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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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BEORNAMUNDS PROPHEZEIUNG
    E in Schmied namens Beornamund lebte einst in Mercia, einem der sieben großen Reiche von Englalond, jenem sagenumwobenen Land des Nebels, das am nordwestlichen Rand der Dinge liegt.
    In seiner Jugend liebte er Imbolc, die Tochter seines Meisters, deren Name in der alten Sprache Frühling bedeutet.
    Als sie bei einem Hochwasser von den Fluten fortgerissen wurde und ertrank, widmete er sein Leben fortan der Aufgabe, zum Gedenken an ihre Schönheit und ihrer beider Liebe Gegenstände zu fertigen. Seine Handwerkskunst war so groß und sein Verständnis des sterblichen Geistes so tief, dass er zum CraftLord erkoren wurde, dem Schöpfer großer Dinge. Viele sagen, er sei der Größte von allen gewesen.
    Aus zwei Gegenständen im Besonderen entsprang eine Legende. Der erste war eine makellose Kugel aus Metall und Glas, die Beornamund am Tag ihres Todes im Zorn erschuf. Sie war so vollkommen, dass sie, als er sie aus Trotz gegen die Götter – die, wie er glaubte, seine Imbolc hatte sterben lassen – in den Himmel schleuderte, etwas von den Feuern des Universums und alle Farben der irdischen Jahreszeiten stahl. Als die Götter dies sahen, zerschmetterten sie die Kugel in hunderttausend Stücke. Er fand nur drei davon, jedes ein makelloser Edelstein, der eine Jahreszeit verkörperte: einer den Sommer, ein zweiter den Herbst und der letzte den Winter.
    Beornamund glaubte fest daran, dass auch der Stein des Frühlings in der Nähe seiner Werkstatt lag, doch er fand ihn nie.
    Der zweite große Gegenstand war mit dem ersten auf höchst merkwürdige Weise verbunden. Es handelte sich um eine Anhängerscheibe aus Gold, in die er die drei Edelsteine, die er gefunden hatte, einsetzte, in dem Glauben, dass auch der Frühling, der letzte, eines Tages wieder zum Vorschein kommen würde.
    Diesen Anhänger trug durch die Jahrhunderte Imbolc, die von den Göttern zur Friedensweberin erkoren worden war und auf einem Schimmel durch die Welt der Sterblichen, Menschen wie Hydden, ritt.
    Beornamund prophezeite, dass der Stein des Frühlings erst gefunden werden könne, wenn die Steine des Sommers, Herbstes und Winters von dem Anhänger, den er Imbolc geschenkt hatte, unbemerkt abgefallen und in Vergessenheit geraten seien. Wenn der letzte, der Winter, verlorengehe, werde ihre Reise als Friedensweberin zu Ende sein. Erst dann habe sie ihre Pflicht erfüllt und könne als Imbolc, seine Geliebte, zu ihm zurückkehren.
    Doch er warnte auch vor der Gier der Sterblichen, die so zerstörerisch sei, dass der Erde und dem Universum nach Imbolcs endgültigem Hinscheiden die Vernichtung drohe. Das Einzige, was sie retten könne, sei das Kommen ihrer legendenumwobenen Schwester, der Schildmaid. Deren erste Aufgabe werde sein, mit der Hilfe einer Schar tapferer Sterblicher den verlorenen Stein des Frühlings zu finden. Danach müssten im Laufe der Jahre die anderen, über die Erde verstreuten Steine der Jahreszeiten gefunden werden. Erst wenn diese Quest erfüllt sei, könnten die Kugel, die Beornamund zuerst gefertigt hatte, wieder erschaffen, die Feuer des Universums noch einmal entfacht, die irdischen Jahreszeiten erneuert und Erde wie Universum gerettet werden …



1
DIE REITERIN UND IHRE QUEST
    K urz vor Sonnenaufgang an diesem ersten Frühlingstag tauchten der Schimmel und seine Reiterin aus dem Dunkel des Winters auf und verweilten auf dem Waseley Hill nahe der Stadt Brum in Englalond.
    Kalte Nebelgeister regten sich, aufgewirbelt von den Hufen des Pferdes, oder lagen über den Senken und Gräben unter ihm, sie fürchteten die aufgehende Sonne mehr als die Reiterin. Da sie zu alt war, um mühelos abzusteigen, sank der Schimmel sanft auf die Knie und ließ sie hinab. Ihre Hände und Finger waren verkrümmt, ihre Augen wässrig, ihr weißes Haar schütter und ihr pergamentenes Gesicht zerfurcht von einer Reise, die fünfzehnhundert Jahre währte.
    An ihrem Hals hing eine alte Anhängerscheibe aus Gold, abgenutzt und zerbeult. Die Edelsteine des Anhängers waren fast alle verlorengegangen, und dennoch war er immer noch schön.
    Die Reiterin hatte alle Jahreszeiten ihres Lebens durchstanden, und mit dem Beginn der neuen Jahreszeit auf der Erde schickte sie sich an, von geborgter Zeit zu leben, bis sie ihre große Aufgabe zu Ende geführt hatte und zu den Sternen zurückkehren durfte. Denn noch war ihre Quest nicht erfüllt.
    Ihr Körper mochte der eines alten Weibes sein, doch in ihren Augen leuchtete noch das Licht der
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