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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Waverley Bridge hinauffahren. Stattdessen bog er aber links ab und fand, schon fast an der Rückseite des Bahnhofs, eine Parklücke.
    »Parken Sie irgendwo«, sagte Rebus zu Flower, »und folgen Sie ihm zu Fuß.«
    »Was, wenn er mich sieht?«
    »Gehen Sie rauf zu den Bahngleisen und behalten Sie ihn von da aus im Auge.«

    »Was, wenn er da auch hin will?«
    »Er ist nicht wegen der Züge hier. Hey, und vergessen Sie Ihr Telefon nicht.«
    Rebus parkte und nahm den entgegengesetzten Weg um die Eingangshalle, statt wie Gunner rechtsherum, gegen den Uhrzeigersinn. Er bewegte sich im unauffälligen Eiltempo eines Geschäftsmanns mit vollem Terminkalender, lief den Bahnsteig entlang zum hinteren Ende des Bahnhofs und hielt sich dabei das Telefon, mehr zur Tarnung als zu sonst einem Zweck, halb vor das Gesicht.
    »Ach so«, sagte Flower. Und dann war Rebus in Position. In der Ferne konnte er Flower erkennen, und auf halber Strecke dazwischen Allan Gunner. Er war genau da, wo Rebus angenommen hatte: am Schalter der Gepäckaufbewahrung. Rebus stand halb hinter einer Reklametafel versteckt, die für gewerbliche Mietobjekte warb. Er fand durchaus Geschmack an der Ironie der Situation, während er beobachtete, wie Gunner seine Aktentasche abgab und den Empfangsschein einsteckte. Als Gunner auf demselben Weg, den er gekommen war, wieder zurückging, verließ Rebus sein Versteck und lief mit flottem Schritt zum Schalter, wo er gerade rechtzeitig ankam, um zu sehen, dass der Gepäckmensch den Aktenkoffer ganz vorn in ein Regal stellte.
    »Und?«, sagte Flower.
    »Lassen Sie ihn laufen.«
    »Ist der Koffer da?«
    »Abholbereit, Flower. Ein Kinderspiel.«
     
    Rico Briggs bedurfte einiger Überredungskünste.
    Rebus und Flower waren beide, jeder auf seine Art, Meister der Überredung. Hatten sie schließlich nicht auch Gunner durch sanfte psychologische Mittel davon überzeugt, alles belastende Material loszuwerden? Wenn er Zeit
zum Nachdenken gehabt hätte, wenn es nicht so früh am Morgen gewesen wäre, hätte er sich vielleicht ein besseres Versteck ausgedacht. Die Gepäckaufbewahrung war eine Notlösung; er wollte das Zeug wie auch immer aus dem Haus haben. Rebus hatte ihn richtig eingeschätzt, und so schlecht war die Gepäckaufbewahrung schließlich auch nicht, jedenfalls als Notbehelf.
    Rebus und Flower behielten den Gepäckschalter abwechselnd im Auge. In einem Bahnhof war eine solche Observierung nicht weiter schwierig; überall gab es Leute, die einfach nur herumstanden. Die beiden Polizisten wollten verhindern, dass Gunner zurückkam und den Aktenkoffer, ohne dass sie es merkten, wieder mitnahm - obwohl Rebus es für wahrscheinlicher hielt, dass er ihn über Nacht da lassen würde. Gunner würde wie an jedem anderen Tag auch arbeiten gehen, dann nach Hause fahren und ein bisschen nachdenken, vielleicht auch ein paar Telefonate führen, bei denen er keine Zeugen von seiner Dienststelle gebrauchen konnte. Jetzt, wo der Aktenkoffer und dessen Inhalt aus dem Haus waren, fühlte er sich bestimmt sicherer. Er würde die Zeit dazu nutzen, sich die Sache in aller Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.
    Also würde der Aktenkoffer über Nacht da bleiben.
    Rebus rief Rico an und überredete ihn, zum Bahnhof zu kommen. Sie trafen sich in der Bar. Rebus hatte schon zu viel Kaffee und Junkfood konsumiert, und der Geruch nach abgestandenem Alkohol drehte ihm beinah den Magen um. In der Bar roch es so wie in jedem Lokal kurz nach Geschäftsbeginn: nach Vortag, nach zu viel Rauch und verschüttetem Bier.
    »’n großes Lager«, sagte Rico zum Barkeeper. Der bemühte sich, nicht zu auffällig auf die tätowierten Wangen des Gastes zu starren. Rico rieb sie sich kurz, aber intensiv, während sein Bier gezapft wurde. Als er entdeckte, dass es
in der Bar einen Spielautomaten gab, stellte er sich davor und warf ein paar Münzen ein. Rebus bezahlte das Bier und brachte es Rico. In der freien Hand hielt er das Handy. Ich sehe aus wie ein Geschäftsmann auf dem Weg in die Gosse, dachte er.
    Letzteres stimmte vielleicht sogar.
    Rebus erläuterte Rico die Sachlage, während Rico an dem Automaten spielte. Als Rico keine Münzen mehr hatte, gab ihm Rebus welche. Dann meldete sich sein Handy.
    »Was sagt er?«, fragte Flower.
    »Bislang nein.«
    »Lassen Sie mich mal mit ihm reden.«
    Also löste Rebus Flower ab. Er ließ zwanzig Minuten verstreichen, dann rief er an.
    »Und?«
    »Er hat mich ganz schön gerupft«, berichtete Flower. Und am Ende war
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