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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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aber er hatte keine Ahnung, ob es auf oder unter seinem Schreibtisch oder irgendwo in dem Durcheinander daneben war.
    Seine Frau Margaret schaute von ihrem Schreibtisch in der aufgeräumten Hälfte des Zimmers auf und fragte: »Du meine Güte, klingelt da etwa dein Telefon?«
    Sie klang überrascht, denn in letzter Zeit bekam Arthur fast nie Anrufe.
    »Bestimmt verwählt«, erwiderte er, während er herumwühlte. »Ich suche es nur, damit ich das Klingeln abstellen kann.«
    »Der Anrufer könnte sich aber auch nicht verwählt haben«, gab sie zu bedenken.
    »Doch, doch, das hat er ganz bestimmt«, sagte er, als er den Apparat endlich fand, kurz nachdem das Klingeln aufgehört hatte. »Vielmehr hatte.«
    Seine Frau bedachte ihn mit einem teilnahmsvollen Blick und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie wusste, dass sie nicht viel mehr sagen oder tun konnte in Anbetracht der misslichen Lage, in der sich Arthur befand – ohne Arbeit und ohne Aussicht auf eine bezahlte Beschäftigung. Jemand musste ihren Lebensunterhalt verdienen, und er war dazu nicht mehr in der Lage.
    Bis vor drei Jahren hatten sie noch als eines der interessantesten Doppelgestirne am britischen Archäologenhimmel gegolten. Beide hatten eine Professur an einer der ältesten Universitäten.
    Dann war Arthur seines Postens als Professor für Astralarchäologie an der Cambridge University enthoben worden, weil er bei einer Live-Diskussion im Fernsehen über Kreationismus mit dem Direktor des National Physical Laboratory und mehreren anderen einen öffentlichen Eklat ausgelöst hatte.
    Unter anderen Umständen hätte man darüber lachen können, aber nicht unter diesen. Arthur war ein großer Mann mit einem großen Herzen, aber er konnte Dummköpfe nicht ertragen und verlor bisweilen die Beherrschung. Jetzt hatte er sie einmal zu oft verloren, und obwohl er für einen kurzweiligen Fernsehabend gesorgt hatte, war er beruflich kaltgestellt.
    Seit damals bemühte er sich vergeblich um eine bezahlte Stelle an einer Hochschule in erreichbarer Nähe ihres Hauses in Berkshire, aber er fand noch nicht einmal eine Zeitschrift, die seine umstrittenen Arbeiten veröffentlichen wollte.
    Eine von ihm konzipierte Sendereihe über angelsächsische Kosmologie wurde auf Eis gelegt, und sein amerikanischer Verleger hatte eine lukrative Lehrbuchreihe, deren Autor er war, aus dem Programm genommen. Niemand interessierte sich mehr für einen in die Jahre kommenden Ex-Professor, der in dem Ruf stand, wunderlich zu sein und überall anzuecken. Dessen Theorien überdies äußerst umstritten waren. So etwa seine Behauptung, prähistorische Henge-Monumente aus Holz und Stein seien keine »kosmischen Kalender«, wie gemeinhin angenommen wurde, sondern
Portale zu anderen Welten
.
    Schlagzeilen wie »Verrückter Professor behauptet, Stonehenge sei Zeitmaschine« waren da nicht eben hilfreich. Innerhalb weniger Monate war Arthur von einem vielgefragten Experten zu einem Sonderling herabgesunken, mit dem kein Medienvertreter mehr reden wollte.
    Mit einem Seufzen über den verpassten Anruf stemmte er seine große, leicht verlotterte Gestalt aus dem Sessel, knurrte und grunzte noch ein Weilchen und stapfte dann in den Wintergarten und von dort durch die weit offenstehende Tür ins Freie.
    Fünf Minuten später klingelte sein Telefon erneut.
    Margaret Foale hob ab. »Ja?«, sagte sie in der Hoffnung, einen ausreichend reservierten Tonfall angeschlagen zu haben, um einen unliebsamen Anrufer abzuschrecken.
    Eine sonderbare Stimme meldete sich. Margaret lauschte.
    »Könnten Sie das wiederholen«, unterbrach sie nach einer Weile. »Ich kann Sie kaum verstehen.«
    Sie lauschte wieder und sagte dann: »Ich hole ihn. Ich glaube, er ist im Garten. Bitte legen Sie nicht auf.«
    Sie eilte in den Wintergarten und durch die offene Tür.
    Arthur stand draußen und blickte an seinen Bäumen hinauf.
    Sie betrachtet ihn eine Weile, bevor sie sprach. Wie sehr sie ihn in diesem Augenblick liebte!
    »Es ist für dich«, rief sie schließlich und versuchte dabei so zu klingen, als sei alles völlig normal. Trotzdem schwang ein Hauch von Erregung in ihrer Stimme mit. Denn bei dem Anruf, den sie entgegengenommen hatte, handelte er sich entweder um den Streich eines ehemaligen Studenten oder aber um etwas anderes … Sie wusste nicht, was ihr lieber gewesen wäre.
    »Für dich!«, rief sie wieder.
    »Wie bitte?«, fragte er, drehte sich um und sah sie an.
    Hinter ihm, am anderen Ende des holprigen Rasens,
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