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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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alles so ist, wie sie es gern möchte. Das weiß ich ja auch, aber ich habe einfach nicht daran gedacht ...«
    »Du meine Güte, Hubert, was ist denn passiert?«
    Er seufzte und krallte sich an den Armlehnen fest, als würde ihm gleich ein Zahn gezogen. »Nach dem Kochen heute
Abend habe ich ein paar Soßenspritzer an den Kacheln hinter dem Herd übersehen. Nachdem sie sie mir gezeigt hatte, sind sie mir natürlich auch aufgefallen, aber irgendwie hatte ich sie vorher nicht wahrgenommen. Ich sagte, ich würde sie sofort wegwischen, aber sie meinte, darum ginge es gar nicht. Das Problem sei, dass sie nicht ständig hinter mir herlaufen und mir meine Fehler aufzeigen könne. Als ich dann später rausging, um die Post zu holen, hat sie mich ausgesperrt. Ich habe an die Tür geklopft, aber sie wollte nicht mehr aufmachen. Sie sagte, sie brauche etwas Zeit für sich und ich solle spazieren gehen. Ich habe eine Weile gewartet, aber mir wurde kalt, und dann sah ich meinen Nachbarn, der wegfahren wollte.«
    »Sie hat dich ausgesperrt?« Ich wusste, dass ich mich wiederholte, aber der Punkt schien betonenswert. »Dir ist schon klar, Hubert, dass das kein normales Verhalten ist, oder?«
    »Ach, wer bestimmt schon, was normal ist?«, erwiderte er mit tief verletztem Blick. »Alle Menschen sind verschieden, Lola. Nicht jeder ist wie du.«
    Ich sah ihm an, dass es tabu war, Kelly zu kritisieren. Trotzdem musste ich noch einen Kommentar loswerden. »Du weißt aber, dass wahre Liebe nicht so wehtun sollte, ja?«
    »Ja ... nun ...« Er schob sich wieder die Haare aus der Stirn. »Kelly und ich müssen uns eben in einigen Dingen noch zusammenraufen.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da; die Uhr auf dem Kaminsims tickte laut. Es war ein Geräusch, das ich vorher noch nie gehört hatte. »Hast du die Uhr aufgezogen?«
    Er lächelte verlegen. »Ja. Ich habe es mir hier ein bisschen gemütlich gemacht. Du hast hoffentlich nichts dagegen. Das
ist ein tolles Haus.« Seine Stimme hatte den üblichen Enthusiasmus wiedergewonnen. »Ich liebe dieses alte Holz ... den Stuck an der Decke ... die Bögen über den Türen. Dein Kamin ist wunderschön und auch die frei stehende Badewanne mit den Löwenfüßen oben. Das ganze Haus ist prima in Schuss. Du müsstest lediglich ein paar Sessel und Sofas neu beziehen, die Holzböden abschleifen und einige Zimmer streichen, dann wäre das Haus die reinste Sehenswürdigkeit.« Er runzelte die Stirn, als er sich umsah. »Vielleicht solltest du auch all diese Spitzendeckchen unter den Lampen rausschmeißen. Was sollen die da?«
    »Die sind von meiner Großtante. Seit meinem Einzug hatte ich noch nicht viel Zeit, irgendwas zu verändern.«
    Er lehnte sich vor und stützte das Kinn in die Hände. »Ja, das sieht man. Nichts von alledem spiegelt deine Persönlichkeit wider. Ich dachte schon, ich wäre im falschen Haus.«
    Apropos ... »Woher, um alles in der Welt, wusstest du überhaupt, wie du hier reinkommst? Der Polizist meinte, du hättest einen Schlüssel unter dem Blumenkübel gefunden?«
    Hubert räusperte und richtete sich wieder auf. »Na, ja, zuerst habe ich auf der Veranda gewartet. Nach ungefähr fünf Minuten kam dann diese koreanische Frau auf dem Fahrrad vorbei und fing an, mit mir zu plaudern. Nette kleine Frau ... ungefähr so groß.« Er hielt seine Hand etwa einen Meter zwanzig über den Boden.
    Ja, ich konnte sie mir vorstellen.
    »Wirklich eine ganz nette Frau«, fuhr er fort. »Sie kam gerade vom Markt und hatte den Korb voller Chinakohl. Ich sagte, ich sei ein Freund von dir, und sie meinte, du wärst zum Essen ausgegangen.«
    »Ich habe mich mit Piper getroffen.«
    »Ah, das hätte ich mir denken können. Jedenfalls ... deine Nachbarin zeigte mir, wo der Schlüssel ist, und meinte, ich könne doch ebenso gut drinnen warten. Tatsächlich sagte sie: ›Zu kalt für Veranda ohne Schuhe.‹ Also ging ich rein. Ich habe versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, aber du bist nicht drangegangen, also dachte ich, ich warte einfach. Es hat Spaß gemacht, dein Haus zu erkunden, und alles lief prima, bis die Polizei drohte, mich zu erschießen.« Er schob mit gespieltem Schmollen die Unterlippe vor – der ewige Spaßvogel.
    »Das muss die Frau von nebenan gewesen sein, Mrs. Cho«, sagte ich. »Ich kann nicht fassen, dass sie einem völlig Fremden zeigt, wie er in mein Haus kommt. Du hättest ja auch ein Axtmörder sein können oder ein Vergewaltiger oder sonst was!«
    »Und doch bin ich
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