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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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Pierre de Bressac erbleichte. Er starrte auf den Bildschirm seines Computers und musste unwillkürlich schlucken. Kolonnen von fremdartig wirkenden Schriftzeichen waren dort zu sehen. Ich bin verloren!, durchzuckte es de Bressac. Es gibt nichts, was mich jetzt noch schützen könnte…
    Es war zu spät.
    De Bressac wusste es.
    Mein Tod ist nur noch eine Frage der Zeit!, ging es ihm schaudernd durch den Kopf, während ein heftiger Windstoß dafür sorgte, dass sich das bis dahin nur angelehnte Fenster ganz öffnete. Der Wind fegte die Stapel von Papieren und Computerausdrucken durcheinander, die überall in de Bressacs Arbeitszimmer herumlagen. Ein Stapel Bücher, die über und über mit Lesezeichen gespickt waren, stürzte geräuschvoll um.
    Ein stöhnender Laut war daraufhin zu hören, und ein pechschwarzer Kater sprang davon.
    »Schon gut, Cesar«, sagte de Bressac laut. »Das war der Wind, mein Kater… nur der Wind…«
    Wie gerne hätte er selbst das glauben wollen!
    Aber de Bressac wusste nur zu gut um die schreckliche Wahrheit. Die Mächte, mit denen er sich eingelassen hatte, waren zu stark, zu furchtbar, zu grausam…
    Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück.
    Für mich gibt es nur noch den Weg der Verdammnis , ging es ihm durch den Kopf.
    Pierre de Bressac ging zum Fenster, um es zu schließen. Der Wind, der mit erneut zunehmender Heftigkeit von draußen hereinblies, war von einer so durchdringenden Kälte, dass de Bressac unwillkürlich fröstelte.
    Aber nicht diese Kälte war es, die ihn im nächsten Augenblick bis ins Mark erschauern ließ, sondern eine Bewegung im hohen Gras.
    Da war etwas…
    Für einen kurzen Moment fielen ihm glühend rot leuchtende Punkte in der Dunkelheit auf.
    De Bressac brauchte eine volle Sekunde, um zu begreifen, dass es Augen waren.
    Dämonisch wirkende Augen, so hell wie glühende Kohlen. Ein tierischer, fauchender Laut mischte sich in das Aufheulen des Windes hinein.
    Sie sind da!, durchzuckte es de Bressac. Die Lemuren der verlorenen Stadt Sarangkôr… Sie sind gekommen, um mich zu vernichten.
    Als de Bressac das Fenster schloss, verfinsterte sich jäh der fahle Mond. Zuerst Dutzende, dann Hunderte von geflügelten Wesen hoben sich als dunkle Schatten gegen das leuchtende Oval ab. Ungezählte weitere geflügelte Schatten ließen sich in den Schattenzonen daneben nur erahnen.
    »Nein«, flüsterte de Bressac und wich unwillkürlich ein Stück zurück.
    Der schwarze Kater verzog sich ängstlich miauend unter einen über und über mit staubigen Büchern bepackten Plüschsessel. Das Tier schien die Gefahr instinktiv zu spüren, die von den geflügelten Affen ausging, die nun massenhaft das alte Herrenhaus belagerten.
    Tierhafte Schreie drangen von draußen herein. Krächzende und fauchende Laute, die jedem Zuhörer das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten.
    Etwas flog auf das Fenster zu. Der Schlag lederiger Schwingen war kurz zu hören, dann prallte der Körper eines Lemuren gegen das Fenster.
    Das Wesen war etwa so groß wie ein Schäferhund. Mit seinen siebenfingrigen, mit Krallen bewehrten Händen hielt es sich am Fensterrahmen fest. Die Krallen schnitten offenbar in den Kitt der Scheiben und in das weiche Holz des Rahmens hinein.
    Das mit grauenerregenden Raubtierzähnen ausgestattete Maul wurde aufgerissen und stieß einen furchtbaren Schrei aus.
    Mit dem sehr kräftigen Schwanz schlug der geflügelte Affe gegen das Glas.
    So heftig, dass es splitterte.
    Wind toste herein. Mit ein paar weiteren Schwanzschlägen war die Scheibe so weit zerschlagen, dass das alptraumhafte Wesen ins Innere zu gelangen vermochte.
    Es machte einen Satz und landete mit einer geradezu katzenhaften Geschmeidigkeit auf dem Boden.
    Pierre de Bressac erwachte unterdessen aus der Erstarrung, die ihn bis dahin befallen hatte. Er lief zu seinem Schreibtisch, riss eine Schublade auf und holte einen Revolver hervor. Es handelte sich um eine kurzläufige Waffe der Firma Smith & Wesson vom Kaliber 38. Pierre de Bressac besaß sie seit Jahren zur Selbstverteidigung, hatte allerdings keine besonders große Übung in der Benutzung der Waffe.
    Immerhin wusste er, dass sie geladen war.
    Er nahm die Waffe mit beiden Händen und richtete sie auf den geflügelten Affen.
    De Bressac schoss!
    Aber die Kugel ging daneben.
    Das Projektil schlug im Parkettboden ein und ließ Holzstückchen heraussplittern.
    Dort, wo gerade noch das dämonische Wesen gelauert hatte, war nichts mehr. Der geflügelte Affe hatte
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