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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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herrschte Halbdunkel.
    Eine Gestalt in einer Kutte schälte sich deutlich daraus hervor.
    Sie trat näher.
    »Halt! Geht keinen Schritt weiter!«
    Valerie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
    Sie erkannte diese Stimme sofort.
    »Vater!«, rief sie. »Vater, bist du es?«
    »Das muss ein schwarzmagisches Täuschungsmanöver sein!«, war Nicole überzeugt.
    »Nein, ich bin es wirklich, Pierre de Bressac!«, rief der Kuttenträger. Er näherte sich gemessenen Schrittes.
    Seine Bewegungen wirkten eigenartig. Irgendwie automatenhaft.
    »Vater!«, rief Valerie noch einmal.
    Der Mann, der mit der Stimme Pierre de Bressacs gesprochen hatte, legte seine Kapuze zurück.
    Ein Gesicht kam zum Vorschein, das Valerie und François Lon gleichermaßen stocken ließ.
    »In mir ist die Seele Pierre de Bressacs, dessen Körper zerfetzt wurde - ebenso wie meine geistige Essenz. Aber Heng Son, der Herr von Sarangkôr, fügte meine Seele wieder zusammen und gab mir diesen Körper! Ihr werdet ihn erkennen…«
    François Lon schluckte unwillkürlich.
    »Louis Schneider!«, stieß er hervor.
    Auch Zamorra war dieser Name ein Begriff.
    Er hatte auf der Liste von Mitarbeitern Pierre de Bressacs gestanden, die der Dämonenjäger angelegt hatte. Schneider war unter mysteriösen Umständen bei einem Kambodschaaufenthalt verschwunden. Er galt als vermisst…
    Die Augen jenes Mannes, der von Heng Son als das Gefäß bezeichnet worden war, begannen nun rötlich zu leuchten. Dieses Leuchten wurde nach wenigen Augenblicken platinfarben.
    »Valerie! Du bist ein Kind der Finsternis geworden - so wie auch ich. Was hast du mit dem Feind zu schaffen?«
    »Ich…«
    »Du hast ihn hergebracht, damit er unseren Herrn tötet. Aber das war falsch. Bald wirst du dich wundern, wie du so etwas tun konntest!«
    Ein Kampf tobte in Valeries Innerem. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem, was sie sich vorgenommen hatte und was sie als ihre Pflicht ansah, nämlich dabei zu helfen, dass eine dauerhafte Materialisation der Verlorenen Stadt auf der Erde verhindert wurde.
    Andererseits aber war da die Verbundenheit zu ihrem Vater. Sie spürte tatsächlich, dass er es war - so fantastisch das auch anmuten mochte. Aber da war sie sich ganz sicher. Ein wohliger Schauer überlief sie bei diesem Gedanken. Bist du nicht auch hierhergekommen, um ihn zu retten?, überlegte sie. Jetzt rettet er vielleicht dich, indem er dich auf die richtige Seite zieht, ehe du großes Unheil über dich und die Deinen bringst…
    Diese Gedanken, die sich da plötzlich in ihrem Kopf breitmachten, verwirrten sie. Sie wirkten so fremd. Valerie hatte fast das Gefühl, als ob es sich um Fremdkörper in ihrem Geist handelte.
    Ein absurder Gedanke!, durchfuhr es sie, und sie schalt sich selbst eine Närrin.
    Ihr Blick wanderte zwischen Zamorra und ihrem Vater, der im Körper von Louis Schneider steckte. Sie hatte das Gefühl, die Zeit würde jetzt äußerst verlangsamt voranschreiten.
    Es war kam zu glauben.
    Jede Millisekunde schien sich geradezu ins Unermessliche zu dehnen.
    Und dann fasste sie einen Entschluss.
    Sie trat zwischen Zamorra und ihren Vater.
    »Halt!«, sagte sie und hielt ihm die flache Hand entgegen.
    »Geh zur Seite, Kind!«, forderte de Bressac.
    »Vater, greif ihn nicht an. Das mächtige Amulett, das er trägt, wird dich sofort töten!«
    In diesem Punkt musste Zamorra ihr Recht geben. Möglicherweise konnte der Professor die Reaktion des Amuletts noch nicht einmal bestimmen. Es würde einfach tun, was der Notwendigkeit entsprach - und das blitzschnell.
    De Bressac hob die Arme.
    Grünlich schimmernde Blitze schossen aus seinen Fingern heraus. Sofort aktivierte das Amulett sein Schutzfeld, das sich um Zamorra und die neben ihm stehende Nicole legte. Die Strahlen prallten daran ab.
    Zamorra griff nach dem E-Blaster. Er hatte ihn auf Betäubung geschaltet und feuerte die Waffe ab. Mit einem trockenen Knacken zuckte ein blassblauer Blitz aus dem Abstrahlpol, fächerte zu einem Gitterwerk auseinander und traf sein Ziel. Durch den Elektroschock, der mit diesem Schuss ausgelöst wurde, verlor de Bressac das Bewusstsein. Er sackte in sich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen.
    »Er ist nur betäubt«, sagte Zamorra an Valerie gerichtet, die zu ihm stürzte und sich über ihn beugte. Ein tierhaftes Fauchen kam über ihre Lippen. Sie kauerte neben dem bewusstlosen Körper wie eine Raubkatze, die zum Sprung bereit ist. Ihre Augen glühten dunkelrot auf. Sie fauchte
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