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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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Der Werwolf stieß seine grauenerregende Schnauze vor, und Flo Danning lachte und quietschte vor Vergnügen. Aus der glutroten Kehle des Monsters drang ein haßerfülltes Knurren. Flo klatschte begeistert in die Hände.
    »Bravo! Wundervoll schaurig! Einmalig schrecklich!«
    Das Wägelchen der Geisterbahn fuhr rumpelnd weiter. Mitten hinein in eine krähenflügelschwarze Dunkelheit. Flos Augen versuchten, die Finsternis zu durchdringen. Es war unmöglich. Plötzlich flammte grelles Licht auf. Ein Sarg lag auf den Schienen. Der Deckel flog polternd hoch und ein klapperndes Skelett schoß aus der Bretterkiste.
    »Phantastisch!« kicherte das Mädchen furchtlos. »Abel, ist das nicht absolute Spitze?«
    »O ja«, erwiderte Abel Cimarron, der neben Flo saß. »Ich hab’ dir doch gesagt, daß diese Geisterbahn die größte Attraktion auf dem Jahrmarkt ist. Eine Superschau. Der letzte Heuler.«
    Weiter ging die Fahrt, an entsetzlichen Horrorgestalten vorbei, die so echt aussahen, als könnten sie jeden Augenblick zum Leben erwachen. Ultraviolette Lampen machten Schreckensfratzen an den Wänden sichtbar. Das Grauen kam von oben, von unten, von vorn… von allen Seiten, die Geisterbahn war erfüllt von unheimlichem Heulen, von wahnsinnigem Kichern, von bestialischem Knurren Endlich durchstieß der kleine ratternde Wagen die letzte Tür.
    Flo Danning und Abel Cimarron verließen die gruselige Spukwelt, kehrten aus der bizarren Irrealität in die Realität zurück.
    »Schade«, sagte Flo, als der kleine Wagen stehenblieb.
    »Möchtest du noch einmal fahren?« fragte Abel schmunzelnd.
    Flo schüttelte den Kopf. »Dann wäre der Reiz des Neuen nicht mehr gegeben. Der ganze schöne Nervenkitzel würde wegfallen. Nein, noch einmal möchte ich nicht fahren.«
    »Dann komm, ich schieß’ dir ein paar Rosen.«
    Flo ergriff Abels Hand. Sie lief mit ihm zur nächsten Schießbude. Er konnte mit dem Luftdruckgewehr ausgezeichnet umgehen. Jeder Schuß war ein todsicherer Treffer. Als zwölf Papierrosen auf dem Boden lagen, setzte Abel das Gewehr ab. Er war ein hübscher blonder Junge mit schmalen Hüften und breiten Schultern. Sein Gesicht war zwar weich, wirkte aber doch männlich, und seine taubengrauen Augen konnten ein Mädchen so ansehen, daß es von diesem Blick einfach fasziniert sein mußte.
    »Das reicht«, sagte Abel Cimarron zur Schießbudenbesitzerin.
    »Oh, bitte, Abel, einen Schuß noch«, bettelte Flo.
    »Noch eine Rose?« fragte Cimarron. »Das wären dann dreizehn - eine Unglückszahl…«
    »Seit wann bist du denn abergläubisch?« fragte Flo Danning amüsiert.
    »Immer schon gewesen.«
    »Ich möchte, daß du dort draufschießt«, sagte das quirlige Mädchen. Sie war noch nicht ganz neunzehn, aber bereits voll zur Frau aufgeblüht. Schon mit sechzehn war sie eine verheißungsvolle Schönheit gewesen, und heute hatte sie nichts Kindliches mehr an sich, hatte bildschöne, zarte Züge, Augen von strahlendem Himmelblau, und ihr Haar war seidig und aschblond.
    Abel Cimarron nickte. »Okay, Baby. Komm, rück näher an mich ran, damit du sicher auf dem Foto bist.«
    Er hob das Gewehr und zielte bedächtig. Seine Hände waren vollkommen ruhig. Flo schmiegte sich eng an ihn und lächelte mit ihrer Schokoladenseite in die Fotolinse, während sie innerlich angespannt auf das Aufflammen des Blitzlichts wartete. Das konnte aber erst dann passieren, wenn Abel den Finger am Abzug krümmte.
    Noch visierte er den kleinen Punkt an, den es zu treffen galt. Die Bleikugel, die auf ihn schlug, würde bei ihrem Druck den Aufnahmemechanismus einer Sofortbildkamera auslösen, es blitzte - und fertig war das Bild. Aber man mußte gut zielen. Denn der Punkt, den man treffen mußte, war verdammt klein.
    Abel hielt den Atem an.
    Dann drückte er ab. Es gab ein Klatschen, als die Kugel den Punkt traf. Fast gleichzeitig mit diesem Geräusch flammte das Blitzgerät auf, und obwohl Flo darauf gewartet hatte, erschrak sie, als es passierte, ein wenig. Hinterher sah sie bunte Kreise, überall, wo sie hinschaute.
    Abel Cimarron zahlte und nahm das Farbfoto entgegen.
    Er und Flo betrachteten es und lachten über die Gesichter, die sie machten.
    »Darf ich es haben, Abel?« bettelte Flo Danning.
    »Du hast die Rosen. Das Bild gehört mir.«
    »Bitte, zur Erinnerung an diesen schönen Abend.« Flo wippte ganz schnell auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf den Mund.
    Er schüttelte grinsend den Kopf. »Das war nicht fair, Baby. Du weißt, daß ich dir
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