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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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Tasche und Schlüssel. »Es tut mir wirklich leid, aber ich muss nach Hause. Brandon hat gerade diese Phase, in der er sich von niemandem ins Bett bringen lässt, außer von mir, und jetzt schreit er sich in Rage. Das verstehst du doch, oder?« Sie sah mir in die Augen und ich nickte. Natürlich verstand ich das. Ich verstand, dass Mike ein totaler Schwachkopf war. Wie kam es, dass er anderer Leute Vermögen verwalten, aber kein einjähriges Kind ins Bett bringen konnte? Wie schwierig mochte das schon sein? Er war immerhin achtzig Kilo schwerer!
    Ich ließ mich von Piper am Ende meiner Straße absetzen. Es war vollkommen windstill und die leicht feuchte Nachtluft kündigte baldigen Regen an. Ich spazierte gemütlich vor mich hin und betrachtete meine Straße, wie es ein Fremder täte – die sauberen Vorgärten, die hohen Bäume, die eleganten, zumeist
älteren Häuser. Alle hatten zwei Stockwerke und die meisten waren aus Backstein, aber dennoch sah keines aus wie das andere. Belinda bewohnte das einzige neuere Haus in der Straße, im Indio-Stil und mit angebauter Garage. Die Garage hatte ein Flachdach, auf das Belinda abends oft ihre Hunde von einem Schlafzimmerfenster aus hinaus ließ. Zwei von ihnen, ein kleiner Wadenbeißer namens Baxter und ein größerer Husky-Mischling, dessen Name mir entfallen war, liefen gerade dort oben herum. Als ich vorbeiging, bellten sie: ein hohes Kläffen und ein tieferes Blaffen. Dann wurde ein Fenster geöffnet und Belindas Stimme ertönte. »Was ist denn das für ein Lärm da draußen? Habt ihr was entdeckt? Hm? Was seht ihr da?«
    Ich hastete vorwärts, damit sie mich nicht entdecken und mir Grüße zurufen konnte. Das war beim letzten Mal passiert und ich hatte es eigentümlich gefunden, ein Gespräch mit ihrem körperlosen Kopf in sechs Metern Höhe zu führen.
    Neben Belinda stand ein Doppelhaus, in dem ein paar College-Studenten wohnten. Der Dunkelheit und Stille nach zu urteilen, waren sie offenbar gerade ausgegangen. Das nächste Haus, von Crazy Myra, lag ebenfalls im Dunkeln. Sie war als Frühaufsteherin bekannt.
    Das Haus gegenüber gehörte einem »mysteriösen Mann«. Das wusste ich, weil Belinda mir bei unserer ersten Begegnung alles über die Nachbarschaft erzählt hatte. Wie man sich hinter vorgehaltener Hand in der King Street zuraunte, war der mysteriöse Mann schön wie ein Filmstar, verreiste oft und lebte allein. »Er sagt, er sei Firmenberater«, hatte Belinda mit skeptischem Ton hinzugefügt, »aber eigentlich weiß keiner genau, was er tut. Und ...«, – sie hatte sich näher zu mir gebeugt –, »... er bringt nie seinen Müll raus.«
    »Niemals?« Das fand sogar ich seltsam.
    »Nicht ein einziges Mal in den zwei Jahren, die er nun schon hier wohnt. Die Dienstage kommen und gehen, aber nie stellt er etwas an die Straße.«
    »Was macht er denn damit?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das weiß keiner. Und wir haben ihn gut beobachtet, das können Sie mir glauben.«
    Das Haus des mysteriösen Mannes lag im Dunkeln, genau wie das von Brother Jasper daneben, abgesehen vom Glimmen einer Zigarette auf der Veranda. Eine letzte vorm Schlafengehen, wie ich vermutete. Als ich frisch eingezogen war, hatte ich sein Haus von meinem Fenster aus hin und wieder beobachtet, um die Herkunft dieses seltsamen Lichts zu ergründen. Rauchen sei die einzige schlechte Angewohnheit, die ihm geblieben sei, hatte er gesagt. Ich wusste, dass er mich sehen konnte, also hob ich die Hand zum Gruß und bekam ein Aufglimmen als Antwort.
    Ein Stück weiter vorn sah ich das Licht auf meiner Veranda – Willkommen zu Hause, Lola! Das Esszimmer war hell erleuchtet. Mir war nie aufgefallen, wie viel man von der Straße aus sehen konnte, wenn die Vorhänge offen waren.
    Allerdings ...
    Irritiert blieb ich stehen. Ich hatte das Licht im Esszimmer nicht an gelassen. Und ganz bestimmt nicht die Vorhänge offen!
    Mich überkam eine seltsame Mischung aus Angst und Verwirrtheit, während ich versuchte zu begreifen, was da los war. Okay, ich hatte das Haus in Eile verlassen, aber gewisse Dinge erledigte ich trotzdem routinemäßig. Dazu gehörte, die Tür abzuschließen und zu kontrollieren, ob die Rollos herunter- und die Vorhänge zugezogen waren – eine fast paranoide
Routine, der ich jedoch stets folgte, egal, wo ich wohnte. Es wäre theoretisch möglich gewesen, dass ich das Licht vergessen hatte, aber nie und nimmer die Vorhänge! Niemals.
    In den letzten vier Stunden war jemand in
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