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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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dass ich mich zum Hot-Dog-Dienst überreden lassen werde oder dergleichen, und in null Komma nichts bin ich dann im Team der Nachbarschaftswache.« Ich quetschte die Zitrone in meinen Drink und rührte mit dem Strohhalm um. »Ich dachte, wenn ich mein eigenes
Haus bekomme, habe ich meine Ruhe, aber diese Nachbarn sind abnormal. Ich kann nicht mal auf der Veranda sitzen, ohne dass jemand stehen bleibt und ein Schwätzchen halten will. Ich warte schon immer, bis es dunkel wird, um meinen Müll rauszubringen, und trotzdem erwischen sie mich auch dabei manchmal noch. Dieses ganze Nachbarschaftsgetue macht mich völlig fertig.«
    »Oje, Nachbarn, die dich mögen!« Piper grinste. »Du hast echt ein Problem.«
    »Ich weiß, das klingt blöd, aber mal ehrlich: Ich habe das Gefühl, ich ersticke. Es ist, als müsstest du automatisch der King-Street-Gang beitreten, wenn du da wohnst.«
    »Sag doch einfach, du hast keine Lust, bei der Nachbarschaftsparty zu helfen, aber trotzdem vielen Dank«, meinte Piper.
    »Leichter gesagt als getan.«
    »Du könntest natürlich auch sagen, du bist neunundzwanzig, ungesellig, hast nichts mit ihnen gemeinsam und sie sollen dich bitte schön in Ruhe lassen.«
    »Ich will aber nicht unhöflich sein.« Ich rutschte auf meinem Hocker ein Stück vor. Für Piper war immer alles ganz einfach.
    »Na ja, aber irgendetwas musst du ihnen sagen. Oder du endest wie deine Tante May.«
    »Großtante«, korrigierte ich sie. »Und sag nichts Schlechtes über May. Sie war eine nette alte Dame und hat mir dieses wunderbare Haus hinterlassen.« Ich wischte mir eine imaginäre Träne aus dem Auge. »Ich vermisse sie.«
    »Ach, komm schon! Du hast sie doch kaum gekannt.«
    »Und trotzdem standen wir uns auf besondere Weise nahe.«
    »Hast du schon rausgefunden, warum sie dir das Haus vermacht hat?«
    »Nö«, meinte ich. »Aber ich bin froh, dass sie’s getan hat.«
    »Hast du keine Angst – so allein in dem großen alten Kasten?«
    »Nein.« Zumindest bis jetzt noch nicht. Aber nun, da sie es erwähnt hatte, würde sich das bestimmt bald ändern.
    Die drei College-Typen standen auf, um sich zu einer Gruppe Mädchen in der Ecke zu gesellen. Ich war erleichtert, dass ich keine Getränkeeinladungen oder Gesprächsanbahnungen ablehnen musste, aber ein bisschen fragte ich mich auch: Hey, warum nicht ich? War ich für einen Haufen unhygienischer, bierseliger Blödmänner etwa nicht gut genug?
    »Hast du dich schon entschieden, was du mit dem Haus machen wirst?«, erkundigte sich Piper.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob du es nicht verkaufen willst.« Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, fasste es zu einem Pferdeschwanz zusammen und zog ein Haargummi vom Handgelenk, mit dem sie das Ganze zu einem unordentlichen, aber dennoch elegant wirkenden Knoten befestigte. Es gibt Frauen, die diesen Trick mühelos beherrschen – ich hingegen schaffe das noch nicht mal nach einem halben Dutzend Versuchen vor dem Spiegel. Unter dem gedämpften Licht der Bar leuchtete Pipers Blondhaar geradezu.
    »Warum sollte ich es verkaufen?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte nur, du wolltest das. Es ist ja schon ziemlich viel Platz für eine einzelne Person. Und du hasst die Nachbarn. Du könntest es verkaufen, eine Eigentumswohnung nehmen und trotzdem einen großen Betrag in eine Rentenversicherung zahlen oder so etwas.«
    »Ich mag das Haus«, erwiderte ich. »Ich bin doch gerade erst eingezogen – da ziehe ich nicht wieder aus.« Ich hatte mein ganzes Leben damit verbracht, meine Behausungen mit anderen zu teilen, erst mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester, dann mit diversen Mitbewohnerinnen. Zuletzt hatte ich mit einer Frau namens Andrea zusammengewohnt, die ununterbrochen redete. Und »ununterbrochen« meine ich wörtlich. Über nichts. Wir hatten uns bei meiner zweiten Anstellung nach dem College angefreundet – in einer Werbeagentur, die außer uns beiden nur aus Männern bestand. Zu zweit in diesem testosterongeschwängerten Büro eingesperrt zu sein, schweißte uns augenblicklich zusammen. Doch es hielt nicht lange an. Als wir zusammenzogen, dachte ich noch, dass ihr Fanatismus für keltische Musik ihre größte Schwäche sei. Dann entdeckte ich, dass ihr schlechter Musikgeschmack von ihrer unablässigen Suche nach Gelegenheitssex noch übertroffen wurde. Sie lernte selten einen Mann kennen, den sie nicht bumsen wollte, wie sie es so altmodisch ausdrückte. Und offenbar hatte keiner ihrer
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