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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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war, dass nur wenige merkten, dass er ein Problem hatte. Er war im Dienst immer gut gekleidet und ging während der Mittagspause sogar manchmal ins Fitness-Center. Er aß, was es gerade gab, und vielleicht zu reichlich, und ja, er rauchte wieder. Aber schließlich war niemand vollkommen.
    »Eine Besorgnis erregende Prognose, Doktor.« Er knöpfte sich das Hemd zu und fing an, es sich in die Hose zu stopfen, überlegte es sich dann aber anders. Es war ihm angenehmer, das Hemd über der Hose zu tragen. Noch angenehmer wäre es gewesen, die Hose aufgeknöpft zu tragen. »Und um das zu erkennen, brauchen Sie nur meinen Rücken abzutasten?«
    Dr. Klasser lächelte wieder. »So etwas können Sie vor einem Arzt nicht geheim halten, John.«

    Er schlüpfte behutsam in sein Jackett. »Gut«, sagte er, »sehen wir uns dann später im Pub?«
    »Ich bin gegen sechs da.«
    »Gut.«
     
    Rebus verließ das Krankenhaus und atmete tief durch.
    Es war halb drei, die kälteste und dunkelste Zeit der Nacht. Er spielte mit dem Gedanken, bei Lauderdale vorbeizuschauen, aber er wusste, dass das bis zum Morgen warten konnte. Seine Wohnung lag direkt auf der anderen Seite der Meadows, aber auf den Weg hatte er momentan keine gesteigerte Lust. Der Schneeregen hatte nicht aufgehört und ging allmählich in richtigen Schnee über, und der Wind schnitt einem ins Fleisch.
    Dann ertönte eine Hupe: Rebus erkannte einen kirschroten Renault 5 und darin D.C. Siobhan Clarke; sie winkte ihm zu. Er schwebte beinahe zum Auto.
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich hab davon gehört.«
    »Wie das?« Er öffnete die Beifahrertür.
    »Ich war neugierig. Ich hatte dienstfrei, aber ich hab beim Revier angerufen, nur um zu hören, wie die Geldübergabe abgelaufen war. Als ich vom Unfall hörte, hab ich mich angezogen und bin hergefahren.«
    »Jedenfalls ist Ihr Anblick Balsam für meine Zähne.«
    »Zähne?«
    Rebus rieb sich den Unterkiefer. »Klingt verrückt, aber ich glaube, ich hab von diesem Schlag Zahnschmerzen gekriegt.«
    Sie ließ den Motor an. Im Auto war es warm und gemütlich. Rebus spürte, dass er sofort schläfrig wurde.
    »Also eine mittlere Katastrophe?«, sagte sie.
    »Eine mittlere, ja.« Sie verließen das Krankenhausgelände und bogen nach links ab, Richtung Tollcross.

    »Wie geht’s dem C. I.?«
    »Ich weiß nicht. Er wird geröntgt. Wo fahren wir hin?«
    »Ich bring Sie nach Haus.«
    »Ich sollte mich zurückmelden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab angerufen.Vor morgen früh werden Sie nicht benötigt.«
    Rebus entspannte sich ein wenig mehr. Vielleicht fingen die Schmerztabletten ja an zu wirken. »Wann ist die Leichenschau?«
    »Halb zehn.« Sie durchquerten gerade den Lauriston Place.
    »Da hinten gab’s eine Abkürzung, die Sie hätten nehmen können«, meinte Rebus.
    »Das war eine Einbahnstraße.«
    »Schon, aber zu dieser Uhrzeit fährt da niemand durch.« Ihm wurde bewusst, was er gesagt hatte. »Herrgott«, flüsterte er und rieb sich die Augen.
    »Also, was war’s?«, fragte Siobhan Clarke. »Ich meine, war’s ein Unfall, oder versuchten sie zu entkommen?«
    »Weder noch«, erwiderte Rebus leise. »Wenn ich darauf wetten müsste, würde ich Selbstmord sagen.«
    Sie sah ihn an. »Alle beide?«
    Er zuckte die Achseln, dann schüttelte es ihn.
    Am Tollcross warteten sie schweigend, bis die Ampel auf Grün schaltete. Ein paar Betrunkene waren, gegen den Wind ankämpfend, auf dem Weg nach Haus.
    »Schauderhafte Nacht«, bemerkte Clarke, als sie wieder anfuhr. Rebus nickte, ohne etwas zu sagen. »Werden Sie bei der Leichenschau dabei sein?«
    »Ja.«
    »Kann nicht behaupten, dass ich Sie darum beneide.«
    »Wissen wir schon, wer sie waren?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ich vergess dauernd, dass Sie dienstfrei haben.«

    »Stimmt, ich habe dienstfrei.«
    »Was ist mit dem Wagen, haben wir den identifiziert?«
    Sie wandte sich zu ihm und lachte. Es klang merkwürdig in seinen Ohren, hier in diesem stickigen, überheizten Auto, zu dieser späten Stunde und nach all dem, was passiert war. Plötzliches Lachen, das seltsamste Geräusch, das man sich vorstellen kann. Er rieb sich den Unterkiefer und steckte sich einen prüfenden Finger in den Mund. Der Zahn, den er berührte, schien durchaus noch fest zu sitzen.
    Dann sah er Füße, die plötzlich unter zwei jungen Körpern weggefegt wurden, während die Körper hintenüber ins Leere fielen und verschwanden. Sie hatten nicht einen Ton von sich gegeben. Kein Unfall, kein
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