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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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gleich sagen können: Wenn man einen Gefallen einforderte , bestand immer die Gefahr, dass irgendjemand es krumm nahm.
    Da war sie also, in Fernsehen und Zeitungen: die kleine Kirstie Kennedy. Kein sehr aktuelles Foto, vielleicht zwei, drei Jahre alt; und der Unterschied zwischen vierzehn oder fünfzehn und siebzehn war gewaltig. Als Vater einer ehemals minderjährigen Tochter wusste Rebus das nur zu gut. Kirstie war mittlerweile erwachsen, und das Foto würde bei den Nachforschungen so gut wie gar nichts nutzen.
    Um den Medienrummel zu dämpfen, gab der Lord Provost eine Pressekonferenz. Seine Frau war an seiner Seite - seine zweite Frau, nicht Kirsties Mutter; Kirsties Mutter war tot -, und sie wurde gefragt, was sie der Ausreißerin sagen möchte.
    »Sie soll nur wissen, dass wir für sie beten, das ist alles.«
    Und dann war der erste Anruf gekommen.
    Es war nicht schwierig, den Lord Provost anzurufen. Er stand nicht nur im Telefonbuch - seine Dienstnummer
fand sich, wie die jedes anderen Stadtverordneten auch, in einer nützlichen Broschüre, die in regelmäßigen Abständen an Zigtausende von Bürgern Edinburghs ausgegeben wurde.
    Der Anrufer klang jung, noch nicht lang aus dem Stimmbruch heraus. Er hatte lediglich gesagt, er habe Kirstie und wolle Geld für ihre Freilassung. Er hatte sogar ein Mädchen an den Hörer geholt. Sie hatte nur zwei Worte kreischen können, bevor sie wieder weggezerrt worden war. Die Worte waren »Dad« und »ich« gewesen.
    Der Lord Provost konnte nicht beschwören, dass es Kirstie gewesen war, aber das Gegenteil konnte er ebenso wenig beschwören. Er wandte sich wieder an die Polizei, und die riet ihm, mit den Entführern einen Treffpunkt für die Geldübergabe zu vereinbaren; nur dass sie dort kein Geld erwarten würde, sondern Polizeibeamte, und zwar nicht zu knapp.
    Der Auftrag lautete nicht Zugriff, sondern unauffällige Verfolgung. Für die Aktion wurde ein Polizeihubschrauber abgestellt, dazu vier Zivilstreifenwagen. Es hätte ein Kinderspiel sein müssen.
    Hätte. Aber der Anrufer hatte als Ort der Übergabe eine Bushaltestelle auf der stark befahrenen Queensferry Road ausgesucht. Lebhafter Verkehr und keinerlei Möglichkeit, einen Zivilstreifenwagen so zu parken, dass er nicht aufgefallen wäre. Der Anrufer war clever gewesen. Als der Zeitpunkt der Übergabe gekommen war, hatte der Cortina auf der anderen Straßenseite gehalten. Der Beifahrer war herausgesprungen, zwischen den fahrenden Autos im Slalom hinübergerannt, hatte die mit Bündeln von Zeitungspapier voll gestopfte Tasche an sich genommen und war damit zum wartenden Auto zurückgesprintet.
    Drei der vier Polizeiwagen standen auf der falschen Straßenseite, und sie brauchten Ewigkeiten, um zu wenden.
Der vierte hatte jedoch über Funk durchgegeben, in welcher Richtung die Verdächtigen flohen. Der Hubschrauber hatte natürlich wegen des schlechten Wetters schon vor einiger Zeit landen müssen.Was zur Folge hatte, dass Lauderdale - der Einsatzleiter - das Letzte aus seinem Wagen herausholte, um die Ausreißer wieder einzuholen, und dabei um Jahrzehnte jünger wurde.
    Rebus hoffte, dass es die Sache wert gewesen war. Er hoffte, dass der in seinem Krankenhausbett festgezurrte Lauderdale von der Erinnerung an die Verfolgungsjagd einen Kick kriegen würde. Rebus selbst hatte davon nichts anderes zurückbehalten als ein mieses Gefühl im Magen, einen schlimmen Traum und ein ramponiertes Gesicht.
     
    Es wurde Geld gesammelt, um etwas für den Chief Inspector zu kaufen. Demonstrativ und viel zu schnell legte D. I. Alister Flower einen Zehner hinein. Er lief mit geblähter Brust und einem öligen Bühnenlächeln herum. Rebus fand ihn mehr denn je zum Kotzen.
    Alle sahen Rebus an und fragten sich, ob man ihn Flower vor die Nase setzen würde. Fragten sich, was Rebus täte, wenn Flower plötzlich sein Boss werden würde. Die Gerüchte vermehrten sich rascher als das Geld im Sammelkorb.
    Der Halter des Fluchtwagens saß unten in einem Vernehmungsraum. Man hatte ihm erklärt, dass man, wenn er sich kooperativ zeigte, wegen der abgelaufenen Kfz-Versicherung ein Auge zudrücken würde. Jetzt redete er wie ein Wasserfall, erzählte eine Geschichte nach der anderen, Leben und Taten des Willie Coyle und Dixie Taylor. Rebus ging nach unten, um eine Weile zuzuhören. D. S. Macari und D. C. Allder führten die Vernehmung durch.
    »Zwölf Uhr fünfzehn, Detective Inspector Rebus betritt
den Raum«, sagte Macari für das Tonband.
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