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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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die Folge sein, der Herr des Schreckens würde über die Erde ziehen und seinen unheimlichen Hunger nach Blut und Seelen befriedigen…«
    »Klingt fast so, als könnte man da nicht mehr viel machen, sobald diese lemurenartigen Wesen aufgetaucht sind«, stellte Nicole fest.
    »Es gibt immer eine Möglichkeit«, widersprach Zamorra. »Wenn ich in meinem bisherigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis eines gelernt habe, dann ist es dies: Man darf niemals aufgeben.«
    Nicole strich sich eine Strähne ihrer Perücke aus dem Gesicht und schwieg einige Augenblicke. Sie dachte an die tödliche Falle, in die der Erzdämon Lucifuge Rofocale sie erst vor kurzem hatte schleudern lassen. Es gab keinen Weg hinaus, und drinnen drohte ihnen die Auflösung in Nichts. Wenn sie aufgegeben hätten, wären sie jetzt tot. Aber sie hatten bis zur letzten Sekunde durchgehalten - und waren gerade noch rechtzeitig gerettet worden. [2]
    »Hast du eigentlich schon Kontakt mit der Polizei aufgenommen?«, fragte sie schließlich. »Ich meine, mit der Mordkommission, die doch sicher eingerichtet worden sein wird, um den Tod de Bressacs zu untersuchen.«
    Zamorra schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Aber…«
    »Ich bin mir auch nicht sicher, ob das in diesem Fall überhaupt notwendig sein wird… Im Zweifelsfall verlasse ich mich ohnehin lieber auf meine eigenen Ermittlungsmethoden.«
    ***
    Es war später Nachmittag, als sie das Herrenhaus von Pierre de Bressac in der Nähe von Aiges-Mortes erreichten.
    Das Anwesen erhob sich auf einem Hügel und wurde von einer völlig verwilderten Parklandschaft umgeben.
    Die ursprüngliche Anlage dieses Gartens war nur noch in Ansätzen erkennbar. Offensichtlich war dieses Anwesen und das dazugehörige Land seit Jahren sträflich vernachlässigt worden.
    Flatterband grenzte das eigentliche Herrenhaus mit einem Abstand von gut fünfzig Metern ab.
    Einen Polizisten, der offenbar abkommandiert worden war, um den Tatort zu bewachen, versetzte Zamorra mittels seiner Hypnosefähigkeiten kurzerhand in Tiefschlaf. Der Uniformierte sank in das ausgesprochen hohe Gras und verschwand beinahe darin.
    Die Tür am Portal war versiegelt und verschlossen. Zuerst dachte Zamorra daran, keine Rücksicht auf eventuelle Empfindlichkeiten der Polizei und der Justiz zu nehmen und das Siegel sowie die Tür einfach aufzubrechen. Aber Nicole fand einen Hintereingang, der überhaupt nicht verschlossen war - geschweige denn versiegelt.
    Bevor sie eintraten, zögerte Zamorra. Sein Blick blieb an einer bestimmten Stelle im hohen Gras hängen.
    »Was ist los, Chéri?«, fragte Nicole.
    »Ich kann die Magie spüren«, erwiderte der Meister des Übersinnlichen. Sein Amulett wies ihn mit leichter Erwärmung darauf hin. Hier, an diesem Ort, war Magie verwendet worden. Schwarze Magie.
    Hatte er zuvor vielleicht noch Zweifel gehegt, ob er im Haus von Pierre de Bressac an der richtigen Adresse war, um mit seinen Nachforschungen zu beginnen, so war diese Frage spätestens jetzt beantwortet.
    Sie betraten das uralte Herrenhaus.
    Zamorra hatte sich zuvor etwas über das Leben de Bressacs informiert.
    Er hatte sich sein Leben lang nichts anderem als seinen Studien gewidmet. Auf einen Lehrstuhl oder eine Anstellung bei einem wissenschaftlichen Institut war er dabei nicht angewiesen gewesen. -De Bressac war der einzige Erbe einer reichen Familie, die über eine Reihe von Landgütern verfügte, welche über ganz Südfrankreich verteilt waren. Pierre de Bressac hatte einen Großteil dieses Vermögens in seine kostspieligen Expeditionen hineingesteckt, die ein Fass ohne Boden gewesen zu sein schienen.
    Kaum ein Fachkollege hatte zum Schluss seine Thesen noch ernst genommen, die die Grenzbereiche zum Okkultismus nicht nur streiften, sondern bisweilen ziemlich eindeutig überschritten.
    Und jetzt war er tot.
    Wahrscheinlich zerrissen von dämonenhaften Kreaturen, für deren Erscheinen vermutlich niemand anderes als er selbst die Verantwortung trug.
    Zamorra und Nicole gingen die langen, hohen Korridore des Herrenhauses entlang. Was den Wandbehang anging, so wurden die teils bereits rissig gewordenen Wände einerseits von großformatigen Gemälden beherrscht, die entweder mehr oder minder berühmte Vorfahren de Bressacs abbildeten, während ein anderer Schwerpunkt auf Kultgegenständen aus dem alten Kambodscha lag. Großformatige Abbildungen von Steinreliefs aus den Tempelruinen von Angkor Wat und Angkor Thom hatte de Bressac auf
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