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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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beschließen sollten durchzufahren, erwischen wir sie an der Mautstelle.«

    Und sie würden wahrscheinlich durchfahren, von Angst und Adrenalin getrieben. Diese Kombination pflegte dem Selbsterhaltungstrieb Scheuklappen anzulegen. Man rannte stur geradeaus, ohne nachzudenken oder nach links oder rechts zu schauen. Man dachte an nichts anderes als an Flucht.
    »Sie könnten sich wenigstens anschnallen«, sagte Rebus.
    »Könnte ich«, sagte Lauderdale. Tat’s aber nicht. Jugendliche Raser schnallten sich nicht an.
    Allmählich kam die letzte Ausfahrt. Das Fluchtauto schoss daran vorbei. Jetzt blieb nur noch die Brücke. Die greller werdende Straßenbeleuchtung zeigte an, dass sie sich der Mautstelle näherten. Rebus kam plötzlich der irrwitzige Gedanke, dass die Flüchtigen anhalten könnten, um wie alle anderen auch die Maut zu zahlen. Das Fenster herunterkurbeln, nach passendem Kleingeld kramen …
    »Sie werden langsamer.«
    Die Straße fächerte sich auf, war plötzlich ein halbes Dutzend Spuren breit. Vor ihnen lag die Reihe der Mauthäuschen und dahinter die Brücke, die sich, von den Stahltrossen in der Schwebe gehalten, zu ihrer Mitte hin emporwölbte, sodass man von der Fahrbahn aus selbst an einem klaren, sonnigen Tag ihr jenseitiges Ende nicht sehen konnte.
    »Sie werden eindeutig langsamer.«
    Die vier Autos waren jetzt nur noch wenige Meter auseinander, und Rebus konnte zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder das Heck des Fluchtautos erkennen. Es war ein 82er Ford Cortina. Im Licht der Straßenbeleuchtung sah er zwei Köpfe, Fahrer und Beifahrer, beide männlich.
    »Vielleicht ist sie im Kofferraum«, meinte er zweifelnd.
    »Vielleicht«, pflichtete ihm Lauderdale bei.
    »Wenn sie nicht im Auto ist, können sie ihr auch nichts tun.«

    Lauderdale nickte, ohne richtig zugehört zu haben, und griff dann wieder nach dem Funkgerät. Es rauschte ziemlich stark. »Wenn sie auf die Brücke fahren«, sagte er, »dann war’s das, Sackgasse. Die können nicht mehr entwischen, solang die Fifer es nicht verbocken.«
    »Dann bleiben wir also hier?«, sagte Rebus hoffnungsvoll. Lauderdale lachte nur. »Dachte ich mir schon«, sagte Rebus.
    Aber jetzt tat sich etwas. Das verdächtige Fahrzeug... rote Heckscheinwerfer. Bremsten sie? Nein, sie setzten zurück, und zwar schnell. Sie rammten den ersten Polizeiwagen, der daraufhin zurückrollte und gegen Lauderdales Auto knallte.
    »Scheißkerle!«
    Dann machte der Cortina wieder einen Satz nach vorn und scherte scharf nach rechts aus. Er hielt auf eine der geschlossenen Mautstellen zu, knallte gegen die Schranke, riss sie zwar nicht aus den Angeln, verbog sie aber so weit, dass er sich durchquetschen konnte. Das Geräusch von Metall, das Funken schlagend gegen Metall schrappte, und dann waren sie weg. Rebus traute seinen Augen nicht.
    »Sie sind auf der falschen Fahrbahn!«
    Das waren sie wirklich - ob versehentlich oder mit Absicht. Rasch beschleunigend, raste das Auto mit eingeschaltetem Fernlicht die Fahrbahn für den Südverkehr in nördlicher Richtung entlang. Nach kurzem Zögern nahm der erste Polizeiwagen die Verfolgung auf. Lauderdale schien es ihm gleichtun zu wollen, aber Rebus griff ihm ins Lenkrad und riss es mit aller Kraft herum, sodass sie wieder auf die richtige Fahrbahn kamen.
    »Blöder Idiot!«, stieß Lauderdale hervor und trat das Gaspedal durch.
    Zu dieser späten Nachtstunde war auf der Straße nicht
viel los.Trotzdem ging der Fahrer des Fluchtautos ein ziemliches Risiko ein.
    »Die werden doch wohl nur diese Fahrbahn gesperrt haben, oder?«, überlegte Rebus laut. »Wenn diese Irren es bis zur anderen Seite schaffen, könnten sie uns entwischen.«
    Lauderdale sagte nichts. Er starrte über die Mittelabsperrung hinweg und ließ die zwei anderen Autos nicht aus den Augen. Als er die Hand nach dem Funkgerät ausstreckte, hätte er um ein Haar die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Der Wagen machte einen Schlenker nach rechts, dann einen ausgeprägteren nach links und knallte gegen die Leitplanken. Rebus mochte nicht an den Firth of Forth denken, der über hundert Meter tief unter ihnen lag. Aber er dachte trotzdem daran. Er hatte die Brücke schon ein paarmal zu Fuß überquert - außen an den Fahrbahnen verlief je ein Fußgängerweg. Das hatte ihm als Mutprobe durchaus gereicht, zumal man dabei riskierte, vom ständig heulenden Wind über die Brüstung geweht zu werden. Er verspürte ein elektrisches Kribbeln in den Zehen:
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