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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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kleine, knuddelige Erwachsene sind. Alles, was einen Erwachsenen hässlich machen würde – ein unförmiger Kopf, Speckrollen, spärlicher Haarwuchs – ist bei den Kleinen niedlich. Tatsache.
    »Ich hab noch mehr«, sagte Piper, schob die Bilder zusammen und zog einen neuen Stapel hervor. Noch ehe ich »Okay« sagen konnte, lagen sie ausgebreitet vor mir.
    Ich hob eines auf, um es genauer zu betrachten. »Hubert war bei euch?« Wer Brandon in diesem Bild auf dem Arm hielt, war ein gemeinsamer Freund aus der Highschool, Hubert Holmes. Ich hatte ihn seit einigen Monaten nicht mehr gesehen, aber hier saß er mit einem Baby auf dem Schoß und grinste leicht dümmlich in die Kamera. Ich hatte vor einiger Zeit wiederholt versucht, mich mit Hubert zu verabreden, aber jedes Mal, wenn ich angerufen oder eine Mail geschrieben hatte, hatte er mich abgewimmelt und gesagt, er habe gerade mächtig viel um die Ohren und werde sich später melden. Erst letzte Woche war er zu beschäftigt gewesen, um mit mir Mittag essen zu gehen, aber anscheinend hatte er sehr wohl Zeit gehabt, Piper zu besuchen und sich von Brandon Beißkeksbrei aufs Hemd schmieren zu lassen. Was war da los?
    »Er kommt hin und wieder vorbei«, erklärte Piper, nahm die Fotos auf, zupfte mir das letzte aus der Hand und verstaute alle wieder in ihrer Tasche. »Um den Kleinen zu sehen.«
    »Wenn ich ihn jemals wiedersehen will, muss ich wohl auch ein Baby kriegen.« Ich wusste, dass das missmutig klang, aber zum Teufel! Wir drei waren seit Beginn der Highschool die besten Freunde gewesen. Allerdings hatte Piper uns beide damals ständig abblitzen lassen, wenn sie gerade mal wieder frisch verliebt gewesen war, aber sobald sich die Sache abgekühlt hatte, war sie wieder dabei gewesen. Aus irgendeinem undefinierbaren Grund war ich jetzt diejenige, die außen vor war. »Weißt du was?«, meinte ich. »Er hat noch nicht mal mein Haus gesehen, dabei wohne ich schon vier Monate drin.«
    Piper trank einen Schluck Wein. Ich wartete, aber sie schwieg.
    »Und er wollte mir beim Umzug helfen.« Er hatte am Tag zuvor angerufen und sich wegen heftiger Halsschmerzen entschuldigt. Ich hatte gesagt, ich verstünde das, und das tat ich auch. Aber jetzt, im Nachhinein, kam es mir komisch vor. »Hat er mich, als er bei euch war, überhaupt mal erwähnt? Gefragt, wie es mir geht oder so?«
    Sie stellte ihr Glas wieder ab und sah mich direkt an. »Versteh das jetzt bitte nicht falsch, Lola, aber es geht nicht immer nur um dich. Andere Leute haben auch Probleme.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag. »Wovon sprichst du?«
    »Hubert macht gerade eine schwere Zeit mit Kelly durch, und sagen wir einfach mal, dass du in der Vergangenheit nicht gerade mitfühlend warst.«
    Ach, das schon wieder! Kelly war Huberts Mal-ja-mal-nein-Freundin, mit der er zusammenwohnte. Ich hatte mich sehr bemüht, sie zu mögen, aber wenn sie auf ihre komische
Art herumzickte, hatte ich einfach das Gefühl, Hubert in Schutz nehmen zu müssen. Trotzdem hatte ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und war sogar zu ihrer Einweihungsparty gegangen, wo ich vorgab, mich für Kellys blöde Papierskulpturen zu interessieren. Piper war nicht hingegangen, weil sie gerade das Kind bekommen hatte. Insgesamt war ich also überzeugt, die verständnisvolle Freundin gegeben zu haben. »Wie bitte? Hubert weiß doch, dass ich alles für ihn tun würde«, verteidigte ich mich. »Ich bin immer bereit, ihm zuzuhören.«
    »Zuhören ist eine Sache«, erwiderte Piper. »Es sind deine kleinen Bemerkungen, die ihn stören. Auch wenn Paare gerade zerstritten sind, darf man den anderen nicht schlecht machen.«
    »Ich mache Kelly nicht schlecht.«
    »Er meinte, du hättest gesagt, er solle ›die Ziege abservieren‹.«
    So formuliert, klang es tatsächlich nicht nett. »Das war aber mehr ein Rat, als dass ich sie schlecht gemacht hätte.«
    »So, so«, meinte Piper dazu nur. »Pass auf, Lola, ich mag Kelly auch nicht besonders, aber aus irgendeinem Grund liebt Hubert sie. Wenn du ihn als Freund behalten willst, musst du lernen, deinen Rat für dich zu behalten.«

2
    Der Abend verlief nicht ganz wie geplant. Um zehn Uhr, mitten in einer Runde Darts, klingelte Pipers Handy. Selbst durch den Lärm der Bar hindurch konnte ich Brandons Geschrei hören, ein klägliches Heulen der Art, die mit einem hochroten Kopf und einer Schniefnase endet. »Mike ist mit seinem Latein am Ende«, sagte Piper, klappte das Handy zu und schnappte sich
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