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Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen
Autoren: Robert Asprin
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schockiert.
    So unglaublich es auch schien, hatte ich doch jeden Grund zu der Annahme, daß der General mir soeben einen Tritt in den Hintern verpaßt hatte!
    »Ihr habt mich getreten!« sagte ich und konnte es immer noch nicht fassen.
    »Das ist richtig«, erwiderte Badaxe ruhig. »Ehrlich gesagt, das war schon lange überfällig. Ich hatte eigentlich erst daran gedacht, Euch eins auf den Kopf zu geben, aber in letzter Zeit habe ich den Eindruck, daß Ihr Euer Gehirn am anderen Ende tragt.«
    Grollend fing ich an, es doch zu glauben.
    »Aber weshalb?« wollte ich wissen.
    »Weil, Herr Skeeve, bei allem Respekt und der Eurer Position und Eurem Rang gebührenden Höflichkeit, es meine wohlüberlegte Meinung ist, daß Ihr Euch in letzter Zeit betragt, wie das Nordende eines nach Süden gewandten Pferdes.«
    Das war deutlich genug. Überraschend poetisch für einen Militär, aber deutlich.
    »Könntet Ihr wohl etwas genauer werden?« fragte ich so würdevoll, wie es mir noch möglich war.
    »Natürlich beziehe ich mich dabei auf Eure mögliche Heirat mit Königin Schierlingsfleck«, sagte er. »Oder, etwas genauer, auf Eure Schwierigkeiten, Euch zu entscheiden. Ihr quält Euch mit dieser Entscheidung ab, wo es doch selbst dem unaufmerksamsten Beobachter deutlich sein müßte, daß Ihr sie gar nicht heiraten wollt.«
    »Es stehen hier einige wichtigere Dinge auf dem Spiel als das, was ich will oder nicht, General«, versetzte ich matt.
    »Bullenscheiße«, antwortete Badaxe forsch.
    »Was?«
    »Ich sagte >Bullenscheiße<«, wiederholte der General, »und so meine ich es auch. Das einzige, worüber es sich nachzudenken lohnt, ist, was Ihr wollt.«
    Trotz meiner Depression ertappte ich mich beim Lächeln.
    »Verzeiht mir, General, aber findet Ihr nicht auch, daß das ausgerechnet aus Eurem Mund etwas merkwürdig klingt?«
    »Wieso das?«
    »Nun, als Soldat habt Ihr Euer Leben doch der harten Disziplin der Ausbildung und des Kampfes verschrieben. Beruht denn nicht das ganze Militärsystem auf Selbstaufopferung und Selbstverleugnung?«
    »Vielleicht«, meinte Badaxe. »Aber ist Euch vielleicht auch einmal aufgefallen, daß das alles nur ein Mittel zum Zweck ist? Der ganze Gedanke, der hinter der Vorbereitung auf den Kampf steht, ist doch wohl folgender: was Ihr wollt, gegen das durchzusetzen oder zu verteidigen, was andere wollen.«
    Ich fuhr auf.
    »So habe ich das noch nie betrachtet.«
    »Anders kann man das überhaupt nicht betrachten«, versetzte der General entschieden. »Sicher, ich weiß, daß viele Leute das Soldatenleben als eine Übung in Unterordnung begreifen. Daß es dabei angeblich darum geht, geistlose Roboter den unsinnigen Befehlen und Launen ihrer vorgesetzten Offiziere auszuliefern ... darunter auch Generäle. Tatsache ist aber, daß eine Armee ein gemeinsames Ziel verfolgen muß, sonst bleibt sie unwirksam. Jeder, der zu ihr gehört, erklärt sich freiwillig dazu bereit, der Befehlskette zu folgen, weil das die effektivste Möglichkeit ist, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ein Soldat, der nicht weiß, was er will oder wofür er kämpft, ist wertlos. Ja, noch schlimmer, er stellt sogar eine Gefahr für alle dar, die auf ihn zählen.«
    Er machte eine kurze Pause, schüttelte dann den Kopf.
    »Aber betrachten wir die Sache mal für einen Augenblick in einem etwas überschaubareren Maßstab. Stellt Euch einen jungen Mann vor, der trainiert, damit er nicht von älteren, größeren Männern herumgeschubst wird. Er hebt Gewichte, um seine Muskeln zu entwickeln, studiert verschiedene Formen des bewaffneten und unbewaffneten Kampfs und übt viele lange, anstrengende Stunden mit einem einzigen Ziel: sich soweit abzuhärten, bis er sich niemandem mehr unterwerfen muß.«
    Der General lächelte.
    »Was würdet Ihr wohl sagen, wenn derselbe junge Mann sich danach von jedem Aufschneider herumschubsen ließe, nur weil er sich davor fürchtet, ihm weh zu tun, falls er sich wehren sollte?«
    »Ich würde sagen, daß er ein kompletter Idiot ist.«
    »Ja«, meinte Badaxe nickend. »Das seid Ihr auch.«
    »Ich?«
    »Aber gewiß doch«, antwortete der General und wirkte langsam etwas verärgert. »Habt Ihr Euch etwa nicht in dem Bild wiedererkannt, daß ich soeben gezeichnet habe?«
    »General«, sagte ich matt, »ich habe jetzt schon seit einigen Tagen nicht mehr geschlafen. Verzeiht mir, wenn ich im Augenblick nicht so schnell begreife wie sonst, aber Ihr werdet mir es wohl doch erklären müssen.«
    »Also gut. Ich
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