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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott
Autoren: Alfred Bekker
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das Format DIN A1 vergrößern lassen. Tierhafte Göttergesichter wechselten in diesen Reliefs mit den Darstellungen graziler Tempeltänzerinnen ab.
    Hin und wieder hingen auch kleinere Kultgegenstände aus Ton oder Holz an der Wand.
    Einige dieser Artefakte waren zu Boden gerissen worden. Zamorra blieb stehen und deutete auf Kratzspuren an den Wänden.
    Namenlose Wut schien die dämonischen Wesen getrieben zu haben, als sie durch die Korridore des Herrenhauses gestürmt waren.
    Zamorra und Nicole erreichten die Eingangshalle. Sie war weitaus schwerer verwüstet als die Korridore, durch die Zamorra und seine Lebensgefährtin bis jetzt gekommen waren.
    Hier waren sämtliche Bilder und sonstiger Wandbehang, darunter auch ein kostbarer persischer Gobelin, zu Boden gerissen und teilweise zerrissen worden. Die Wände waren bis auf eine Höhe von fast drei Metern mit Kratzspuren übersät.
    »Es müssen Hunderte dieser geflügelten Affen gewesen sein, die sich hier ausgetobt haben«, sagte Nicole laut. Der helle Klang ihrer Stimme hallte in dem hohen Gemäuer wider.
    Zamorra deutete mit der Hand auf einige dieser Spuren. »Siehst du die unterschiedliche Größe dieser Spuren? Die Wesen, die dieses Haus heimsuchten, sind offenbar ebenfalls von sehr unterschiedlicher Größe.«
    Sie gingen die Wendeltreppe hinauf, die in das obere Stockwerk führte.
    Nachdem sie mehrere weitere, völlig verwüstete Räume kurz durchstöbert hatten, gelangten sie in de Bressacs Arbeitszimmer.
    Auch hier herrschte das pure Chaos.
    Markierungen zeigten an, wo die sterblichen Überreste des Wissenschaftlers gefunden worden waren. Die Stellen waren nummeriert und über die gesamte Fläche des Arbeitszimmers verstreut.
    Allein der Gedanke an das Grauen, das sich hier zugetragen haben musste, konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.
    »Ich sehe nirgends einen Computer oder dergleichen«, stellte Nicole etwas verwundert fest.
    Zamorra deutete auf einen Abdruck in der Staubschicht die sich dem Schreibtisch im Laufe der Zeit gebildet hatte. Er entsprach genau den Ausmaßen eines handelsüblichen Rechners. »De Bressacs Computer scheint entfernt worden zu sein. Fragt sich nur, ob die Polizei das zu verantworten hat…«
    »Wer sonst?«, unterbrach ihn Nicole. »Du denkst doch nicht etwa an diese Lemuren…?«
    »Spricht irgendetwas dagegen?«, fragte Zamorra zurück. »Wir wissen weder, mit welchem genauen Auftrag sie hierherkamen, noch, ob es sich um unzivilisierte Bestien oder hoch intelligente Killer handelt.«
    Vielleicht auch eine Mischung aus beidem , überlegte Zamorra.
    Der Bildschirm fand sich wenig später. Er war zusammen mit der Tastatur achtlos in eine Ecke geworfen worden.
    Ähnlich wie in den anderen Räumen des Obergeschosses waren die Wände mit Kratzspuren nur so übersät. Zahllose, teils sicher sehr wertvolle Bücher waren aus ihren Regalen gerissen und so mancher Einband regelrecht zerfetzt worden. Zamorra fiel ein Teppich auf, der ein paar dunkelgrüne Flecken aufwies.
    Grün - das war der Überlieferung nach das Blut jener Kreaturen der Nacht, die der dunkle Bruder des Affengottes um sich gescharrt hatte.
    Zamorra berührte unwillkürlich das handtellergroße Amulett, das er an einer Halskette vor der Brust trug.
    Merlins Stern schlug an.
    Er erwärmte sich leicht.
    Die magische Kraft dieser Lemuren ist noch anwesend , erkannte Zamorra. Das war kein Wunder. Schließlich hatten sie etwas sehr Wesentliches zurückgelassen.
    Ihr Blut…
    »Sehen wir uns noch ein bisschen um«, schlug Nicole vor. »Irgendetwas Brauchbares, das uns vielleicht doch noch etwas weiterbringt, müssten wir doch in diesem Gemäuer noch auftreiben können…«
    »Leider sind wir wohl - nach den Lemuren Heng Sons und der Polizei - die Letzten in der Reihe, die hier herumstöbern«, erwiderte Zamorra ziemlich resigniert.
    Ein Geräusch ließ ihn und Nicole jäh zusammenzucken. Draußen auf dem Korridor hatte es geknarrt. Natürlich kam es in einem derart alten Haus immer wieder vor, dass sich Fußbodenbretter verzogen und dadurch unerklärliche, beinahe geisterhafte Laute entstanden, die manchmal einem menschlichen Aufstöhnen oder Seufzen ähnelten.
    Aber daran glaubte Zamorra in diesem Augenblick nicht.
    Er zog den E-Blaster unter seiner Jacke hervor, wo er diese ausgesprochen wirkungsvolle und auch gegen Dämonen und dämonenähnliche Wesen einsetzbare Waffe verborgen trug. Sie haftete dort an einer Magnetplatte, die am Gürtel seiner Hose
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