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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Hand. Kat zuckte mitfühlend zusammen, obwohl er nicht einmal wimmerte.
    Er stand einfach nur da und biss die Zähne zusammen, während ihr von dem Gestank des verbrannten Fleisches fast übel wurde.
    Aber er war noch nicht fertig. Sobald er die Blutung gestoppt hatte, ging er zu der Menschenfrau zurück und trennte ihr ohne jedes Mitleid den Kopf vom Körper ab.
    Er ist wahnsinnig … Kat krümmte sich vor Entsetzen.
    Eine andere Erklärung gab es nicht. Warum sonst würde er einem unschuldigen Opfer so etwas antun? Es ergab einfach keinen Sinn.
    Und noch immer war er nicht fertig. Er köpfte auch die beiden Dämonen, dann schichtete er alle vier Leichen übereinander und zündete ein Feuer an. Mit unbeweglichem Gesicht sah er zu, wie die Leichen verbrannten. Die Flammen beleuchteten seine kalten, emotionslosen Gesichtszüge. Die Schatten verdunkelten seine Augen und ließen ihn eher wie einen Dämon aussehen als die Dämonen, die er gerade getötet hatte.
    Er sprach die ganze Zeit über kein einziges Wort und zeigte nicht eine Spur von Mitgefühl.
    Nachdem die Leichen völlig verbrannt waren, verteilte Sin die Asche mit dem Fuß, bis man nichts mehr sehen konnte. Niemand würde je erfahren, was mit der armen Frau geschehen war.
    Wieso durfte dieser Mann leben, wenn er dermaßen brutal war? Wusste Acheron nicht, was Sin nachts trieb? Dass er menschliche Überreste schändete? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Acheron ihm etwas so Entsetzliches ohne Weiteres vergab. Das lag nicht in seiner Natur, genauso wenig wie in ihrer.
    Vielleicht hatte Artemis doch ein einziges Mal recht. Jemand wie Sin sollte nicht auf die Welt losgelassen werden. Er war zu gefährlich.
    Aber ehe Kat sich auf das Ganze einließ, musste sie genau wissen, was für Kräfte er besaß. Nach dem, was sie gerade gesehen hatte, konnte er das Feuer kontrollieren und war versiert im Umgang mit Waffen und im Nahkampf.
    Ihn außer Gefecht zu setzen, das würde schwierig werden. Vielleicht wäre es klüger, ihn erstarren zu lassen. Sie könnte ihn in Schlaf versetzen, sodass er niemandem schaden konnte – es würde so ein, als wäre er tot, aber er würde immer noch leben. Ja, das war wohl das Beste, was sie tun konnte, statt ihn auf der Stelle zu töten.
    Und während sie über seinen Tod nachdachte, griff Sin nach seinem Mantel. Schwungvoll zog er ihn über und verschwand in einem schimmernden Nebel.
    Verdammt!
    Kat schloss die Augen und versuchte, ihn wieder zu spüren, sodass sie ihre Mission erfüllen könnte.
    Aber sie spürte nichts. Nirgendwo eine Spur von ihm.
    Sie runzelte die Stirn. Wie war das nur möglich? Er musste wie alle anderen eine Wesensart haben, und die würde immer eine Spur hinterlassen wie eine Art Visitenkarte. Sie versuchte noch einmal, ihn aufzuspüren – wieder nichts. Es war, als ob er nicht länger auf der Erde weilte. Sie hatte keine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte.
    Das war ihr noch nie passiert.
    »Wo bist du, Sin?«
    Aber die eigentliche Frage war nicht, wo er war, sondern, was er tat …

2
    Sin teleportierte sich in sein Hotelzimmer zurück, obwohl er sich ebenso gut gleich nach Hause hätte teleportieren können. Aber er wollte jetzt nicht von Kish oder Damien belästigt werden. Er brauchte ein wenig Platz und Zeit für sich, damit er sich geistig auf das vorbereiten konnte, was er tun musste.
    Er war voller Blut, doch die Zeit, in der er seine wahre Freude daran gehabt hätte, war vorbei. Er war diese niemals enden wollenden Schlachten leid. Er war es müde, in einem Krieg zu kämpfen, von dem er wusste, dass er ihn niemals wirklich würde gewinnen können.
    Es gab nur eine Person, deren Blut er gern an seinen Händen gesehen hätte. Wie würde er sich freuen, es an seiner Haut kleben zu fühlen!
    Artemis.
    Allein der Gedanke daran, ihr den Kopf vom Körper abzutrennen, ließ ihn lächeln, als er ins Badezimmer ging, wo er eine lange, heiße Dusche nehmen wollte.
    Nachdem er das Wasser angestellt hatte, ließ er seine Waffen zu Boden fallen und zog sich aus, während er darauf wartete, dass das Wasser warm genug war. Sobald es siedend heiß war, stieg er unter den Strahl. Durch den Kampf war er voller Sand, Schweiß und Blut – sein eigenes Blut und das Blut seiner Feinde. Er senkte den Kopf und sah zu, wie es abgewaschen und im Wasser herumgewirbelt wurde und schließlich im Abfluss verschwand.
    Das heiße Wasser tat seinem Körper gut. Aber an seinen unruhigen, besorgten Gedanken konnte es nichts
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