Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
perfekt geformt, aber nur knapp drei Fuß lang, sodass ich mir ziemlich groß vorkomme. Wie ein Riese.«
    Sie wusste, dass er auf Beornamund anspielte, und vermutete, dass er in seinen Überlegungen soeben einen riesigen Sprung gemacht hatte.
    Denn nach der angelsächsischen Legende war der CraftLord zwar ein Kind des kleinen Volkes, jedoch, wie es in der alten Sprache hieß, ein »Riesengeborener« – ein biologischer Normabweichler, ein Mutant, ein potenzieller Ausgestoßener. Die meisten so Gearteten wurden getötet, sobald ihre abnorme Größe offenbar wurde, der CraftLord aber war geflohen und hatte sich als Mensch ausgegeben. Erst am Ende seines Lebens, so hieß es, kehrte er in die Welt zurück, in die er hineingeboren worden war, und nahm seine wahre Größe an. Es war ein Rätsel, auf das niemand eine Antwort hatte.
    Arthur Foale freilich hatte seit langem eine Theorie, und der Schatten zu seinen Füßen hatte ihn auf eine Idee gebracht, wie er sie überprüfen konnte.
    »Ich komme nach Hause«, sagte er zu Margaret. »Ich habe hier gefunden, was mir noch gefehlt hat.«
    »Arthur …«,
sagte Margaret warnend.
    Es war zu spät, die Verbindung war wieder tot.
    Eine Idee war geboren, und Arthur Foale war nicht der Mann, der von einer Idee ließ, ehe er nicht überprüft hatte, ob sie richtig oder falsch war.
    Ich werde einen anderen Weg finden müssen, ihre Geheimnisse zu lüften,
hatte er gesagt.
    Margaret gefiel das überhaupt nicht.

5
DER RIESENGEBORENE
    A m selben Morgen fand jenseits des Meeres in einem norddeutschen Mittelgebirge ein ungewöhnliches Gespräch statt.
    »Dann ist dies also der Knabe? Der besagte?«
    Die drei Hydden nickten der Frau zu, die gesprochen hatte, gleichermaßen Furcht und Müdigkeit in den Augen.
    »Wie könnt ihr euch sicher sein?«
    »Sehen Sie ihn doch an! Er ist der, den sie gesucht haben, den sie töten wollten.«
    Der Älteste und Angesehenste unter ihnen sprach – er war der Altermann, das Oberhaupt des Dorfes. Er war der Gebrechlichste, aber auch der Lebhafteste, und sein Gesicht war grau und gezeichnet von der anstrengenden Wanderung in die Berge und der ständigen Angst vor Verrat.
    Er hätte sich nicht zu fürchten brauchen.
    Die Hydden im Harz waren dafür bekannt, dass sie ein Geheimnis hüten konnten. Von Natur aus jeder Obrigkeit abhold, waren sie eingefleischte Feinde der Sinistral, die mit ihren schwarzen Armeen, den Fyrd, Hyddenwelt beherrschten.
    Rund um den Globus waren alte Reiche, ehrwürdige Republiken und ganze Stammesstrukturen, welche die Zeiten überdauert hatten, unter dem Ansturm einer einzelnen Macht zusammengebrochen und unter das Joch der Fyrd gezwungen worden.
    Seit dem Aufstieg des kaiserlichen Roms in der Menschenwelt zweitausend Jahre zuvor hatte die Gattung der Sterblichen nicht mehr erlebt, wie militärische Stärke im Verein mit technischen Neuerungen und befeuert von der Aussicht auf Beute so schnell und so vollständig das Alte erobern und durch das Neue ersetzen konnte. So war der Harz, wie Englalond, ein Bollwerk der Freiheit.
    Die weibliche Anführerin im Harz wurde von jeher Modor genannt,wohl von dem Wort »Mutter« abgeleitet. Ihr Gemahl ist unter dem Namen Wita oder der Weise bekannt.
    Sie sahen wie normale erwachsene Hydden aus – klein, von beinahe kindlicher Statur, die Haut runzelig wie eine Walnuss, die Kleidung zweckmäßig, aber ärmlich und schmutzig. Sie besaßen ein besonderes Geschick darin, unauffällig auszusehen, selbst für Angehörige eines unauffälligen Volkes.
    Die Modor musterte den Knaben, der nach Hydden-Maßstäben bereits fast so groß wie ein Erwachsener war. Abgesehen von seiner Größe sah er normal aus – was sehr ungewöhnlich war für jemanden, der unter dieser seltenen Krankheit litt, die von Heilern als Riesenwuchs bezeichnet wurde und als unheilbar galt.
    Kopf, Füße, Hände, Gliedmaßen, alles an ihm war wohlproportioniert. Zudem besaß er strahlende Augen, einen intelligenten Blick, ein aufgewecktes Gesicht und er war allem Anschein nach noch ein fröhliches Kind.
    Mit seiner Größe glich er eher einem Menschen als einem Hydden.
    Die Modor runzelte die Stirn und blickte zum Altermann. »Sie sind sein Großvater, nicht wahr?«
    Der Altermann nickte und setzte sich. Der Knabe trat dichter zu ihm, ebenso aus Liebe wie zur Bestätigung, und der Alte tätschelte ihm liebevoll die Schulter.
    »Seine Mutter hat ihn in meine Obhut gegeben, nachdem die Sinistral ihre Leute geschickt hatten, um ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher