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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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1
    »Er muss zur Strecke gebracht werden. Und wenn es nach mir geht, dann schmerzhaft und schnell, aber letztlich ist alles, was zu seinem Tod führt, in Ordnung.«
    Acheron Parthenopaeus wandte den Kopf und erblickte die griechische Göttin Artemis, die auf ihn zukam. Seit Jahrhunderten waren die beiden nun schon aneinandergebunden, und in Momenten wie diesem glaubte die Göttin tatsächlich, sie hätte ihn unter Kontrolle.
    In Wirklichkeit jedoch sah es ganz anders aus.
    Acheron saß, mit einer schwarzen Lederhose bekleidet, auf der steinernen Brüstung ihres Tempelbalkons. Mit dem Rücken lehnte er an einer der Säulen aus glänzendem weißem Marmor, die den Balkon umgaben. Von hier aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf einen Wasserfall, hinter dem ein Regenbogen leuchtete, und auf eine perfekte Waldlandschaft. Andererseits hätte man auf dem Berg Olymp, wo die griechischen Götter residierten, auch nichts anderes erwartet …
    Artemis wäre mit ihrem fliegenden roten Haar, ihrer makellosen porzellanfarbenen Haut und ihren scharf blickenden, grünen Augen wunderschön gewesen, wenn Ash nicht einen Widerwillen gegen jeden einzelnen ihrer Atemzüge gehabt hätte.
    »Warum hast du denn plötzlich Hummeln im Hintern, wenn es um Sin geht?«
    Sie verzog den Mund. »Ich kann es nicht leiden, wenn du so redest.«
    Und genau deswegen redete er auch so. Die Götter sollten verhüten, dass er je etwas tat, das ihr gefiel. Damit hatte er schon genug Probleme. »Du lenkst vom Thema ab.«
    Sie antwortete beleidigt: »Ich habe ihn immer schon gehasst. Er hätte eigentlich sterben sollen. Erinnerst du dich? Aber du hast ja eingegriffen.«
    Damit vereinfachte sie die Abfolge der Ereignisse ganz erheblich. »Er hat ganz von selbst überlebt. Ich habe dem Kerl nur eine Stelle beschafft, nachdem du ihn fertiggemacht hattest.«
    »Ja, und jetzt ist er verrückt geworden. Hast du nicht gesehen, dass er letzte Nacht in ein Museum eingebrochen, drei Wachen k. o. geschlagen und ein bekanntes Kunstwerk gestohlen hat? Damit setzt er deine wertvollen Dark-Hunter der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aus. Ich schwöre dir, das hat er mit Absicht gemacht. Er hofft, dass er geschnappt wird, sodass er den Menschen von uns berichten kann. Er ist eine Bedrohung für uns alle.«
    Ash nahm ihre Wut nicht ernst, obwohl er mit ihr darin übereinstimmte, dass Sin sich sehr waghalsig verhalten hatte. Normalerweise hatte der antike Exgott mehr gesunden Menschenverstand. »Ich bin mir sicher, dass er nur ein Stück Heimat berühren wollte. Zum Henker, was auch immer er sich da an Kunstwerken genommen hat – wahrscheinlich hat es ihm oder jemandem aus seiner Familie gehört. Ich werde niemanden töten, nur weil er Heimweh hat, Artie, das wäre ja, als ob man jemanden umbringt, während er auf dem Pott sitzt. Es ist einfach falsch.«
    Sie legte die Hände auf ihre Hüften und starrte ihn an. »Heißt das etwa, du tust das als belanglos ab?«
    »Meinst du damit, dass es nach meiner Auffassung nicht eine sofortige Hinrichtung rechtfertigt? Du magst mich ja für verrückt halten, aber ja, ich tue es als belanglos ab.«
    Sie schaute ihn mit schmalen Augen an. »Du wirst streichfähig.«
    Ash runzelte die Stirn, bis er begriff, was sie meinte. »Weich, Artie. Du wolltest sagen, dass ich weich werde.«
    »Wie auch immer.« Sie baute sich neben ihm auf. »Der Archeron, den ich mal kannte, hätte ihn schon für eine kleinere Sache geschält.«
    Er stieß einen entnervten Seufzer aus, ehe er antwortete. »Das Fell über die Ohren gezogen, Artie, verdammt, lerne doch endlich, wie man spricht. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich immer herausfinden muss, was, zum Teufel, du sagen willst. Und nie im Leben hätte ich jemandem für eine solche Tat das Fell über die Ohren gezogen.«
    »Doch, das hättest du.«
    Er dachte einen Moment darüber nach. Aber wie üblich hatte sie unrecht. »Nein. Ganz bestimmt nicht. Nur du würdest mich für eine so unbedeutenden Sache zu einer derartigen Gewalttätigkeit drängen.«
    »Du bist ein richtiger Mistkerl.«
    Zumindest hatte sie diesmal recht.
    Er lehnte den Kopf gegen die Säule, sodass er zu ihr aufblicken konnte. »Warum? Weil ich deinem Gebot nicht nachkomme?«
    »Ja. Das bist du mir schuldig. Du hast mich dazu gebracht, mich von den gedungenen Mördern zu trennen, und jetzt habe ich keine Kontrolle mehr über die Wesen …«
    »Die du geschaffen hast«, unterbrach er ihren Wutanfall. »Etwas Wichtiges solltest du
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