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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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»Also«, fragte er den sitzenden Jüngling, »wie kamen sie zurecht, Willie und Dixie? Beide auf Stütze, aber ein bisschen was dazuverdienen ist immer drin, stimmt’s?«
    Rebus lehnte sich an die Wand und versuchte, möglichst ungezwungen zu wirken. Er lächelte den Wagenhalter sogar an und nickte, um ihm zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung sei. Der Wagenhalter war noch keine zwanzig und durchaus vorzeigbar, ordentlich angezogen und gepflegt. Er trug einen unauffälligen Silberring am rechten Ohr, aber sonst keinerlei Schmuck, nicht einmal eine Armbanduhr.
    »Sie kamen zurecht«, erwiderte er. »Die Stütze is nicht schlecht, selbst von der Sozialhilfe kann man leben, wenn man ein bisschen aufpasst.«
    »Und haben sie aufgepasst?« Dann fügte Macari hinzu: »Mr. Duggan nickt.« Wieder für das Tonband. »Warum sollten sie also wohl so’ne Nummer abziehen?«
    Duggan schüttelte den Kopf. »Das würd ich auch gern wissen. Ich hab keinen blassen Schimmer. Willie hatte sich bis dahin nie das Auto von mir geliehen. Er meinte, er müsste was transportieren.«
    »Was genau?«
    »Hat er nich gesagt.«
    »Aber Sie haben ihm den Wagen trotzdem geliehen.«
    »Wie gesagt, Willie konnte aufpassen.«
    »Und Dixie?«
    Duggan zeigte den Anflug eines Lächelns. »Na ja, Dixie is anders. Der brauchte ein Kindermädchen.«
    »Was? War er irgendwie weich in der Birne?«
    »Nö, er war nur total relaxt. Er hat nie... es war schwer, ihn für irgendwas zu interessieren.« Er sah auf. »Das is irgendwie schwer zu beschreiben.«
    »Versuchen Sie’s einfach, Mr. Duggan.«

    »Schon seit der Schule waren Willie und Dixie die besten Kumpel. Sie standen auf dieselbe Musik, dieselben Comics, dieselben Games. Die verstanden sich.«
    »Und die haben immer zusammengewohnt, seit sie von zu Hause weg sind?«
    Rebus gefiel Macaris Stil. Auf dem Revier nannten sie ihn »Toni«, nach der Figur im Comic Oor Wullie . Er hatte es fertig gebracht, Duggan zu beruhigen und ihm die Zunge zu lockern; er hatte eine Beziehung hergestellt. Was Allder betraf, war sich Rebus nicht so sicher; Allder war einer von Flowers Männern.
    »Ich glaub schon«, sagte Duggan. »Die waren echt dicke Freunde. Wir haben auf der Schule mal ein Buch gelesen. Da waren zwei Typen wie die drin, der eine doof und der andere nich.«
    » Von Mäusen und Menschen ?«, schlug Rebus vor.
    »Von Burns, nicht?«, sagte Allder.
    Rebus signalisierte Macari, dass er gehen würde.
    »Zwölf Uhr dreißig, Inspector Rebus verlässt den Raum. So, Mr. Duggan, um jetzt wieder zum Auto zu kommen...«
     
    Wie immer hatte Rebus seinen Abgang genau falsch getimt. Alister Flower kam den Korridor entlang auf ihn zu und pfiff dabei »Dixie«.
    »Da drin sitzt ein Junge«, erinnerte ihn Rebus, »der grad zwei Kumpels verloren hat, und einer davon hieß Dixie.«
    Flower hörte auf zu pfeifen und stieß ein kurzes, unangenehmes Lachen aus. »Muss mein, Sie wissen schon, Unterbewusstsein gewesen sein.«
    »Um so’n Ding haben zu können, braucht man erst mal ein Bewusstsein«, sagte Rebus, während er sich schon entfernte. »Womit Sie irgendwie ausscheiden.«
    Flower hatte nicht vor, ihn einfach so davonkommen zu lassen. Er holte Rebus an der Schwingtür ein. »Wenn ich
erst mal Chief Inspector bin, wird hier einiges anders«, knurrte er.
    »Mit Sicherheit«, pflichtete ihm Rebus bei. »Denn bis dahin wird der Krebs heilbar und der erste Mensch auf dem Mars gelandet sein.«
    Dann stieß er die Tür auf und war weg.

4
    Er fuhr raus nach Stenhouse. Es lag weiter draußen, als er es in Erinnerung hatte, und hübscher war es auch. Ruhig, sobald man die Gorgie Road hinter sich gelassen hatte. Zweigeschossige Doppelhäuser mit ordentlichen Vorgärten und sauber gefegten Bürgersteigen. Manche Türstufen sahen geschrubbt aus; seine Mutter hatte sich ein paarmal die Woche mit allen anderen Frauen ihrer Straße hingekniet, um die Stufe mit heißem Seifenwasser oder Chlorlauge sauber zu machen. Eine schmutzige Türstufe warf ein schlechtes Licht auf den dazugehörigen Haushalt.
    Rebus war eher an das Zentrum gewöhnt, an das Edinburgh der großen Wohnblocks. Die kleine Vorortsiedlung überraschte ihn. Auf Bürgersteigen und Straßen lag Salz. Im Sommer wären die Leute draußen gewesen und hätten über Zäune hinweg miteinander getratscht, aber jetzt war es kalt, und sie befanden sich alle im Winterschlaf.
    Der Edinburgher Winter konnte beharrlich sein und von Anfang Oktober bis in den April hinein
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