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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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Energieentladung des E-Blasters.
    Mit einem schaurigen Schrei löste sich das Wesen, das als dunkler Bruder des Affengottes bezeichnet worden war, auf. Heng Son wurde zu einer Wolke aus dunklem, sehr feinem Staub, die langsam zu Boden sank.
    ***
    Zamorra fühlte sich benommen. Für Augenblicke drehte dich alles vor seinen Augen. Er ließ den E-Blaster sinken. Mit der Linken berührte er das Amulett. Es kühlte sich innerhalb weniger Augenblicke ab. Ein Zeichen dafür, dass der Einfluss der schwarzen Magie an diesem Ort rapide schwand.
    Das rote Leuchten war aus den Augen von Valerie Cordonnier und François Lon vollkommen verschwunden.
    Und das galt nicht nur für diese beiden, sondern ebenso für den im Körper von Louis Schneider befindlichen Pierre de Bressac sowie die zahllosen geflügelten Diener Heng Sons. Die geflügelten Affen, die den Thronsaal des Herrschers der verlorenen Stadt bevölkerten, schienen ziemlich orientierungslos zu sein. Die Macht, die ihr Leben bestimmt hatte, gab es nicht mehr, und das dämonische Leuchten war aus ihren Augen verschwunden.
    Manche von ihnen flatterten wild kreischend durcheinander, andere kauerten verstört in ihren Ecken oder stritten sich heftig um die besten Plätze auf den von der Decke baumelnden Totenschädeln.
    »Es muss die Bewusstlosigkeit gewesen sein, die uns für kurze Zeit aus dem Bann befreite und es uns ermöglichte, Heng Son mit seinen eigenen Waffen zu schlagen«, sagte François Lon und versuchte damit eine einigermaßen plausible Erklärung für das Unfassbare zu finden.
    »Wir sollten nicht mehr allzu lange hier bleiben«, sagte Zamorra. »Schließlich ist nicht klar, wie lang die interdimensionale Überlappung anhält, die uns offenbar den Übergang in die Welt des Jademonds erlaubte.«
    »Das kann ich Ihnen genau sagen«, meldete sich Pierre de Bressac zu Wort. »Die Überlappung beider Welten gelang bislang ohnehin nur für wenige Stunden, und aufgrund magischer Vorkehrungen der anderen Götter konnte Heng Son den Bereich des Verlorenen Landes auch nicht verlassen, wenn es zu einer Materialisation auf der Erde kam. Die letzte Überlappung begann vor mehreren Stunden. Länger als eine halbe Stunde werden wir kaum Zeit haben, um Sarangkôr zu verlassen.«
    »Da können wir nur hoffen, dass uns die Bewohner nicht in die Quere kommen«, meinte Nicole.
    »Da brauchen sie sich wohl kaum Sorgen zu machen«, beruhigte de Bressac sie. »Die Bewohner Sarangkôrs dürften nach dem Ende ihres Herrschers ebenso orientierungslos sein wie diese geflügelte Brut hier!« Dabei deutete er auf die geflügelten Affen, die wohl zu einem koordinierten Angriff gar nicht mehr fähig waren.
    »Und was ist damit?«, fragte Nicole und deutete dabei auf die Striemen, die ihr von den Lemuren beigebracht worden waren.
    »Desinfizieren, damit es sich nicht entzündet, das reicht völlig«, sagte de Bressac. »Heng Son ist vernichtet. Seine schwarze Magie hat keinen Einfluss mehr.« De Bressac wandte sich an Zamorra. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Immerhin habe ich versucht, Sie zu töten, auch wenn mein Auftraggeber Sie offensichtlich unterschätzt hat.«
    »Nichts für ungut«, gab Zamorra zurück. »Sie handelten ja nicht aus freiem Willen.«
    Valerie starrte de Bressac nur unverwandt an.
    »Es ist nur ein anderer Körper, dessen ursprüngliche Seele für immer vernichtet wurde«, stellte er klar.
    »Ich weiß«, flüsterte Valerie tonlos und fügte dann nach einem Moment des Schweigens noch hinzu: »Vater!«
    ***
    Zamorra, Nicole, de Bressac, Lon und Valerie verließen die Residenz Heng Sons so schnell sie konnten. Die Bewohner Sarangkôrs wichen ihnen mit großer Scheu aus. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Als sie den Rand der Lichtung erreichten, versank Sarangkôr bereits hinter ihnen in den Nebelschwaden. Die
    Vergessene Stadt verblasste. Zamorra blickte noch einmal zurück.
    »Ich hätte gerne mehr über diese Welt erfahren«, bekannte er.
    »Wer weiß«, entgegnete Nicole. »Vielleicht gelangen wir ja irgendwann wieder dorthin.«
    »Schließlich soll man niemals nie sagen.«
    »So ist es, Ché ri.« Sie zupfte an ihrem völlig verschwitzten T-Shirt und setzte dann noch hinzu: »Wenigstens können wir uns auf eine komfortable Rückreise per Regenbogenblumen freuen.«
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 301 »Angkor - ein Land wie die Hölle«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 868 »Diener des Bösen«
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