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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne
Autoren: KAREN TEMPLETON
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gerade begeistert von mir sind.“
    „Aber Sie haben mir versichert …“
    „Weil ich wirklich nicht geglaubt habe, dass ich überhaupt eine Chance bei Julie habe. Ich habe nie behauptet, dass ich keine will. Und die Initiative ging von Julie aus …“
    Victor zog sich einen Stuhl heran, ließ sich darauf nieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Setz dich, Junge.“
    „Danke, aber …“
    „Setz dich, verdammt.“
    Als Kevin widerwillig gehorchte, sah ihn Victor geradewegs an. „Ich habe nichts gegen dich“, sagte er.
    „Nicht? Wann habe ich denn den Eignungstest bestanden?“
    „Den Hauptteil gerade eben, als du nach Hause gekommen bist und nüchtern warst.“
    Kevin runzelte die Stirn. „Na, vielen Dank für dein Vertrauen.“
    „Nach allem, was ich mit Robyn durchgemacht habe, bin ich lieber übervorsichtig als zu blauäugig. Aber ich muss zugeben, dass du offenbar die Ausnahme bist. Du bist ein guter Junge.“
    „Ich bin kein Junge, Victor. Schon lange nicht mehr.“
    „Richtig“, erwiderte Victor mit einem halben Lächeln. „Und unter anderen Umständen hätte ich überhaupt nichts gegen eine Beziehung zwischen dir und Julie einzuwenden. Aber sie ist noch nicht so weit. Sie jetzt aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen, könnte sie weit zurückwerfen.“
    „Vergiss nicht, dass sie überhaupt erst so weit gekommen ist, seit ich hier bin“, wandte Kevin ein.
    „Eingebildet bist du ja gar nicht, was?“
    „Ich weiß, dass Julie noch nicht so weit ist“, entgegnete Kevin. „Und ich hätte sie auch nie gedrängt, wenn dieses Jobangebot nicht wäre. Aber wie hätte ich ihr sonst zeigen sollen, wie ernst es mir ist?“
    „Und wie ernst ist es dir?“
    Kevin lachte bitter. „So ernst, dass ich nicht weiß, wie ich es ohne sie aushalten soll. Und dass alles, was ihr Sorgen macht, auch mich bedrückt. Wie du, zum Beispiel.“
    Überrascht hob Victor die Augenbrauen. „Ich?“
    „Ja, du. Du benimmst dich mehr als seltsam, seit du aus Hawaii zurück bist. Julie hat das sogar als Argument angeführt, warum sie nicht mit mir kommen kann.“
    „Du denkst, ich stehe ihr im Weg?“
    „Soll ich ganz ehrlich sein?“ Schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden, dachte Kevin. „Ich denke, dass du ihr schon seit Monaten im Weg stehst. Nicht absichtlich, natürlich. Ich weiß, wie sehr du sie liebst. Aber solange du sie von allem abgeschottet hast, hatte sie gar keinen Grund, sich wieder in der Welt umzusehen, verstehst du?“
    „Vergiss das mit dem Häuserrenovieren“, murmelte Victor und zupfte an einem Platzdeckchen auf dem Tisch herum. „Du solltest mir helfen, mein nächstes Buch zu schreiben.“
    „Wenn das Honorar stimmt, gern.“
    Victor lachte, wurde dann aber wieder ernst. „Ich habe in den vergangenen Jahren mit vielen Leuten gearbeitet, aber du überraschst mich wirklich. Sicher, du bist eine Nervensäge – aber die anständigste Nervensäge, die ich kenne. Und ich entschuldige mich dafür, dass ich dich bei unserem ersten Treffen nach den Gerichtsakten beurteilt habe.“
    „Entschuldigung angenommen“, erwiderte Kevin bewegt. „Und ich weiß, dass du nur Pippa schützen wolltest.“
    Victor sah ihn prüfend an. „Wusstest du, dass Julie keine Kinder mehr bekommen kann?“
    Es dauerte einen Moment, bis Kevin begriff. „Aber warum hat sie mir das nicht gesagt?“, flüsterte er entsetzt.
    „Wahrscheinlich, weil sie nicht wollte, dass du deine Entscheidungen aus Mitleid triffst.“
    „Was nur beweist, dass sie viel stärker ist, als du annimmst. Als sie sich selbst eingesteht.“
    Schweigend stand Victor auf, schaute Kevin ein paar Sekunden lang ungläubig an, dann sank er förmlich in sich zusammen und verließ schleppend den Raum.
    Am Tag vor Kevins Abreise hatte Julianne Pippa bei ihrem Vater gelassen und den ganzen Nachmittag außer Haus verbracht.
    „Wo warst du denn die ganze Zeit?“, begrüßte Kevin sie anklagend, als sie nach Hause kam.
    „Weg“, erwiderte sie kurz angebunden. „Ich habe so getan, als ob alles normal wäre.“
    „Du wolltest mich bestrafen.“
    „Nein“, sagte sie langsam. „Du tust, was du tun musst. Und ich auch. Ich habe meine Sachen zu den Galerien gebracht, war einkaufen …“ Ihre Stimme zitterte etwas, als sie fortfuhr: „Hast du schon Pippas Sachen eingepackt?“
    „Das meiste. Dein Vater meinte, er schickt mir den Rest später nach.“ Sein Lächeln wirkte unecht. „Wie kann jemand, der noch keine sechs Monate alt ist, so
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