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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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blitzschnell einen Sprung vollführt. Jetzt kroch er unter dem Sessel hervor, unter den sich kurz zuvor der Kater geflüchtet hatte.
    Doch Cesars Schicksal war nun besiegelt.
    Rot tropfte es aus dem Maul des lemurenhaften Wesens.
    Blutdurchtränkte Stücke des Katzenfells hatten sich in den Krallen der prankenartigen Hände verfangen.
    Das Wesen fauchte de Bressac angriff slustig entgegen. Das dämonische Leuchten seiner Augen wurde noch intensiver.
    Ein zweiter geflügelter Affe landete am Fenster, krallte sich am Rahmen fest und sprang anschließend ins Innere des Hauses.
    De Bressac feuerte.
    Die Kugel traf diesen Neuankömmling mitten in den Körper. Dabei war die Wucht des Geschosses so groß, dass das Wesen einmal um die eigene Achse geschleudert wurde. Es jaulte auf wie ein verwundeter Wolf.
    Das Wesen landete auf dem Rücken, rollte sich herum und stand im nächsten Moment wieder auf seinen vier jeweils mit siebenfingrigen Krallenhänden ausgestatteten Extremitäten.
    Die Wunde am Bauch war für einen kurzen Moment zu sehen. Blut tropfte aus ihr heraus und sickerte auf den Boden. Der Teppich sog es förmlich auf.
    Es ist grünes Blut!, erkannte Pierre de Bressac schaudernd.
    Aber war das nicht auch zu erwarten gewesen? Schließlich hatte Pierre de Bressac nahezu alles zusammengetragen, was es an verfügbarem Wissen über die sogenannten Lemuren der verlorenen Stadt Sarangkôr zu wissen gab.
    Das Wesen näherte sich ihm, hob dabei den Schwanz, an dessen Ende sich eine Verdickung befand, aus der jetzt ein gutes Dutzend Stacheln herauswuchsen. Das Ganze ähnelte einem mittelalterlichen Morgenstern.
    Der Kopf war geduckt.
    Das dämonische Leuchten in den Augen wurde abwechselnd stärker und schwächer.
    Es pulsierte.
    Der andere Lemure näherte sich ebenfalls auf diese Weise.
    Am Fenster erschienen kurz nacheinander ein drittes und ein viertes geflügeltes Wesen dieser Art. Nach kurzer Landung am Fenster sprangen sie ins Innere des Arbeitszimmers herein.
    Schweißperlen glänzten auf Pierre de Bressacs Stirn.
    Er feuerte immer und immer wieder auf die angreifenden Wesen, obwohl er wusste, dass deren Wunden sich nach wenigen Augenblicken wieder schließen würden. Es war einfach ein Akt purer Verzweiflung.
    Der letzte Schuss feuerte aus dem 38er Smith & Wesson heraus.
    Dann machte es »klick«.
    Die Revolvertrommel war leer geschossen, während sich mehrere der geflügelten Affen jaulend auf dem Boden wanden.
    Doch nun gab es nichts mehr, was diese Monstren auch nur einen einzigen weiteren Augenblick aufzuhalten vermochte.
    Mit gefletschten Zähnen sprang die erste dieser Dämonenkreaturen auf de Bressac zu. Dieser hob schützend die Hände. Die Wucht, mit der ihn der geflügelte Affe angesprungen hatte, riss de Bressac zu Boden. Er schrie und schlug um sich. Die Reißzähne des Lemuren schlugen in seinen Hals. Das Blut spritzte auf. Wie eine Meute hungriger Wölfe stürzten sich nun die anderen Lemuren auf den bereits schrecklich entstellten Körper Pierre de Bressacs.
    ***
    Professor Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, saß in seinem im Nordturm des Chateâu Montagne gelegenen Arbeitszimmer und starrte angestrengt auf den Schirm seines Computers. Dort waren Ablichtungen von uralten Inschriften aus der Hoch-Zeit des versunkenen Khmer-Reiches zu sehen, das vor gut einem Jahrtausend Südostasien beherrscht hatte. Ausgehend von der im Jahr 889 gegründeten Hauptstadt Angkor hatte sich eine der erstaunlichsten und rätselhaftesten Hochkulturen entfaltet, die die Welt je gesehen hatte.
    Im Jahr 1431 wurde Angkor von den Thai erobert und zerstört; die Khmer verlegten den Regierungssitz nach Phnom Penh. Ihre steinernen, halb vom Dschungel überwucherten Steinmonumente überdauerten die Zeitalter und lockten seit ihrer Wiederentdeckung im neunzehnten Jahrhundert und Freilegung um 1907 Legionen von Forschern und Touristen in den Dschungel Kambodschas.
    Zamorra selbst war auch schon dort gewesen. Gut 22 Jahre lag das jetzt zurück, wie er sich erinnerte. Damals war Angkor noch teilweise gesperrt gewesen, niemand durfte den »verbotenen Tempel« Angkor Wat betreten, der im 12. Jahrhundert errichtet worden war. Zamorra war es dennoch gelungen, diese Sperren unbemerkt zu durchdringen und Angkor Wat zu betreten. [1]
    Heute war das alles wesentlich einfacher. Angkor konnte ganz normal betreten werden. Es gab keine Absperrungen mehr. Doch immer noch haftete der Nimbus des Verbotenen an der uralten Tempelanlage.
    Damals
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