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Im Bett mit Brad Pitt

Im Bett mit Brad Pitt

Titel: Im Bett mit Brad Pitt
Autoren: Kim Schneyder
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    Blödmann! Ist doch wahr. Da
wundern sich immer alle, dass die deutschen Filme nicht an die
Einspielergebnisse der großen Hollywoodblockbuster herankommen, und dann
schickt man ihnen ein Drehbuch mit allem, was es für einen richtig guten Film
braucht, und was machen die? Sie lesen es nicht mal!
    Ich bin richtig aufgewühlt vor Empörung, und einer spontanen
Eingebung folgend zerreiße ich den Brief in tausend kleine Schnipsel und
schmeiße sie wütend in den Papierkorb. Und trete noch einmal kräftig dagegen,
wobei ich allerdings mit der Schuhspitze abrutsche und mir an der Kante kräftig
das Schienbein stoße.
    »Aua!«, entfährt es mir.
    »Nanu, hat da wer Probleme?«, flötet es in diesem Moment zur Tür
herein.
    Ich fahre herum und will gerade zu einer knappen Antwort ansetzen,
da bemerke ich, dass es Emma ist. Emma ist meine beste Freundin, die hin und
wieder zum Tratschen vorbeikommt, wenn ich in der Videothek Dienst schiebe, und
das ist dann immer eine willkommene Abwechslung zum Filmegucken und Internetsurfen …
also, zur harten Arbeit, die ich normalerweise hier verrichte, das meinte ich
natürlich.
    »Kann man wohl sagen«, gebe ich zerknirscht zurück. »Gerade habe ich
eine Absage für mein Drehbuch bekommen. Die haben es nicht einmal gelesen,
kannst du dir das vorstellen?«
    Emma glotzt mich einen Moment lang an, dann meint sie vorsichtig:
»Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass es in Englisch geschrieben ist.«
    Das darf doch wohl nicht wahr sein. Jetzt kommt sie mir auch noch
damit, gleich wie dieser doofe
Art-was-habe-ich-doch-für-einen-coolen-Vornamen-Gansterer.
    »Emma, das habe ich dir schon tausend Mal erklärt«, sage ich
genervt. »Große Drehbücher werden immer in Englisch verfasst, stell dir nur mal Vom Winde verweht auf Deutsch vor, oder Das Schweigen der Lämmer , oder Titanic !«
    »Also, ich hätte kein Problem damit. Ehrlich gesagt würde ich sie
auf Englisch auch gar nicht verstehen«, gibt sie schulterzuckend zu bedenken.
    »Aber du hast doch Endless love auch
gelesen und alles verstanden, nicht wahr?«
    »Tja, um ehrlich zu sein«, druckst sie herum. »Ich habe nicht
wirklich alles verstanden. Am Schluss zum Beispiel,
da wird Jerry …«
    »Jesse!«
    »… genau, Jesse doch erschossen,
nicht wahr …«
    »Er wird nicht er schossen, Emma, er wird an geschossen«, jaule ich auf.
    »Ach, darum«, stößt sie erleichtert hervor. »Und ich dachte schon,
er würde später als Geist wieder erscheinen, wie in Nachricht
von Sam , und das fand ich dann, ehrlich gesagt, schon ein bisschen
kitschig …«
    »Aber du hast doch gesagt, du wärst noch niemals so gerührt gewesen
wie von meiner Geschichte«, werfe ich ein.
    »Ja, das war ich auch«, behauptet sie schnell. »Und vor allem jetzt,
wo Jesse nicht erschossen worden ist, gefällt sie mir total. Echt, Lilly, die
Geschichte ist super, ganz groß sogar«, beteuert sie, und gleichzeitig läuft
sie knallrot an. Oder genauer gesagt, ihre Röte vertieft sich nur.
    Ich war vorhin so abgelenkt von dieser ärgerlichen Absage, dass ich
es gar nicht bemerkt habe. Doch jetzt fällt es mir auf: Emma sieht völlig
verändert aus. Sie ist ganz rot im Gesicht, und ihre Haare sind plötzlich
schwarz …, und sie trägt einen riesigen Sonnenhut – einen Sombrero!
    »Emma, wie siehst du überhaupt aus?«, frage ich verblüfft. »Hast du
dir etwa die Haare gefärbt?« Ihre natürliche Haarfarbe ist eine Mischung aus
Braun und einem undefinierbaren Orange, und ihre Hautfarbe bewegt sich
normalerweise im Käsekuchenbereich mit ein paar vorwitzigen Sommersprossen auf
der Nase.
    »Endlich fällt es dir auf«, strahlt sie mich an, und gleichzeitig
vollführt sie eine schwungvolle Drehung, wobei sie mit ihren ebenfalls neuen
und superhohen Boots beträchtlich ins Wanken gerät. Mein Hirn registriert im
Bruchteil einer Sekunde diese neuen Stiefel mit Nieten dran, dazu bedenklich
enge Lederhosen, die jeden Moment explodieren könnten, eine rosarote Bluse mit
Fransen und indianischen Verzierungen und eben diese pechschwarzen Haare, die
Emmas tiefrotes Gesicht umranden.
    »Ja, also, du siehst irgendwie ganz … anders aus als sonst«,
stammle ich.
    »Und wie sehe ich aus?«, fragt sie mit
herausfordernd in die Hüften gestemmten Händen.
    Ui, jetzt heißt es vorsichtig sein.
    » Gut natürlich«, presse ich hervor.
    »Das meine ich nicht«, winkt sie ungeduldig ab. »Ich meine den
Stil!«
    »Den Stil?«, wiederhole ich, und mein Gehirn beginnt zu
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