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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Marina Schuster
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    Nervös schaute Debbie auf die Uhr. Mist, sie war wieder einmal zu spät dran, dabei hatte sie sich so beeilt. Es war bereits fünfzehn Uhr durch, und eigentlich hätte sie schon vor zehn Minuten ihren Termin gehabt.
    Hastig stürzte sie die Treppe in dem vornehmen Bürogebäude hinauf, ignorierte die erstaunten Blicke, die ihr die elegant gekleideten Angestellten hinterher warfen.
    Ihr war bewusst, dass sie in ihrer Jeans und ihrem T-Shirt hier völlig fehl am Platz wirkte, aber sie hatte es nicht einmal mehr geschafft, sich noch umzuziehen.
    Sie preschte den Flur entlang und um die Ecke, da traf sie etwas an der Schulter und sie prallte schmerzhaft gegen die Wand. Die Unterlagen aus ihrer Mappe flogen über den Boden.
    »Autsch, verdammt«, fluchte sie und sah auf.
    »Haben Sie denn keine Augen im Kopf?«, fauchte sie genervt und funkelte den Mann an, mit dem sie zusammengestoßen war.
    »Tut mir leid, ich habe Sie nicht gesehen«, entschuldigte er sich.
    Braune Augen unter einem dunkelblonden Haarschopf lächelten sie amüsiert an.
    »Was gibt es da zu grinsen?«, murmelte sie erbost, während sie sich bückte, um ihre Blätter wieder einzusammeln.
    Er antwortete nicht, ging in die Hocke und half ihr.
    »Toll, jetzt komme ich garantiert zu spät«, stellte sie mit einem erneuten Blick auf die Uhr fest, als sie alle Zettel in ihre Mappe zurück gestopft hatte.
    Ohne den Mann noch eines Blickes zu würdigen, hastete sie weiter auf die Tür der Anwaltskanzlei zu.
    »Ihnen auch einen schönen Tag«, rief er ihr schmunzelnd hinterher, dann stand sie bereits im Vorzimmer.
    Nachdem sie ihren Namen genannt hatte, führte die Anwaltsgehilfin sie direkt in ein großes Büro.
    »Sie müssen Miss Winter sein, guten Tag«, begrüßte sie der grauhaarige Anwalt freundlich, »Bitte nehmen Sie Platz.«
    Aufatmend ließ sie sich in einen der Sessel vor dem Schreibtisch sinken und sah ihn gespannt an.
    Sie hatte keine Ahnung, warum sie hier war, hatte lediglich ein Schreiben bekommen, in dem etwas von einer Erbschaftsangelegenheit stand, und sie gebeten wurde, zu diesem Termin zu erscheinen.
    »Gut, dann kommen wir gleich zur Sache.« Der Anwalt griff nach einer Akte und öffnete sie.
    »Wie wir Ihnen bereits mitgeteilt haben, handelt es sich um die Regelung eines Nachlasses, und zwar den Ihres verstorbenen Onkels Chester Mayfield.« Er machte eine kurze Pause und blätterte in den Papieren, während Debbie fieberhaft überlegte.
    Chester Mayfield – sie hatte keinen Onkel, der so hieß. Das musste ein Irrtum sein. Doch halt, Moment mal, dunkel erinnerte sie sich daran, dass ihre Mutter ihr irgendwann mal vom ersten Mann ihrer Schwester erzählt hatte. Einen »exzentrischen Spinner« hatte sie ihn genannt – hatte er nicht Chester geheißen?
    Da fuhr der Anwalt auch schon fort: »Es handelt sich allerdings nicht um ein Testament im üblichen Sinne, Ihr Onkel war da etwas einfallsreicher, und daher möchte ich Sie zunächst bitten, sich das folgende Video anzusehen.«
    Er schaltete einen Fernseher ein, legte ein Videoband in das Abspielgerät, und kurz darauf flimmerte das Bild eines alten Mannes über die Mattscheibe.
    »Hallo meine liebe Deborah, sicher bist du erstaunt, mich hier zu sehen«, er kicherte, »und fragst dich, wer ich überhaupt bin und was du mit mir zu tun hast.«
    Atemlos hörte Debbie zu.
    »Also zunächst einmal: Ich bin tot. Aber das hast du ja wohl schon vermutet.« Erneut kicherte er, worauf ein Hustenanfall folgte. Nachdem er wieder Luft bekam, fuhr er fort: »Du warst zu klein, um dich an mich zu erinnern, deine Tante Elisabeth hatte mich schon abserviert, bevor wir zwei die Möglichkeit hatten, uns kennenzulernen. Dummerweise war sie ein wenig voreilig gewesen, denn kurz nach unserer Scheidung hatte ich endlich Erfolg, und das Geld floss in Strömen – Pech für Elisabeth.« Wieder ein Kichern. »Wie auch immer, ich gebe dir die Gelegenheit, mein Erbe anzutreten, du gehörst zur Familie, und ich möchte, dass alles, was ich besitze, in der Familie bleibt. Allerdings werde ich es dir nicht so einfach machen, du musst schon etwas dafür tun. Ich habe meinem langjährigen Anwalt, Winston Bloomingdale, – Hallo Winston«, er winkte kurz in die Kamera, »genaue Instruktionen hinterlassen. Du hast von jetzt an exakt vierundzwanzig Stunden Zeit, darüber nachzudenken, ob du die Herausforderung annehmen willst. Ich rate dir, es dir sehr gut zu überlegen, es geht immerhin um die stolze Summe von
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