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Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Titel: Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Was gibt’s Neues auf der Burg?
     
    Genaugenommen war Burg Schreckenstein gar kein Internat, sondern eine wegen Raummangels ausgesiedelte Neustädter Schule. Die Jungen oder Ritter, wie sie sich nannten, wohnten in dem alten Gemäuer und nicht bei ihren Eltern. Es wäre zu kostspielig und zeitraubend gewesen, sie tagtäglich mit Bussen hin- und zurückzubringen. Den Schreckensteinern war das recht so. Obwohl sie nur in den Ferien nach Hause kamen, blieben sie bei den Neustädterjungen immer im Gespräch.
    Das jährliche Schul-Sportfest stand vor der Tür. Die Schreckensteiner, die Schüler der Friedrich-Ebert-Schule und die von der Herzog-Franz-Joseph-Schule kämpften gegeneinander. Die Schreckensteiner waren immer die großen Favoriten. Aber ob sie auch in diesem Jahr gewinnen würden?
    Die Herzog-Franz-Joseph-Schule hatte eine neue, prächtige Sportanlage bekommen. Mit dem großen Sportfest sollte die Anlage eingeweiht werden. Dass die Schüler der Herzog-Franz-Joseph-Schule diesen ersten Wettkampf gewinnen wollten, versteht sich.
    Sie waren täglich fester von ihrem eigenen Sieg überzeugt, so dass sie schon in der Einladung an die Schreckensteiner schrieben;
    Falls die kreuzbraven Ritter von Schreckenstein neben ihren ritterlichen Tugenden des Nichtrauchens und angeblichen Nichtlügens etwas Zeit für einen sportlichen Wettkampf aufbringen können, sind sie hierzu herzlich eingeladen...
    „Nackter Neid!“ stellte Mücke fest.
    Dampfwalze, das Kraftgebirge, gab dem Chefredakteur der Schreckensteiner Schulzeitung recht: „Das kommt nur daher, weil sie noch nie gewonnen haben!“
    Ottokar zog die Schultern hoch: „Matte Sache“, sagte er.
    „Wir müssen nur gut sein. Sonst lachen sie uns aus.“
    „Das sind wir sowieso“, meinte Stefan, „und wenn schon...“
    „Genau“, brummte Andi, „woher sollen die unseren Ritterbetrieb auch verstehen.“
    Und Klaus, der Witzbold, meinte abschließend: „Zum Glück sind wir ja sehr gut.“
    Ganz so leicht, wie sie einander versicherten, nahmen die Schreckensteiner die Frotzelei in der Einladung nicht. Beim nächsten Training für den Wettkampf schüttelte Rollender Sportlehrer, den Kopf und fragte: „Was ist denn in euch gefahren? Ihr seid plötzlich völlig verkrampft.“
    Niemand antwortete. Doch von dem Augenblick an schlenkerte jeder seine Arme und Beine, als gehörten sie nicht zu ihm.
    „Nun macht nicht auf Gummipuppen!“ rief Rolle. „Schluss für heute. Vielleicht seid ihr morgen wieder normal!“
    „Nicht zu fassen“, schimpfte Dieter später beim Duschen.
    „Ein blöder Brief und schon benehmen wir uns wie Hampelmänner.“
    Alle lachten, bis auf Ottokar. In seiner Eigenschaft als Schulkapitän fühlte er sich für alles, was das Leben auf der Burg betraf, verantwortlich. Nach dem Abendessen sagte er im Südflügel zu seinem Freund Stefan: „Ich glaub, du hattest Recht. Es muss uns egal sein, was sie von uns halten. Aber nicht zu egal.“
    „Wie meinst du das?“ fragte Stefan.
    „Ich weiß nicht...“, sagte Ottokar, „unser alter Kampfgeist...“
    „Ach, du meinst den Neuen, Jerry? Nein, du, der ist in Ordnung. Bei dem habe ich das Gefühl, als wäre er seit
    Jahren hier.“
    „Schon“, Ottokar biss sich auf die Lippen, „aber gerade erst in der Mannschaft, und schon die Schule vertreten...“
    „Mensch, Ottokar!“ ereiferte sich Stefan. „Er ist schneller als ich und das kann unsere Staffel gut gebrauchen. Die Ebert-Staffel soll sich unwahrscheinlich verbessert haben, was man so hört“
    „Ja, natürlich“, Ottokar sah aus, als leide er an Bauchweh, „trotzdem, ich hab einfach ein merkwürdiges Gefühl...“
    Stefan sah ihn prüfend an. Dann sagte er: „Vielleicht müssen wir auch einmal verlieren. Ewig kann das ja nicht so weitergehen.“
    „Vielleicht“ antwortete Ottokar und ging unvermittelt aus dem Zimmer. Kurz danach kam Beni herein. Auch er war — genauso wie Jerry — neu auf Burg Schreckenstein. Wie ein „Ritter“ fühlte er sich aber nicht und wollte auch gar keiner werden.
    Er zog ein Zigarettenpäckchen aus der Tasche, legte es in eine Schublade seines Bettkastens und klappte das Bett herunter.
    „Wo kommst du denn her?“ fragte Stefan, als Zimmerältester für ihn verantwortlich. „Beim Abendessen warst du auch nicht.“
    „Ja und?“ fragte Beni zurück. „Gab es etwa Kaviar? Ich hab bei meiner Schwester gegessen, drüben in Rosenfels.“
    „Mann!“ schimpfte Stefan. „Kann doch nicht jeder kommen und
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