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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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sollen wir erst warten, bis uns die Polizei mit ihrem Erkennungsdienst sämtliche Spuren ruiniert hat?«
    Nicole ging in Richtung Tür. »Irgendwie finde ich, dass du mein Äußeres überhaupt nicht angemessen gewürdigt hast, Chéri!«
    Zamorra verdrehte die Augen.
    »Du siehst umwerfend aus, Nicole - wie immer!«
    »Ich meinte eigentlich meine neue feuerrote Perücke«, maulte sie. »Und du hast sie anscheinend noch nicht einmal bemerkt!«
    Noch bevor Nicole die Tür erreicht hatte, um den Raum zu verlassen, klopfte es.
    »Herein!«, rief Zamorra.
    William, der als Butler auf Zamorras Lohnliste stand, trat ein. Er blickte etwas indigniert. Zamorra ahnte, dass irgendein Unglück geschehen sein musste.
    »Heraus damit, William!«, forderte er ihn zum Reden auf. »Was ist passiert?«
    »Es geht um Fooly…«, begann der Butler zögernd.
    Nicole stemmte die Arme in ihre geschwungenen Hüften.
    »Was hat unser Jungdrache wieder angestellt?«
    Der Butler trat etwas vor und wandte sich direkt an den Herrn des Chateâu Montagne. »Sie wissen, dass ich Sie immer eindringlich davor gewarnt habe, in Foolys Nähe irgendetwas Brennbares liegen zu lassen, dass Ihnen vielleicht wertvoll ist!« Der Butler seufzte herzzerreißend und fuhr anschließend fort: »Es geht um ein paar Ihrer alten Folianten aus der Bibliothek, Professor…«
    Zamorra erbleichte, als ob ihm eine ganze Armee leibhaftiger Höllendämonen begegnet wäre.
    »Nein!«, flüsterte er.
    ***
    Etwa eine halbe Stunde später verließen Zamorra und Nicole das durch den so genannten M-Schirm vor dem Einfluss schwarzer Magie geschützte Chateâu Montagne. Sie benutzten dazu Zamorras BMW. Nur das Nötigste hatte der Butler für den Trip in den Süden Frankreichs zusammengepackt.
    Zamorras Ankündigung nach handelte es sich ohnehin nur um einen Kurztrip - auch wenn sich der Meister des Übersinnlichen in dieser Hinsicht schon des Öfteren vertan hatte. Als sie das Chateâu hinter sich gelassen hatten, begann Zamorra seiner Freundin zu eröffnen, was er inzwischen herausbekommen hatte.
    »Hanuman, der allseits geachtete Gott der Affen, hatte einer Legende nach einen dunklen Bruder namens Heng Son. Heng Son neidete seinem Bruder die Beliebtheit bei den Sterblichen, so berichtet die Überlieferung, auf die de Bressac gestoßen war. Aus diesem Grund beschwor Heng Son lemurenhafte Affendämonen mit lederigen Schwingen und hungrigen Raubtiermäulern.«
    »Dann muss er sich zuvor eingehend mit schwarzer Magie befasst haben«, schloss Nicole messerscharf.
    »Durchaus möglich«, gestand Zamorra zu.
    »Was geschah dann?«
    »Der Legende nach verbündeten sich die anderen Götter gegen Heng Son und verbannten ihn in den Tempel von Sarangkôr, den er sich selbst von den Sterblichen hatte erbauen lassen. Bei den alten Khmer war Stein ein Baumaterial, das den Göttern vorbehalten war, und so gibt es heute nur noch die Ruinen von Tempeln und den Palästen der Gottkönige, während von den Behausungen der einfachen Leute nichts geblieben ist. Wir wissen also nicht, wie groß diese alten Khmer-Städte wirklich waren, da wir nur noch den Kern haben. Aber der Legende nach stellte Sarangkôr die Hauptstadt Angkor weit in den Schatten. In nur einem Jahr hatte Heng Son sie unter Zuhilfenahme magischer Mittel mitten in den Dschungel hineingebaut und einen künstlichen See dazu angelegt, der den quadratischen, ebenfalls künstlich angelegten See von Angkor Thom wie einen kleinen Tümpel aussehen ließ.« Zamorra atmete tief durch und lenkte seinen BMW um eine enge Kurve, in der ihm ein Lieferwagen entgegenkam. Nur Millimeter trennten beide Fahrzeuge im Augenblick ihrer größten Annäherung.
    Aber Zamorra blieb vollkommen ruhig.
    Er kommentierte die riskante Fahrweise des anderen Fahrers nicht einmal durch eine bissige Bemerkung, sondern fuhr mit seiner Erzählung fort.
    »Die anderen Götter verbannten Heng Son in seiner eigenen Stadt und sorgten mit einem gewaltigen Zauber dafür, dass Sarangkôr - mitsamt seinem Herrn, in eine andere Welt versetzt wurde. So wurde aus Sarangkôr die verlorene Stadt, aus seiner Umgebung das verlorene Land… die Legende, die Pierre de Bressac offenbar in einer bislang unbekannten Ruine im Inneren des kambodschanischen Dschungels entdeckte, enthält noch eine Prophezeiung.«
    »Wie lautet sie?«
    »Dass die Welt unter die Herrschaft Heng Sons fallen wird, wenn sich je wieder geflügelte Affen auf der Erde zeigen sollten. Ein Zeitalter des Bösen würde dann
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