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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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schaltete den Wasserkocher aus. »Was wollen Sie hier?« Er sah auf seine Armbanduhr, stellte fest, dass er sie noch nicht umhatte, und
warf einen Blick auf die Wanduhr. »Dreißig Sekunden, und dann sind Sie draußen.«
    »Wir wollen die Akte, die Sie zusammengestellt haben«, sagte Rebus, »und die Kassette, die Sir Iain aufgenommen hat. Für den Anfang wär’s das wohl.«
    Gunner sah Flower an. »Er hat Sie auf seine Seite gezogen, wie? Sie müssen verrückt sein. Ich könnte Sie beide vor den Chief Constable schleifen.«
    »Mehr würden wir uns gar nicht wünschen«, sagte Flower. Er warf den verkohlten Toast in den Mülleimer. »Sie haben mich angelogen.«
    »Wenn wir Akte und Band nicht bekommen«, sagte Rebus, »ziehen wir die Daumenschrauben an. Wir werden einen derartigen Stunk machen, dass Sie glauben, die Schlünde der Hölle hätten sich aufgetan. Es wird überall stinken, glauben Sie’s mir. Es wird nicht genügend Wäscheklammern für alle Nasen geben.«
    »Sie sind übergeschnappt. Ich werde Ihnen überhaupt nichts geben.«
    »Den Anfang machen wir mit dem Chief Constable und den Zeitungen.«
    Gunner verschränkte die Arme. »Nur zu. Sie haben sich gerade eine sehr tiefe Grube gegraben.«
    »Gruben können recht nützlich sein«, meinte Rebus, »wenn die Luft bleihaltig wird.«
    »Raus hier!«, schrie Gunner.
    Sie gingen.
    »Ob wir zu höflich waren?«, murmelte Flower, als sie zum Auto zurückgingen. »Wir hätten ihn auch härter anfassen können.«
    »Es ist prima gelaufen. Jetzt ist er am Zug. Schaut er uns nach?«
    Flower warf einen Blick zurück. »Schlafzimmerfenster.«
    »Na bitte.«

    Sie stiegen in Rebus’ Auto und fuhren los.
    Nach hundert Metern hielt Rebus kurz an, um Flower rauszulassen. Flower hatte dort sein Auto stehen lassen. Rebus warf einen Blick in den Rückspiegel, aber Gunner war nicht aus dem Haus gegangen, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich verschwunden waren - nicht an so einem Morgen. Er fuhr weiter, bog dreimal um die Ecke und hielt schließlich auf der anderen Seite von Gunners Haus.
    Sie misstrauten dem Polizeifunk und hatten sich deswegen von einem Händler, der Rebus einen Gefallen schuldete, zwei Mobiltelefone geliehen. Rebus’ Gerät trillerte, und er führte es sich ans Ohr.
    »Was von ihm zu sehen?«, fragte Flower.
    »Noch nicht.«
    »Vielleicht ist er ja bei Toast Nummer zwei.«
    »Ich glaub kaum, dass er sonderlich viel Appetit hat.«
    Es vergingen noch fünf Minuten, ehe Rebus eine Tür ins Schloss fallen hörte. Dann öffnete sich das Gartentor. Gunners Rover 800 stand direkt vor der Tür. Der D. C. C. stieg ein und ließ den Motor an.
    »Bingo«, sagte Rebus.
    »Hat er irgendwas bei sich?«
    »Einen Aktenkoffer.«
    »Na, dann hoffen wir das Beste.«
    Rebus hatte möglichst weit von der nächsten Straßenlaterne entfernt geparkt und hütete sich, den Motor anzulassen, solange Gunner nicht losgefahren war. Eine Abgaswolke quoll aus seinem Auspuffrohr und blieb in der eisigen Luft hängen. Die Heckscheibe des Rovers war vereist, und Gunner hatte sich nicht die Zeit genommen, sie freizukratzen.
    »Bleiben Sie an mir dran«, sagte Rebus zu Flower, unmittelbar bevor er an dessen stehendem Auto vorbeifuhr.

    Bald befanden sie sich im dichten Berufsverkehr auf dem Weg ins Stadtzentrum. Die Heckscheibenheizung des Rovers hatte mittlerweile das Eis weggetaut. Als sie auf einen zweispurigen Abschnitt kamen, überholte Flower Rebus.
    »Wo will er hin?«
    »Jedenfalls nicht ins Büro«, antwortete Rebus. »Nicht hier lang.«
    Sie hatten sich vorher überlegt, welche Routen er nehmen, wohin er fahren könnte. An die Princes Street hatten sie nicht gedacht. Jetzt hatte der Himmel etwas Farbe angenommen, wie ein alter Bluterguss, der über Schloss und Altstadt hing. Rebus’ Wagenheizung funktionierte nicht richtig - das tat sie nur im Sommer -, und er bewegte seine fast tauben Zehen.
    »Er blinkt«, sagte Flower. »Biegt nach links auf die Waverley Bridge ab. Vielleicht will er mit dem Zug weiter.«
    Rebus glaubte zu begreifen. »Nein, aber zum Bahnhof will er schon.«
    Schwarze Taxis krochen in einer langen Schlange von der unterirdischen Eingangshalle des Waverley-Bahnhofs herauf, um die Pendler aufzunehmen. Die beiden Polizisten lenkten ihre Autos an den Taxis vorbei die steile Rampe hinunter, bis sie unter der Erde waren. Gunner fuhr am Bahnhofseingang vorbei, und einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er auf die nächste Rampe einbiegen und wieder zur
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