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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Fluchtversuch; etwas Fatalistisches, etwas zwischen ihnen Vereinbartes.
    »Kalt?«
    »Nein«, sagte er, »mir ist nicht kalt.«
    Sie blinkte, um vom Melville Drive abzubiegen. Auf der linken Seite war das Wenige, was er von den Meadows ausmachen konnte, mit einer Schicht Neuschnee bedeckt. Rechts lag Marchmont und dort Rebus’ Wohnung.
    »Sie war nicht im Wagen«, sagte er tonlos.
    »Es hätte ja schließlich sein können«, sagte Siobhan Clarke. »Wir wissen nicht mal, ob sie wirklich verschwunden ist, nicht mit Sicherheit.«
    »Nein«, pflichtete er ihr bei, »das wissen wir nicht.«
    »Bloß zwei doofe Jungen.« Sie hatte den Ausdruck in Edinburgh aufgeschnappt, aber mit ihrem englischen Akzent ausgesprochen klang er etwas komisch. Rebus lächelte in die Dunkelheit.
    Und dann waren sie da.
    Sie setzte ihn vor der Haustür ab und lehnte einen halbherzig angebotenen Kaffee ab. Rebus wollte nicht, dass sie die Müllkippe sah, die er sein Zuhause nannte. Die Studenten waren im Oktober ausgezogen und hatten eine
Wohnung zurückgelassen, die ihm nicht mehr so richtig gehörte. Etliche Dinge stimmten nicht ganz, waren nicht mehr so, wie er sie in Erinnerung hatte. Ein Teil seines Bestecks fehlte und war durch Sachen ersetzt worden, die er noch nie gesehen hatte. Mit dem Geschirr war es das Gleiche. Als er bei Patience ausgezogen und hierher zurückgekehrt war, hatte er seine Sachen in Kartons mitgenommen. Die meisten davon standen noch immer unausgepackt im Flur.
    Erschöpft stieg er die Treppe hinauf, schloss die Tür auf und ging an den Kartons vorbei geradewegs ins Wohnzimmer und zu seinem Sessel.
    Sein Sessel war noch weitgehend der Alte. Er hatte sich rasch wieder Rebus’ Körperformen angepasst. Er setzte sich, stand dann wieder auf und fasste den Heizkörper an. Das Ding war lauwarm und gab furchtbare Geräusche von sich. Er hätte einen besonderen Schlüssel gebraucht, irgendein Werkzeug, um das Ventil zu öffnen und die Soße rauslaufen zu lassen. Let it bleed . Mit den übrigen Heizkörpern war es genauso.
    Er brühte sich was Heißes auf, schob eine Kassette in das Abspielgerät und holte die Steppdecke aus dem Schlafzimmer. Bevor er sich wieder im Sessel niederließ, zog er ein paar Sachen aus; dann deckte er sich mit der Steppdecke zu, griff nach unten, schraubte die Flasche Macallan auf und goss sich etwas davon in den Kaffee. Er trank die Hälfte des Bechers und goss dann mehr Whisky nach.
    Er hörte Motorengeräusche und sich verbiegendes Metall und den heulenden Wind. Er sah Füße, die Sohlen billiger Turnschuhe, etwas wie ein Lächeln auf den Lippen eines blonden Teenagers. Aber dann wurde das Lächeln zu Dunkelheit, und alles verschwand.
    Irgendwann schlief er, die Arme um den Körper geschlungen, ein.

3
    Im Städtischen Leichenschauhaus auf dem Cowgate keine Spur von Dr. Curt, aber Professor Gates war schon bei der Arbeit.
    »Wissen Sie«, sagte er, »man kann gefahrlos aus jeder beliebigen Höhe fallen; es ist immer nur dieser verdammte letzte Zentimeter, der einem das Genick bricht.«
    Zusammen mit ihm standen Inspector John Rebus, Detective Sergeant Brian Holmes, ein weiterer Arzt und ein Assistent von der Pathologie um den Seziertisch herum. Die vorläufige Mitteilung eines plötzlichen Todesfalles lag dem Staatsanwalt bereits vor, und jetzt wurde die Obduktion zweier verstorbener männlicher Personen durchgeführt, bei denen es sich wahrscheinlich um William David Coyle und James Dixon Taylor handelte.
    James Taylor - Rebus warf einen Blick auf die Sauerei, an der sich Professor Gates zu schaffen machte, und erinnerte sich an diese letzte Umarmung. Ain’t it good to know that you’ve got a friend .
    Die Wucht des Aufpralls auf das Deck der Fregatte Ihrer Majestät Descant hatte die beiden in so etwas wie haarige Marmelade verwandelt. Ein kleiner Teil davon lag auf der Marmorplatte - der Rest wartete in blitzenden Stahleimern. Für die offizielle Identifizierung würde man keine Angehörigen bemühen. Sollte es sich als nötig erweisen, würde eine DNA-Abgleichung denselben Zweck erfüllen.
    »›Flachmänner‹ sagen wir dazu«, bemerkte Professor Gates. »In Lockerbie hab ich ganze Haufen davon gesehen. Hab sie vom Boden gekratzt und zur örtlichen Eisbahn geschafft. Äußerst praktisch, so’ne Eisbahn, wenn man kurzfristig mit zweihundertsiebzig Leichen dasteht.«
    Brian Holmes hatte schon einige unappetitliche Leichen
gesehen, aber immun war er deswegen noch nicht. Er scharrte
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