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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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1
    Eine Winternacht, die aus Edinburgh hinausschrie.
    Das vordere Auto wurde von drei anderen verfolgt. In den verfolgenden Autos saßen Polizeibeamte. Schneeregen peitschte durch die Dunkelheit. Inspector John Rebus saß im zweiten Polizeiwagen und biss die Zähne zusammen. Mit einer Hand klammerte er sich am Türgriff fest, mit der anderen an der Vorderkante des Beifahrersitzes. Chief Inspector Lauderdale schien am Lenkrad rund dreißig Jahre abgeschüttelt zu haben. Er war wieder ein Halbwüchsiger, der das Machtgefühl des Schnellfahrens, Ein-bisschen- zu schnell-Fahrens auskostete. Er saß weit vornübergebeugt und spähte angestrengt durch die Windschutzscheibe.
    »Wir kriegen die!«, schrie er zum x-ten Mal. »Wir kriegen die Scheißkerle!«
    Rebus bekam die Zähne nicht lang genug auseinander, um eine Antwort zu artikulieren. Es lag nicht an Lauderdales dürftigen Fahrkünsten... Na ja, okay, es lag nicht nur an Lauderdales dürftigen Fahrkünsten; auch das Wetter machte Rebus Sorgen. Als sie in den zweiten Kreisel am Barton Interchange eingebogen waren, hatte Rebus gespürt, wie die Hinterräder des Wagens auf dem rutschigen Straßenbelag jegliche Bodenhaftung verloren. Zum einen waren die Reifen nicht mehr die Neuesten, und dazu wahrscheinlich ohnehin nur runderneuert. Dann lag die Lufttemperatur knapp über null, und der Schneeregen lauerte tückisch im Hinterhalt. Jetzt waren sie aus der Stadt, hatten Ampeln und Kreuzungen hinter sich gelassen. Eine
Verfolgungsjagd hätte jetzt eigentlich weniger gefährlich sein müssen. Aber Rebus fühlte sich deswegen nicht sicherer.
    Im Auto vor ihnen saßen zwei junge, eifrige Uniformierte, in dem dahinter ein Detective Sergeant und ein Detective Constable. Rebus warf einen Blick in den Außenspiegel und sah Scheinwerfer. Er schaute aus dem Seitenfenster und sah nichts. Verdammt, war das dunkel da draußen.
    Rebus dachte: Ich will nicht im Dunkeln sterben.
     
    Ein Telefongespräch am Vortag.
    »Zehn Riesen, und wir lassen Ihre Tochter laufen.«
    Der Vater leckte sich die Lippen. »Zehn? Das ist ein Haufen Geld.«
    »Nicht für Sie.«
    »Moment, lassen Sie mich nachdenken.« Der Vater sah auf den Notizblock, auf dem Rebus gerade etwas gekritzelt hatte. »So kurzfristig bekomm ich’s nicht zusammen«, sagte er zum Anrufer. Rebus hörte über Kopfhörer mit und starrte auf die sich lautlos drehenden Spulen des Tonbandgeräts.
    »So’ne Einstellung könnt sich für die Kleine böse auswirken.«
    »Nein... bitte.«
    »Dann seh’n Sie zu, dass Sie die Knete beischaffen.«
    »Werden Sie sie mitbringen?«
    »Wir sind keine Betrüger, Mister.Wenn der Zaster da ist, wird sie auch da sein.«
    »Wo?«
    »Wir melden uns heute Abend mit den genauen Anweisungen. Und noch eins: keine Bullen, kapiert? Die kleinste Spur, auch nur’ne Sirene in weiter Ferne, und Sie seh’n sie im Leichen-Co-op wieder.«

    »Wir kriegen sie!«, schrie Lauderdale.
    Rebus spürte, wie sich seine Zähne voneinander lösten. »Schön, wir kriegen sie. Warum gehen wir’s dann nicht ein bisschen ruhiger an?«
    Lauderdale warf ihm einen Blick zu und grinste. »Hosen voll, John?« Dann riss er das Lenkrad herum und scherte aus, um einen Lieferwagen zu überholen.
    Der Anrufer hatte jung geklungen, Unterschicht. Aus seinem Mund hatte sich jedes »sie« wie s’ angehört. Er hatte vom Co-op gesprochen. Er hatte das Wort »Mister« verwendet. Ein Junge aus der Unterschicht, vielleicht ein bisschen naiv, Rebus war sich aber nicht sicher.
    »Die Kollegen aus Fife warten doch auf der anderen Seite der Brücke, oder?«, beharrte er, gegen den heulenden Motor anbrüllend. Lauderdale schien vergessen zu haben, dass der Wagen auch einen vierten Gang besaß.
    »Stimmt«, pflichtete ihm Lauderdale bei.
    »Also wozu die Hetze?«
    »Seien Sie kein Weichei, John. Die gehören uns .«
    Rebus wusste, was sein Vorgesetzter meinte.Wenn es das Fluchtauto über die Forth Road Bridge schaffte, dann war es in Fife, und die Polizei von Fife erwartete es mit einer Straßensperre. Die Festnahme würde dann Fife auf ihrem Konto verbuchen.
    Lauderdale hatte sich das Funkgerät gegriffen und redete mit dem Vorderwagen. Einhändig fuhr er kaum schlechter als zweihändig, und Rebus wurde gehörig durcheinander gerüttelt. Lauderdale legte das Funkgerät wieder weg.
    »Was meinen Sie?«, fragte er. »Fahren die in Queensferry runter?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Rebus.
    »Na, diese zwei Sonntagsfahrer vor uns meinen, wenn die
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