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Das Kleine Buch Der Engel

Das Kleine Buch Der Engel

Titel: Das Kleine Buch Der Engel
Autoren: Anselm Gruen
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Wünsche, die von Herzen kommen
Vorwort
 
„Ich wünsche dir einen guten Engel, der dich begleitet.“ Wenn wir einem andern etwas Gutes wünschen, verbinden wir unseren Wunsch oft mit dem Bild des Engels. Wir wünschen, dass ein Engel ihn begleitet und ihr beisteht, dass ein Engel sie schützt und ihn davor bewahrt, einen Fehler zu machen. Solche Wünsche kommen immer aus der innersten Mitte des Menschen. In ihnen wende ich mich mit meinem ganzen Herzen einem andern Menschen zu. Ich spreche mit meinem Herzen. Und Worte, die aus dem Herzen strömen, sind immer Worte der Liebe. Sie atmen Wärme, Zärtlichkeit, Verständnis und Nähe. Und sie verbinden sich mit dem Herzen dessen, dem die Worte gelten. Sie schaffen Beziehung: Etwas fließt zwischen den Herzen hin und her.
 
Das deutsche Wort „Wunsch“ wächst aus der Wurzel „gewinnen“. Wenn ich jemandem etwas wünsche, wünsche ich ihm letztlich ja, dass sein Lebengelingen möge, dass er sein Leben gewinnt und nicht verliert. „Gewinnen“ bedeutet aber auch: „lieben, gern haben, zufrieden sein, Gefallen finden“. Jeder Wunsch zielt darauf, dass der andere mit seinem Leben zufrieden und einverstanden sei und daran Gefallen finde.
Und noch ein anderes Wort hängt mit „wünschen“ zusammen: „wohnen“. Ich wohne dort, wo ich mich gerne aufhalte, wo ich Gefallen finde, wo ich „Wonne“ erfahre. Wünsche, die aus dem Herzen kommen, laden also den Freund und die Freundin, denen ich meinen Wunsch zuspreche, ein, gerne in ihrem Herzen zu wohnen und im Einklang zu sein mit sich selbst.
 
Jeder Mensch sehnt sich nach Zuwendung. Es ist der ursprüngliche und elementare Wunsch des Kindes, dass sich der liebende Blick seiner Mutter ihm zuwendet und ihm zulächelt. Diese Urerfahrung, die dem Kind Daseinsberechtigung schenkt, vermittelt ihm: Du bist willkommen auf dieser Erde. Das wollen wir immer wieder erfahren. Die mütterliche Zuwendung ist Urbild des Segens. Im Segen wendet Gott mir sein leuchtendes Antlitzzu, damit auch mein Gesicht zu strahlen beginnt. Zuwendung und Segen gehören zusammen. Wer immer nur Ablehnung erfährt, fühlt sich ausgestoßen. Er hört nur verletzende Botschaften, die ihn ins Abseits drängen. Es sind keine guten Wünsche, sondern eher Ver-Wünschungen, die wie ein Fluch auf einem Leben lasten können. So ist die Sehnsucht nach Zuwendung letztlich eine Sehnsucht nach dem Segen. Jeder Mensch möchte ein gesegneter sein. Das lateinische Wort für segnen, „bene-dicere“, meint, dass ich dem anderen etwas Gutes sage: Ich spreche gut über ihn. Und ich spreche ihm auch etwas Gutes zu. Ich richte gute Wünsche an ihn. Es ist wie ein Geschenk: Ich lasse ihm Gutes zukommen.
 
Der Engel ist der Inbegriff von Gottes Zuwendung zum Menschen. Gott lässt den Menschen nicht allein. Er sendet ihm seinen Engel, damit er sich immer und überall von Gottes heilender und liebender Nähe umgeben weiß. Ein Kind hat mich einmal gefragt: „Glaubst du wirklich, dass der Engel mich nie verlässt, auch dann nicht, wenn ich böse bin?“ Diese Frage war sehr ernst. Offensichtlichsehnte sich dieses Kind danach, niemals allein gelassen zu werden, auch dann nicht, wenn es sich selber am liebsten verlassen wollte, weil es sich als unausstehlich erlebte. Der Engel drückt die Zuwendung einer solchen Liebe aus, die nicht bewertet, die Geduld hat. Es ist letztlich Gottes Liebe, die uns im Engel begleitet und uns das Gefühl gibt, nie fallen gelassen zu werden. Der Engel ermutigt: Gib dich nicht selbst auf. Diese Ermutigung gilt, auch und gerade, wenn wir uns selbst nicht aushalten und annehmen können.
 
Engel verbinden Himmel und Erde. So hat es Jakob in seinem Traum von der Himmelsleiter erfahren. Engel stiegen auf der Leiter auf und nieder, vom Himmel bis zur Erde und von der Erde bis zum Himmel. Diese Geschichte der Bibel zeigt: Engel öffnen den Himmel über uns. Sie berühren unser Herz.
 
Unser Herz ist für die frühen Mönche der Ort Gottes im Menschen. Es ist der Ort, an dem Gott selbst im Menschen wohnt. Das Herz ist der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Und zugleichist das Herz die Tür, durch die ein anderer Mensch bei uns eintreten kann. Das Herz verbindet Menschen miteinander. Doch immer wenn zwei Herzen sich berühren, öffnet sich der Himmel über ihnen. Da steigen Engel auf der Himmelsleiter auf und nieder.
 
Die Engel, die ich dir, lieber Leser, liebe Leserin, in diesem Buch wünsche, kommen aus dem Herzen Gottes. Aber es sind
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