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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Als ihm bewusst wurde, was er da gesagt hatte, errötete er. »Nicht dass es... Ich meine, kein Begräbnis oder Leichen...« Er hustete in die locker geballte Faust.
    »Flower hat allerdings nicht ganz Unrecht, Sir«, wandte Rebus ein, um die Verlegenheit seines Vorgesetzten zu überspielen. »Das Problem ist nur, dass er das Taktgefühl eines Trampeltiers hat. Ich meine, irgendjemand wird schon einspringen müssen. Wie lang wird Frank voraussichtlich fehlen?«

    »Wir wissen es nicht.« Der Farmer nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch und las daraus vor. »Beide Beine gebrochen, zwei gebrochene Rippen, gebrochenes Handgelenk, Gehirnerschütterung. Die Diagnose ist eine halbe Seite lang.«
    Rebus rieb sich sein angeschlagenes Jochbein und fragte sich, ob es für Lauderdales gebrochenes Handgelenk verantwortlich sein konnte.
    »Wir wissen nicht einmal«, fuhr der Farmer leise fort, »ob er je wieder laufen können wird. Die Brüche waren ziemlich übel. Und was ich jetzt nicht gebrauchen kann, ist ein Ellbogenkampf zwischen Flower und Ihnen um einen Posten, den ich vielleicht gar nicht vergeben kann.«
    »Verstanden.«
    »Gut.« Der Farmer schwieg kurz. »Was können Sie mir also über letzte Nacht sagen?«
    »Es wird alles in meinem Bericht stehen, Sir.«
    »Versteht sich, aber ich würde die Wahrheit vorziehen. Was hat sich Frank eigentlich gedacht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, durch die Gegend zu brettern wie ein gottverdammter Stuntman. Für solche Eskapaden haben wir schließlich das Fußvolk.«
    »Wir haben lediglich Verdächtige verfolgt, Sir.«
    »Natürlich.« Watson musterte Rebus. »Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?«
    »Nicht viel, Sir. Nur dass es kein Unfall war, und sie hatten auch nicht die Absicht zu fliehen. Es war ein Selbstmordpakt: nicht abgesprochen, aber trotzdem Selbstmord.«
    »Und warum hätten sie das tun sollen?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    Der Farmer seufzte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »John, ich glaube, Sie sollten meine Meinung über diese ganze Sache erfahren.«

    »Ja, Sir?«
    »Das war von Anfang bis Ende eine einzige verquirlte Kacke.«
     
    Und das war noch zurückhaltend ausgedrückt.
    Sie waren nur da, weil manche Leute Macht und Einfluss besaßen, weil jemand um einen Gefallen gebeten hatte. Und angefangen hatte alles mit einem diskreten Anruf von Edinburghs Lord Provost beim stellvertretenden Polizeipräsidenten von Lothian and Borders, er möge veranlassen, dass wegen des Verschwindens seiner Tochter Ermittlungen angestellt würden.
    Nicht dass etwas auf eine Straftat hingedeutet hätte. Sie war weder entführt noch überfallen, noch ermordet worden, noch irgendwas in der Richtung, sondern lediglich eines Morgens aus dem Haus gegangen und nicht wieder zurückgekommen. Ja, sie hatte sogar einen an ihren Vater adressierten Abschiedsbrief hinterlassen, der sich durch bündige Kürze auszeichnete: »Arschlöcher, ich gehe.« Er war nicht unterschrieben, aber es handelte sich um die Handschrift der Tochter.
    Hatte es eine Meinungsverschiedenheit gegeben? Einen Streit? Waren laute Worte gefallen? Nun, es war nicht möglich, einen Teenager im Haus zu haben, ohne dass es zu gelegentlichen Differenzen kam. Und wie alt war die Tochter des Lord Provost, Oberbürgermeisters kleine Kirstie Kennedy? Hier kam die Krux: Sie war siebzehn, und zwar reife, selbstständige siebzehn, durchaus imstande, auf sich aufzupassen, und von Rechts wegen alt genug, um von zu Hause auszuziehen, wann immer es ihr passte. Womit die Sache für die Polizei eigentlich hätte erledigt sein müssen, bloß… bloß dass es der Lord Provost war, der angerufen hatte, der Sehr Ehrenwerte Cameron McLeod Kennedy, Friedensrichter, Stadtverordneter für South Gyle.

    Und so kam von ganz oben die Botschaft heruntergesickert: Seht euch nach Kirstie Kennedy um, aber macht’s diskret.
    Was, und darin waren sich alle einig, so gut wie unmöglich war. Man konnte keine Fragen auf der Straße stellen, ohne dass Gerüchte aufkamen, ohne dass die Leute für die Person, auf die diese Fragen abzielten, das Schlimmste zu befürchten begannen. Das war die Ausrede, die man vorbrachte, als die Medien auf die Sache aufmerksam wurden.
    Es gab ein Foto von der Tochter, ein Foto, das der Polizei anvertraut worden war und das die Medien irgendwie in die Finger gekriegt hatten. Der Lord Provost schäumte vor Wut. Er sah darin den Beweis, dass er Feinde innerhalb der Polizei hatte. Das hätte ihm Rebus allerdings
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