den verschiedensten Gerichten getragen hatte: Da waren Puddings, Aufläufe, diverse Soßen, Braten und Salate, Weizenzöpfe, Torten, Kuchen und Gebäck, die Gerüche machten die drei Raubtiere nur noch benommener. Sie versenkten ihre zottigen Mäuler in herrlichen Puddings, leckten glücklich Fleischsoßen und wabbelnden Aspik auf und verschlan­ gen unbekümmert kalt geräucherte Lammkeulen. Die herrlichen Ergebnisse der wochenlangen Bemühungen von Köchin Astrid Sahari wurden auf einen Schlag zunichte gemacht. Die Delikatessen waren für eine Hochzeitsfeier bestimmt: Am heutigen Tag sollte der Baggerfahrer Hannes Loimukivi, ein allseits bekannter Windhund, mit Marketta Haapala, der einzigen Tochter des Besitzers der Betongießerei, einer etwas einfältigen, aber reizenden und liebenden Frau, vermählt werden, beide stammten aus der Gemeinde und waren vierzig Jahre alt. Onni Haapala, der Betonfabrikant, wollte die Riesenhochzeit finanzieren, und Astrid Sahari, Köchin für Feiern aller Art, hatte sie vorbereitet. Die betrunke­ nen Raubtiere aber hatten all die Delikatessen in Win­ deseile vertilgt.
    Vom Kirchturm der Gemeinde Nummenpää ertönte Glockengeläut, aber das kümmerte die Bären nicht. An dieses Geräusch waren sie gewöhnt, im Winter bei strengem Frost war der metallische Klang manchmal bis in ihre Höhle hinübergeweht. Ungefährlich war das Dröhnen der Glocken des Herrn, so besagten es die Erfahrungen der Bären.
    Aber angespornt von ihrem ersten Rausch, konnten es die Bärenkinder nicht lassen, zu brummen und her­ umzutollen, die Tische kippten um, Schüsseln zerbra­ chen, und Soßentöpfe rollten scheppernd umher. Köchin Astrid Sahari kam im Morgenrock herbeigerannt, um nachzuschauen, was der Lärm zu bedeuten hatte.
    Großer Gott! Der ganze Speicher war voller Bären, und alle hatten das Maul voller Pudding und Sahne!
    Astrid Sahari griff nach dem Besen, der an der Tür lehnte, und machte sich daran, die Räuber zu verscheu­ chen. Man muss wissen, dass Astrid keine ängstliche Frau war, sie hatte in ihrem fünfzigjährigen Leben aller­ lei mitgemacht, auch war sie zweimal verheiratet gewe­ sen, und es sei erwähnt, dass beide Ehemänner Bagger­ fahrer, Vielfraße und große Säufer gewesen waren.
    Sie verpasste der Bärin einen wütenden Besenhieb aufs Maul. Die Kleinen suchten bei ihrer Mutter Schutz, sie winselten vor Angst, als sie die wütende Frau sahen, die in der Tür stand und wild mit dem Besen fuchtelte.
    Die Bärin wurde nervös und begann ihre Kleinen zu verteidigen. Sie packte zu und bekam Astrids Dauerwel­ le zu fassen, Astrid warf den Besen weg und wurde anschließend selbst zur Tür hinaus und weit auf den Hof geschleudert. Dann schickte die Bärin ihre Kleinen auf den Baum, der mitten im Hof stand. Die jaulenden Teddys kletterten flink in die dicke Fichte. Astrid nutzte die Gelegenheit
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