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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Autoren: Toni Feller
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Vorwort
    Seit 1985 bin ich Mitglied der Mordkommission (Moko) beim Polizeipräsidium Karlsruhe und im normalen Arbeitsalltag für schwere Gewalt-, Sexual- und Branddelikte zuständig. Ich arbeite direkt an der Front und habe viele Facetten und Abgründe menschlicher Verhaltensweisen kennengelernt. Doch es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, zu welch brutalen Verbrechen manche Menschen fähig sind.
    Wird in Karlsruhe oder in dessen Landkreis ein Kapitalverbrechen verübt, was glücklicherweise nicht so oft der Fall ist – in einem Jahr hatten wir zwar schon einmal zehn Morde zu bearbeiten, aber es gab auch Jahre, da waren es nur zwei oder drei–, bin ich einer von denen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit angerufen werden. Ich habe dann sofort zu erscheinen. Persönliche Befindlichkeiten oder wichtige Dinge des Privatlebens spielen von nun an keine Rolle mehr. Nach der Alarmierung stürze ich mich in die Arbeit, die ich von der Kommissionsleitung zugeteilt bekomme. Keiner von uns Ermittlern weiß, ob die Spur, die er zu bearbeiten hat, zum Täter oder ins Leere führt. Wir alle sind hoch motiviert. Niemand beklagt sich, weil er zum Beispiel schon 20 Stunden nicht mehr geschlafen hat oder bei der Geburtstagsfeier seiner Frau eigentlich zu Hause sein wollte.
    Eine Mordkommission besteht aus dem Kommissionsleiter, seinem Stellvertreter und fünf Unterabschnitten, die je nach Fall ebenfalls einen Leiter haben. Es gibt die Unterabschnitte
    – Ermittlungen
    – Spurendokumentation und Auswertung
    – Operative Maßnahmen und Fahndung
    – Kriminaltechnik
    – Öffentlichkeitsarbeit
    Normalerweise ist in Karlsruhe die Mordkommission 25 bis 30 Mann stark. Sie kann bei Bedarf jederzeit aufgestockt, aber auch reduziert werden. Ist ein Mordfall abgeschlossen, kehren die Kommissionsmitglieder wieder zu ihren Stammdienststellen zurück. Wir haben eine Aufklärungsquote von über 90 Prozent.
    Kommissionsarbeit ist absolute Teamarbeit. Eine Moko funktioniert nur, wenn die einzelnen Mitglieder möglichst reibungslos zusammenarbeiten. Die Ermittlung des Täters ist deshalb ein Erfolg der ganzen Moko und niemals des Einzelnen, der zufällig die Spur zu bearbeiten hatte, die letztendlich zum Täter führte. Den meisten Moko-Leitern ist das bewusst, weshalb sie sich vor Presse und Rundfunk in aller Regel zurückhalten und andere vorschicken, um die Lorbeeren einzuheimsen.
    Der Leiter einer Mordkommission spürt den Täter niemals persönlich auf, wie es in Filmen und Kriminalromanen gern dargestellt wird. Seine Aufgabe ist es explizit, die anfallende Arbeit zu koordinieren, an die Unterabschnitte zu delegieren und gegebenenfalls den Rücklauf zu kontrollieren. Was der einzelne Ermittler, Fahnder oder Kriminaltechniker aus einer ihm zugeteilten Spur macht, hängt von der Ausbildung, Motivation und dem Biss des Betroffenen ab.
    Meist ist es eine einzige Spur, die Rückschlüsse auf den noch unbekannten Täter zulässt und schließlich zum Erfolg führt. So kann zum Beispiel die Herkunft eines kleinen Knopfes, der am Tatort gefunden wurde, einen Hinweis darauf geben, wo der Mörder sein Hemd gekauft hat. Oft ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Ermittlung des Täters, manchmal kann aber so eine heiße Spur nach tage- oder wochenlanger, sehr mühevoller Kleinarbeit einfach im Sand verlaufen.
    Zur Polizei kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Nach dem Maschinenbaustudium arbeitete ich als Abteilungsleiter in einer mittelständischen Firma, die Atemschutz- und Tauchgeräte herstellte. Als die Firma pleiteging, saß ich erst einmal auf der Straße. Ein Bekannter brachte mich auf die Idee, mich bei der Polizei zu bewerben. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der Polizei gegenüber eher negativ eingestellt. Das lag hauptsächlich an den Zahlkarten, die regelmäßig an der Windschutzscheibe meines Fahrzeuges hingen, und den mehr oder weniger schönen Fotos, die mich hinter dem Steuer meines Wagens zeigten und auf denen diverse Geschwindigkeitsangaben standen.
    So nahm ich, mehr halbherzig, im Januar 1977 an der Aufnahmeprüfung zum Polizeidienst teil. Ich war 26 Jahre alt, Familienvater und hatte meine junge Familie zu versorgen. Außerdem wollte ich ein Haus bauen. Dazu brauchte ich Sicherheit, und was lag da näher, als Beamter zu werden?
    Schneller, als mir lieb war, sah ich mich dann in der grünen Uniform der baden-württembergischen Polizei. Doch bereits nach 14 Tagen wusste ich, dass ich meinen Traumberuf gefunden hatte.
    Die
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