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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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    DIE BRAUNS

    begeben sich in ihrem neuen utopischen Roman aufs Wasser. Da sticht ein Schiff ins Meer, das es noch nicht gab: schwimmend, fliegend, tauchend, stelzend, schaumschlagend und schaumgebremst. Mit „Totalmobil 01“, wie das technische Wunderding heißt, will Professor Dr. Dr. Mittelzwerck die geheimnisvollen Meeresbewohner aufspüren, die in seinem Meeresgarten alle grünen Muscheln abgefressen und damit die Menschen einer Frucht beraubt haben, die Delikatesse und Lebenselixier zugleich bedeutet.

    Der greise Meeresgärtner Philemon, Entdecker und Züchter der grünen Muscheln, glaubt die Räuber zu kennen, doch seine umständliche Betulichkeit läßt ihn nicht zum Zuge kommen, und Eitelkeit und Schadenfreude verschließen ihm den Mund – bis die Katastrophe nicht mehr abzuwenden ist.

    DIE BRAUNS

    geben vor, ein Stückchen Zukunft abzubilden, es scheint jedoch, sie haben vornehmlich die Gegenwart im Auge. Sie fragen nach dem Verhältnis des Menschen zur Natur und gehen dabei, wie sie es immer tun, eindringlich auf das Verhältnis des Menschen zu sich selbst ein. Sie versetzen ihre Personen in eine Situation, die unkonventionelles Denken verlangt, und weisen am Beispiel nach, wie geistiges und charakterliches Mittelmaß, wenn es als unantastbare Spitze bezeichnet wird, vor allem Formalismus produziert, deshalb der ständigen Beweihräucherung bedarf und schließlich im Eigenlob erstickt.

    DIE BRAUNS
    muten ihrem Alltagshelden einiges zu, Glaubwürdiges und Unglaubwürdiges, Gereimtes und Ungereimtes, und sind auch nicht immer ganz fein, dafür manchmal herzerfrischend drastisch. Sie überschütten den Leser mit einem Sturzbach von Einfällen, deren Respektlosigkeit Lächeln oder Stirnrunzeln auslöst, hier und da wohl auch zu Widerspruch auffordert, jedoch niemanden unbetroffen aus der Lektüre entläßt.

    Johanna Braun
    Günter Braun

    CONVIVA
    LUDIBUNDUS

    Utopischer
    Roman

    Verlag
    Das Neue Berlin

    2. Auflage
    © Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1980 • (1978) Lizenz-Nr.: 409-160/169/80 • LSV 7004
    Umschlag- und Einbandentwurf: Erhard Grüttner
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck V 15/30
622 330 6

    DDR 5,90 M

    1

    Zwar hatte ich es aufgegeben, mich gegen die Unsinnigkeit zu wehren, die darin besteht, einem dazu, daß er geboren wurde und einige Zeit auf der Erde gelebt hat, auch noch zu gratulieren und ihn zu beschenken, aber was die drohenden Kulthandlungen anläßlich meines nahen neunzigsten Geburtstages betraf, dachte ich, es wäre doch vernünftiger, wenn ich selbst etwas schenken, sozusagen einen ausgeben würde. Die Mitmenschen hatten meine Anwesenheit nun neunzig Jahre lang ausgehalten, dafür müßten sie gerechterweise entschädigt werden. Vielleicht auch dazu, daß ich so lange bei ihnen war, beglückwünscht. Man müßte sie befeiern, nicht mich.
      Sie behaupten ja immer, Professor Philemon hat uns die grünen Muscheln, die berühmten Grünen Medaillons, geschenkt, die Züchtung aus der gemeinen Fließmuschel, die alle für den Menschen des dritten Jahrtausends notwendigen Vitamine, Enzyme und Spurenelemente enthält und die außerdem nicht nur genießbar, sondern ein Hochgenuß ist.
      Nun, um es richtigzustellen, geschenkt habe ich sie den Leuten nicht, ich habe damit einen Batzen Geld verdient.
      Aber wenn ich ihnen meine Erkenntnisse über die Hintergründe des Entstehens der fabelhaften Muschel offenbaren würde, mein Wissen über den conviva ludibundus, diese merkwürdige Nicht-Mensch-nichtFisch-nicht-Pflanze-Lebensform, wäre das schon ein Geschenk, denn ich selber würde kaum noch etwas daran verdienen können. Ich würde meine Kenntnisse vererben, und das muß ich tun, bevor ich sterbe oder in einen Zustand trete, in dem man mich nicht mehr als zurechnungsfähig betrachten wird und es zwecklos sein würde, jemandem noch etwas mitzuteilen, dachte ich.
      So hatte ich, obwohl die Sommerhitze auch über dem weißen, nördlich gelegenen Küstenstreifen brütete, kein Wind das Meer bewegte, in meinem von künstlichen Winden durchblasenen Haus hinter der Düne ein Manuskript zustande gebracht, das alles oder doch fast alles über die Struktur der Ludibundi und ihre Beziehung zu den Grünen Medaillons aufdecken und erklären sollte. Es war von Hand, mit einem Tintenflie ßer, angefertigt. Ich hatte auch einige Zeichnungen gemacht. Fotos hatte ich noch nicht eingeklebt, doch Stellen dafür freigelassen. Die Arbeit
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