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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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hörte zum ersten Mal davon.
    »Ich hoffe, Ihre restliche Nacht wird erfreulicher«, meinte Officer Dodge, ehe er auf der Beifahrerseite einstieg. Ich war nicht sicher, ob er sich über mich lustig machte oder nur freundlich sein wollte.
    Officer Stein gab Brother Jasper die Hand. »Gute Nacht, Sir. Schlafen Sie gut.«
    Brother Jasper hob eine Hand wie zum Segen. »Gute Nacht und bleiben Sie behütet!«

3
    Als der Polizeiwagen weg war, verabschiedete ich mich von Brother Jasper. Er kramte in seiner Hemdtasche nach der Marlboro-Schachtel und würde danach wahrscheinlich die aller letzte Zigarette des Abends rauchen.
    Hubert und die anderen standen immer noch vor meinem Haus und unterhielten sich. Myra, Belinda und die Hunde waren von Hubert ganz und gar fasziniert, das sah ich sofort. Seit ich ihn kannte, hatte er diese Wirkung auf Menschen. Er war groß, bewegte sich leicht ungelenk und war auf alles so neugierig wie ein Vorschulkind. Hubert konnte stundenlang zuhören, wenn jemand über seine Arbeit, seine Hunde oder seine Militärzeit sprach. Und er hörte wirklich aus Interesse zu, nicht nur aus Höflichkeit. Er merkte sich alle Namen und konnte sich auch perfekt an alles erinnern. »Weißt du noch das Jahr, als wir nicht zum Abschlussball gingen, sondern stattdessen ins Kino?«, hatte er einmal gefragt.
    »Hubert, ich war nie beim Abschlussball.«
    »Das war im dritten Jahr«, fuhr er fort. »Und das Auto meines Vaters konnte ich nicht nehmen, weil es in der Werkstatt war, weil das Getriebe repariert werden musste, also bist du gefahren. Wir haben die Fortsetzung von Scream gesehen.
Es war irre heiß an dem Wochenende und danach sind wir noch mit runtergekurbelten Scheiben herumgefahren und haben laut zum Radio mitgesungen. Erinnerst du dich?«
    Nur sehr verschwommen. Ich wünschte, ich hätte sein Gedächtnis für Details, aber meine Highschool-Tage lagen wie ein großer Nebel hinter mir. Die College-Tage auch, wenn ich darüber nachdachte. Erst in letzter Zeit schien mein Leben etwas klarer und langsamer zu verlaufen.
    Jetzt stand er da und lauschte aufmerksam Myras Worten, zu denen sie mit ihren kurzen Armen herumfuchtelte. Was auch immer sie sagte, Hubert schien es amüsant zu finden. Aber er war leicht zu amüsieren. Er legte den Kopf zurück und lachte, was beide Frauen offenbar entzückte, und der Husky setzte sich auf und bellte.
    »Ich bin wieder da«, sagte ich, als ich in Hörweite war.
    Die Ankündigung hatte den gewünschten Effekt – Belinda und Myra begannen, sich zu verabschieden.
    »Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, Hubert«, sagte Belinda und fügte hinzu: »Vielleicht sehen wir uns ja jetzt öfter in der Nachbarschaft.« Für eine Frau in den Vierzigern war ihr Tonfall äußerst kokett. Sie zog die Hundeleinen straff und beide Viecher kamen freudig auf alle viere, weil sie wohl den nächsten Spaziergang erwarteten.
    »Vergessen Sie es nicht«, sagte Myra und drückte kurz seinen Arm.
    »Das werde ich nicht«, antwortete er. »Gute Nacht, die Damen.«
    Myra spazierte langsam über den Rasen zu ihrem Haus nebenan und Belinda ging auf dem Bürgersteig bis ans Ende des Blocks.
    »Tschüs, Roger. Gute Nacht, Muggles«, rief Hubert ihr hinterher. Beide Hunde blieben stehen und drehten die Köpfe.
    »Ba-ba!«, rief Belinda, winkte und lächelte und setzte ihren Gang dann derart beschwingt fort, wie ich es bei ihr noch nie gesehen hatte.
    Roger? Muggles? »Du kennst die Namen ihrer Hunde?«, frage ich verblüfft.
    »Natürlich. Hunde sind wie Menschen, weißt du.«
    Als wir kurz darauf in meinem Wohnzimmer in gegenüberliegenden Sesseln saßen, erfuhr ich endlich den Grund, warum Hubert in mein Haus gekommen war.
    »Kelly hat mich ausgesperrt«, erklärte er. »Noch dazu ohne Schuhe, Handy, Brieftasche oder sonst was.« Er verdrehte die Augen und hob hilflos die Hände. »Zufällig kam mein Nachbar gerade aus dem Haus. Ich stoppte seinen Wagen und da er in die Stadt wollte und dein Haus auf dem Weg lag, meinte er: kein Problem, er könne mich gerne absetzen. Zum Glück hat alles gut geklappt.«
    »Sie hat dich ausgesperrt? Mit Absicht?«
    Hubert fuhr sich mit der Hand durch das dichte braune Haar, wie er es immer tat, wenn er sich unwohl fühlte. »Na, ja«, meinte er. »Es ist nicht allein ihre Schuld. Kelly hat in letzter Zeit ziemlich viel gearbeitet und steht sehr unter Druck. Extrem unter Druck. Und sie hat das Temperament einer Künstlerin. Wenn sie nach Hause kommt, will sie eben, dass
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