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186 - Seelenjagd

186 - Seelenjagd

Titel: 186 - Seelenjagd
Autoren: A.F.Morland
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Thomas McCarthy war bereit, sich zu opfern. Er hatte keine Familie, brauchte auf niemanden Rücksicht zu nehmen, hing nicht besonders an seinem tristen Leben.
    Ihm gehörte ein kleines Papiergeschäft in Paddington. Der Umsatz war katastrophal, die Schulden wuchsen McCarthy allmählich über den Kopf. Ein Ende der Misere war nicht abzusehen. Kaufhäuser, Supermärkte und Papier-Diskonter drückten ihn an die Wand. Er hatte nicht einmal mehr genug Platz zum Atmen. Die Freude am Leben war ihm vergällt. Genau genommen hatte er nichts zu verlieren.
    Aber gewinnen konnte er etwas.
    Nämlich die Gewißheit, für etwas gestorben zu sein, das diesen außergewöhnlichen Schritt rechtfertigte. Sein Händedruck war kräftig, als er sich von seinen Freunden verabschiedete.
    »Du brauchst nicht zu gehen«, sagte Hedren mit vibrierender Stimme. »Keiner vpn uns muß sich opfern. Wenn wir abhauen…«
    »Calarb bekommt auf jeden Fall, was er haben muß«, erwiderte McCarthy. »Es ist besser, wenn er nicht zu wählen braucht.« Paul Wynter schluckte trocken, sein Adamsapfel hüpfte. »Ich bewundere deinen Mut, Thomas«, sagte er bewegt.
    McCarthy atmete tief ein und wandte sich der dunklen Wand des nächtlichen Parks zu. Seine Freunde preßten die Kiefer zusammen und wagten kein Wort mehr zu sagen.
    Langsam setzte sich McCarthy in Bewegung. Er war 39, dicklich und bleich - zuwenig Sonne, zuviel Arbeit. Ihm war, als würde er der Erlösung entgegengehen.
    Wenn er den Park betreten hatte, gab es für ihn kein Zurück mehr, das war ihm klar. Er blieb trotzdem nicht stehen. Das Ende, der Tod vermochte ihn nicht abzuschrecken.
    Im Gegenteil, er fühlte sich davon unwiderstehlich angezogen. Allen, die beschlossen hatten, ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen, würde er ein Schnippchen schlagen.
    Diese Aussicht ließ ihn trotz des Ernstes der Situation sogar kurz schadenfroh lächeln. Ohne zu zögern setzte er den Fuß in die rabenschwarze Nacht, die den Park beherrschte.
    Sie waren in ihrer Stammkneipe, einem uralten Pub, gewesen. Viel zu selten hatte McCarthy Zeit, seine Freunde zu treffen und mit ihnen ein Guinness zu trinken.
    Heute hatte er sich von der Arbeit einfach losgerissen. Die verdammte Steuererklärung fürs Finanzamt sollte warten. Bei ihm gab es ohnedies nicht viel zu holen.
    Sein Jahresgewinn mußte jedem mitfühlenden Menschen die Tränen in die Augen treiben. Zum Leben zuwenig, zum Sterben zuviel… All das gehörte nun der Vergangenheit an.
    Auf dem Heimweg waren sie an diesem Park vorbeigekommen. Sie hatten Calarb röcheln gehört und waren stehengeblieben. Richard Hedren hatte geglaubt, in der Dunkelheit liege ein Mensch, der von Straßenräubern überfallen und ausgeraubt worden war, doch der Teufel hatte sie über seine Person informiert und seine Forderung gestellt. Er ließ sie auch wissen, was geschehen würde, wenn sie seinem Wunsch nicht entsprachen.
    Und jetzt befand sich Thomas McCarthy auf dem Weg zu ihm…
    McCarthy strengte seine Augen an. Es war ihm kaum möglich, die Finsternis zu durchdringen. Zwischen ihm und seinen Freunden ragte ein hohes Gebüsch auf.
    Paul Wynter wollte sich ein Stück vom Park entfernen, doch Hedren sagte, er solle bleiben - bis es vorbei wäre.
    McCarthy suchte das Wesen aus der Hölle, das einst so stark gewesen war, daß es selbst Asmodis hätte gefährlich werden können. Und das war auch Calarbs Ziel gewesen: Er wollte den Höllenfürsten entmachten, lange bevor Loxagon, der Teufelssohn, die Hand nach dem Höllenthron ausstreckte.
    Calarb hätte eine neue Ordnung im Reich der Verdammnis geschaffen. Er hätte die schwarze Macht veranlaßt, sich von der Erde zurückzuziehen.
    Doch Asmodis hatte von seinem Vorhaben Wind bekommen und seine Ermordung befohlen. Calarb war gezwungen gewesen zu fliehen, und diese Flucht, die länger dauerte als die Zeitrechnung der Menschen, hatte ihm nahezu die ganze Kraft geraubt.
    Er war auf der Erde gestrandet, und wenn er nicht bekam, was er brauchte, würde er zugrunde gehen. Und mit ihm das Ziel, Asmodis’ Macht zu brechen.
    Das alles hatte er die drei Männer wissen lassen, und er hatte dafür gesorgt, daß sie seine Worte nicht anzweifelten. Einer von ihnen sollte sein Ende verhindern - und den Plan, Asmodis zu entthronen, retten.
    Wiedererstarkt, würde Calarb in die Hölle zurückkehren und den Kampf gegen deren Herrscher wiederaufnehmen. Und die Erde würde von seinem Sieg profitieren.
    McCarthy blieb stehen.
    Hatte er
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