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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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entdeckte die Hufabdrücke eines Pferdes, doch war es Brif, der erriet, dass Master Stort mehr gejagt hatte als Nebelgeister.
    Sie bereiteten ihm einen Trunk, brachten ihn wieder zu sich und dankten der Jugend und dem ersten Licht des Frühlings.
    Als er ihnen berichtete, was geschehen war und dass er mit einer Aufgabe betraut worden sei, zu deren Erfüllung er möglicherweise ihre Hilfe brauche, glaubten sie ihm bereitwillig.
    »Worin besteht denn diese Aufgabe?«, fragte Brif.
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Stort.
    »Gegen wen soll es gehen?«, fragte Pike, die rechte Hand bereits fest auf seinem Knüppel.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Stort.
    »Nennen Sie mir den Ort, Master Stort, und ich bringe Sie hin«, erbot sich Barklice.
    »Äh …«, begann Bedwyn Stort zögernd. »Ich kann mich nicht entsinnen, aber sie hat gesagt, ich würde ihn finden, ich müsse nur gründlich genug suchen.«
    »Wer sie?«
    »Imbolc. Sie hat mich berührt und …«
    Sie sahen einander bestürzt an, denn jeder Hydden weiß, dass Unsterbliche Sterbliche nur berühren, um ihnen ein Leid anzutun. Sie musterten Stort genauer und erkannten, dass er die Wahrheit sprach. Denn rechts an seiner Stirn und an einer kleinen Stelle an seinem Hinterkopf entdeckten sie etwas, was am Vorabend noch nicht da gewesen war – weißes Haar, was bei einem Jüngling ein Zeichen von Unschuld und Weisheit war.
    »Ich weiß nur, dass jemand kommen wird, der jünger ist als ich. Und dass er in Gefahr ist und dass wir ihm helfen können …«
    »Gentlemen«, sagte Master Brif und erhob sich unvermittelt, »ich glaube, wir bekommen Arbeit. Sie sagen, dass jemand kommen wird, aber an das Übrige können Sie sich nicht erinnern?«
    Stort nickte.
    »Sei’s drum«, befand Master Brif, »es ist zumindest ein Anfang, und wir wissen, dass es ein Knabe ist. Legt eure Hände auf meine, wenn ich bitten darf!«
    Pike und dann Barklice streckten ihm die Hände hin.
    »Auch Sie, Master Stort.«
    Sie schlossen einen Pakt und gelobten, den Auftrag, der Stort erteilt worden war, bis zum Ende auszuführen, als sei es ihr eigener.
    »Und nun, Gentlemen, schlage ich vor, wir erklimmen den Hügel. Vielleicht sieht Stort von dort oben klarer, wo wir hinmüssen.«
    Aber es sollte anders kommen.
    »Menschen!«,
knurrte Pike mit leiser und dringlicher Stimme. »Ganz in der Nähe. Ich höre sie über den Hügel stapfen.«
    Sie zogen sich, ganz nach Hyddenart, in die Höhlen und Gräben des Hügels zurück, wie vor ihnen schon der Nebel, und sie verschwanden, wie er verschwunden war, ehe die Sonne aufging.

4
EIN SONDERBARER ORT
    P ike hatte nicht ganz recht, denn es waren nicht mehrere Menschen, sondern nur einer.
    Arthur Foale, ehemaliger Professor für Astralarchäologie an der Cambridge University, wäre früher gekommen, wenn der Nebel nicht gewesen wäre.
    Er hatte für die Fahrt mit dem Auto von seinem Haus in Berkshire bis hierher zwei Stunden veranschlagt, dann aber drei gebraucht und deshalb den Sonnenaufgang verpasst, wenn auch nur um Minuten. Er war den öffentlichen Fußweg, der bei dem Parkplatz am Fuß des Hügels begann, hinaufgegangen. Er war groß von Gestalt, hatte einen Bart und trug die Art von altgedienten Stiefeln und schlammbespritzten Hosen sowie eine dicke Fleecejacke gegen die morgendliche Kälte, die vermuten ließen, dass er solche Bedingungen gewohnt war. Er trug einen Rucksack, und um seinen Hals baumelten ein Feldstecher und eine kleine Digitalkamera. Seine Hose wurde von einem Gürtel gehalten, an dem ein kleiner, runder Lederbeutel mit robusten Nähten und gut gearbeiteter Schnalle mit Riemen befestigt war. Darin steckte ein Armee-Präzisionskompass.
    In der Hand hielt er eine Klemmbrettmappe aus blauem Kunststoff. Die klappte er jetzt auf und warf einen Blick hinein, bevor er vom Weg abbog und etwa auf derselben Höhe, auf der kurz zuvor Stort mit Imbolc zusammengetroffen war, über die Wiese schritt.
    Die Mappe enthielt eine topographische Karte der Gegend im Maßstab 1: 25   000, die wenig aufschlussreiche Auswertung einer geophysikalischen Vermessung des Geländes und einige DIN-A4-Blätter für Notizen.
    Er nahm den Kompass aus dem Beutel und versuchte, die Ecke der Wiese etwas oberhalb seines Standorts anzupeilen. Sichtlich verwundert über das Ergebnis, schüttelte er den Kopf und richtete den Blickauf eine Stelle hangabwärts, wo ein Teil des Parkplatzes zu sehen war. Wieder versuchte er, eine Peilung vorzunehmen, und wieder
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