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Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Carlo Collodi
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Ein Name, der Glück bringt
    Tiefe Dunkelheit hatte sich über die kleine italienische Stadt gesenkt, und die Menschen, die hier lebten, lagen bereits in tiefem Schlummer. Nur in der kleinen Hütte des Holzschnitzers Geppetto brannte noch Licht.
    Die Grille, die normalerweise um diese Zeit auf dem Kopf einer Marionette hockte und schlief, lief unruhig an der Wand hin und her und wunderte sich nicht schlecht. Was ging da bloß vor sich in der kleinen Werkstatt? Warum war Geppetto noch immer nicht zu Bett gegangen, wo er doch sonst stets einer der Ersten war? Und nun schnitzte er schon seit vielen Stunden an diesem Stück Pinienholz herum und mochte und mochte nicht aufhören.
    Bei jedem Schnitt, den Geppetto machte, drang ein leises Stimmchen aus dem Holz.

    Der alte Holzschnitzer
    formte einen Körper,
    einen Kopf und schließlich
    Arme und Beine.
    Die Holzpuppe reckte und streckte sich
    wie ein Kind, das aus dem Schlaf erwacht.
    Geppetto setzte sie auf den Tisch
    und schon wackelte sie mit den Beinen.

    Voller Spannung sah die Grille dabei zu, wie der Holzschnitzer seine Farbtöpfe hervorholte und dem hölzernen Kerlchen einen Mund ins Gesicht malte. Kaum war er fertig, fing der Kleine lauthals an zu lachen, fast so als ob er den alten Mann verspotten wollte. „Na warte, du Frechdachs“, sagte Geppetto. „Zur Strafe male ich dir große Kulleraugen und schnitze dir eine extralange Nase.“
    Gesagt, getan! Und als der Alte wenig später damit fertig war, stockte der Grille vor Empörung der Atem.

    Die Holzpuppe streckte Geppetto
    doch tatsächlich die Zunge heraus!
    Oje, das gab gewiss Ärger!

    Aber der Holzschnitzer lachte nur. Er hob die Puppe auf seinen Arm und sah sie liebevoll an: „Endlich habe ich einen Sohn“, sagte er voller Stolz. „So einen kleinen Jungen wie dich habe ich mir schon mein Leben lang gewünscht. Ich werde dich Pinocchio nennen. Das ist ein Name, der Glück bringt.“
    Wieder lachte Pinocchio und zappelte wie wild auf Geppettos Arm herum. Schließlich riss er dem Alten die Perücke vom Kopf und schleuderte sie in hohem Bogen in einen Haufen Sägespäne.
    Geppetto hob mahnend den Zeigefinger, aber Pinocchio machte sich nichts daraus, sondern tanzte übermütig durch die Werkstatt.

    Plötzlich blieb er vor dem Alten stehen und schrie: „Ich habe Hunger!“
    Sofort ging Geppetto in den Nebenraum, um etwas zu essen für seinen Sohn zu suchen. Unterdessen sah Pinocchio sich neugierig in der Werkstatt um.

    Da entdeckte er die Grille.
    „Wer bist du denn?“, platzte er heraus.
    „Zirp, zirp“, sagte die Grille.
    „Ich bin die sprechende Grille
    und ich wohne schon über hundert Jahre
    in diesem Haus.“

    „Dann wird es Zeit, dass du endlich von hier verschwindest“, erwiderte Pinocchio frech. „Ich bin ein richtiger Junge, und deshalb musst du tun, was ich dir sage.“
    „Ha!“, erwiderte die Grille. „Um ein richtiger Junge zu werden, musst du noch eine ganze Menge lernen.“ Pinocchio tippte sich an die Stirn. „Ich soll lernen?“, lachte er. „Da kannst du aber lange warten!“
    „Na, dann bleibst du eben bis ans Ende deines Lebens ein Holzkopf“, brummte die Grille und verkroch sich in die dunkelste Ecke der Werkstatt.

    Als der alte Geppetto am nächsten Morgen von den Schlägen seiner alten, kunstvoll geschnitzten Wanduhr geweckt wurde, dachte er zuerst, dass die Geschichte mit der Holzpuppe, die er zum Leben erweckt hatte, nur ein Traum gewesen war. Doch dann fiel sein Blick auf den Weidenkorb voller Holzspäne, in dem Pinocchio lag und schlief.

    Mit einem Satz sprang Geppetto
    aus dem Bett.
    „Wach auf, mein Sohn!“, rief er.
    „Du musst in die Schule gehen.“
    Pinocchio öffnete ein Auge und gähnte.
    In die Schule?, dachte er. Niemals!
    Lieber nehme ich Reißaus.

    Pinocchio wartete, bis Geppetto das Haus verlassen hatte, um beim Bäcker ein Brot für ihn zu kaufen, dann schlüpfte er ebenfalls zur Tür hinaus und floh durch die schmalen Gassen des Städtchens und über Wiesen und Felder bis an den Strand des Meeres. Fröhlich jagte Pinocchio hinter Vögeln her und fing zappelnde Frösche und bunte Schmetterlinge ein. Die Welt war einfach wunderbar, fand er und beschloss, nie wieder heimzukehren.

    Doch schon bald knurrte sein Magen.
    Pinocchio vergaß Vögel und Frösche
    und dachte nur noch an eines:
    an ein schönes braunes Brot.
    „Was bin ich bloß für ein Dummkopf“,
    murmelte er und rannte nach Hause.
    Vorsichtig drückte er auf die Klinke.
    Die
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