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PR 2650 – Die Phanes-Schaltung

PR 2650 – Die Phanes-Schaltung

Titel: PR 2650 – Die Phanes-Schaltung
Autoren: Uwe Anton
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1.
    MIKRU-JON
    18. November 1469 NGZ, 2.36 Uhr
     
    Der Schlag traf das Schiff so hart, dass Perry Rhodan fast aus seinem Sessel geschleudert wurde. Gerade rechtzeitig drückten Prallfelder ihn zurück. Gurte schnellten hervor, legten sich über seine Brust und fixierten ihn an dem beigefarbenen Pneumositz.
    Einen Moment lang hatte Rhodan den Eindruck, dass sich ein zentnerschweres Gewicht auf seinen Körper legte. Zweifellos eine Täuschung. Sollten die Andruckabsorber tatsächlich ausfallen, wäre es um ihn geschehen. Aber sie hatten buchstäblich im letzten Augenblick reagiert. Das zeigte, wie ernst die Lage war.
    Er hörte ein schrilles Kreischen. Gucky, dessen Nerven sowieso bis zum Äußersten gespannt waren, schimpfte laut. Da sein Körper mit Gurten gesichert und sämtliche Sessel in der Zentrale optimal auf die organischen Bedürfnisse ihrer Inhaber ausgerichtet waren, konnte der Mausbiber kaum besonders starke Schmerzen spüren. Wahrscheinlich hatte die Überraschung seinen Aufschrei verursacht.
    Außerhalb von Rhodans Blickfeld fluchte Nemo Partijan.
    Die Ortungsholos, die ihn halbkreisförmig umgaben, brachen zusammen, und schlagartig erlosch in der Zentrale von MIKRU-JON die Beleuchtung.
    »Rhodan!«, hörte er eine unnatürlich metallene und scheppernde Stimme, die ihm trotzdem vertraut war. Quistus! Der iothonische Navigator, der in seiner annähernd eiförmigen Umweltkapsel an Bord weilte. »Rhodan! Du musst ...« Die Stimme verstummte.
    »Was muss ich?«, fragte der unsterbliche Terraner, dann fiel die Schwerkraft aus. Die Gurte hielten Rhodan in seinem Sessel. Er fragte sich, ob Quistus' Stimme so blechern klang, weil die Kapsel des Iothonen ebenfalls den Einflüssen unterlag, die MIKRU-JON zu schaffen machten.
    Er glaubte, ein dumpfes Dröhnen zu hören, als würde die Schiffszelle von MIKRU-JON einem gewaltigen Druck ausgesetzt, der sie zu zerquetschen drohte.
    Unsinn!, redete er sich ein. Ihm waren solche Geräusche bekannt, hatte sie schon oft gehört. Er kannte sie von Schiffen, die in Raumnot gerieten und wie Lebewesen ihre Not hinausschrien.
    Als flehten sie um Hilfe ...
    Aber Rhodan konnte MIKRU-JON in diesem Augenblick nicht helfen. Das konnte nur ...
    »Mikru!«, krächzte er.
    Der Schiffsavatar reagierte nicht. Das erfüllte Rhodan mit ebenso großer Sorge wie das Knarren, die Dunkelheit und die Schwerelosigkeit. Wenn Mikru auf seine Bitte nicht erschien, mussten die Schiffssysteme grundlegend gestört sein.
    Schwaches Licht breitete sich aus, tauchte die Zentrale in ein unwirkliches Halbdunkel. Die Notsysteme hatten sich aktiviert.
    Der Raum war klein, durchmaß gerade mal zehn Meter und war halb so hoch. Das bronzefarbene Material der Wände schien sich plötzlich wie in einer sehr langsamen organischen Bewegung zu kontrahieren und dann wieder zu strecken. Rhodan kniff die Augen zusammen, nicht nur, weil die plötzliche Helligkeit, so schwach sie war, ihn blendete, sondern auch, weil er in dem Pulsieren ein bestimmtes Muster zu erkennen glaubte. Die Bronze zerrann zu einem vielfarbigen, fast schon sphärisch dünnen Gewirr aus Tausenden winziger Fäden.
    Zu einem Knäuel aus hauchdünnen Linien, die sich im Rhythmus von Rhodans Herzschlag zu entwirren und dann wieder zu einem kleinen Ball zusammenzuziehen schienen.
    »Der Kalte Raum!«, flüsterte er. Ohne Quistus hätten sie dieses extrauniverselle Versteck niemals gefunden. In der Wahrnehmung des Navigators hatte sich die Anomalie als ein aus hauchdünnen Linien bestehendes Knäuel mit einem Durchmesser von knapp 85 Millionen Kilometern gezeigt. Und im Bereich dieses Linienknäuels war es zu unerklärlichen Störungen des Raum-Zeit-Gefüges gekommen. Sie hatten einen »Raum neben dem Raum« entdeckt, vergleichbar einer Raum-Zeit-Nische, der auf normalem Weg nicht zu erreichen war.
    Es war nicht das erste Mal, dass er auf solche Phänomene stieß, er kannte seit Langem andere: Hyperraumtaschen, Raum-Zeit-Falten, Hyperperforationen, den Deltaraum der Baolin-Nda ...
    Der Unterschied war, dass sie kein Tor, welcher Art auch immer, zum Durchflug genutzt hatten, sondern mit MIKRU-JON brutal in den Raum vorgestoßen und anschließend brachial wieder ausgebrochen waren, sozusagen mit dem Schiff durch die Wand. Vielleicht rührte die außergewöhnliche Beanspruchung genau daher. Jedenfalls schien das Raum-Zeit-Gefüge durcheinandergeraten zu sein, diesmal aber mit tiefgreifenden Auswirkungen.
    Wie als Bestätigung seiner Worte lief ein Zittern
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