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Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen
Autoren: Robert Asprin
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Bilde ich mir das nur ein, oder habe ich wirklich immer mehr Ärger am Hals als andere?
HIOB
    »... und um die Sache zusammenzufassen, sieht die Situation folgendermaßen aus ...«
    Beim Sprechen zählte ich die einzelnen Punkte an den Fingern ab, um das Gesagte optisch zu unterstreichen.
    »Erstens, Königin Schierlingsfleck will mich zum Gemahl. Zweitens, sie hat mir einen Monat Bedenkzeit gewährt. Drittens ...«
    Ich tippte einmal mit dem Finger auf, um den nächsten Punkt gesondert zu betonen.
    ». wenn ich mich dagegen entscheide, sie zu heiraten, wird sie abdanken, mich zu ihrem Nachfolger ernennen und mir den ganzen Schlamassel aufhalsen. Kapiert?«
    Auch wenn mir meine mißliche Lage Sorgen bereitete, war ich doch stolz auf meine Fähigkeit, das Problem geradeheraus anzugehen, es zusammenzufassen und zu analysieren, während ich nach einer Lösung suchte. Es gab eine Zeit in der nicht allzu fernen Vergangenheit, da ich statt dessen einfach nur in blinde Panik verfallen wäre. Wenn meine Abenteuer der letzten Jahre auch nur einen einzigen Vorzug hatten, dann sicherlich den, daß sie wahre Wunder wirkten, was mein Vertrauen in meine Fähigkeiten betraf, so gut wie jede Krise zu meistern.
    »Gliep!« erwiderte mein Publikum.
    Na schön ... so furchtbar selbstsicher war ich nun auch wieder nicht.
    Ich wußte zwar, daß ich mich mehr schlecht als recht durch die haarsträubendsten Krisen würden stümpern können, aber am meisten graute mir davor, mich vor meinen Freunden und Kollegen lächerlich zu machen. Denn obwohl sie in ihrer Loyalität und Bereitschaft, mich auch aus den mißlichsten Patschen herauszuhauen, felsenfest und unverbrüchlich geblieben waren, hieß das noch lange nicht, daß ich allzusehr darauf erpicht war, unsere Freundschaft ein weiteres Mal zu strapazieren - und sei es nur, um ihren Rat einzuholen. Sollte ich sie jedoch tatsächlich darum angehen, so fand ich, daß ich es so vernünftig und erwachsen wie möglich tun sollte, anstatt hysterisch meine Wehwehchen herauszuposaunen. Deshalb hatte ich beschlossen, meinen Appell an sie vor dem einzigen Mitglied unserer Mannschaft einzustudieren, in dessen Gegenwart ich mich wirklich behaglich fühlte ... meinem Hausdrachen.
    Ich habe immer darauf hingewiesen, daß Gliep durchaus aufgeweckt ist, trotz des Ein-Wort-Vokabulars, das ihm seinen Namen verliehen hat. Nach Meinung meines Partners und Mentors Aahz war die begrenzte sprachliche Ausdrucksfähigkeit meines Haustiers lediglich ein Zeichen für seine Unreife und würde sich mit zunehmendem Erwachsenwerden schon beheben. Angesichts der Tatsache, daß Drachen einige hundert Jahre leben, stand es um meine Chancen, mit Gliep jemals ein Gespräch auf Gegenseitigkeit zu führen, natürlich ziemlich mies. Trotzdem - in Zeiten wie diesen wußte ich es durchaus zu schätzen, mit jemandem zu reden, der nur zuhören konnte, und zwar ohne irgendwelche hilfreichen Nebenbemerkungen hinsichtlich meiner Unfähigkeit, auch nur mal über die Straße zu gehen, ohne mich selbst und die Mannschaft dabei in irgendeine furchtbare Klemme zu manövrieren.
    »Das Problem ist«, fuhr ich fort, »daß ich nämlich über all den Problemen und Katastrophen, mit denen ich im Laufe der Jahre zurechtkommen mußte, ganz zu schweigen von meiner Aufgabe als Präsident der Chaos GmbH, nicht allzuviel Zeit für ein Liebesleben gehabt habe. Gewissermaßen überhaupt keine ... und ganz bestimmt habe ich mir bisher noch keinerlei Gedanken über das Heiraten gemacht! Ich meine, ich habe mich doch noch nicht einmal entschieden, ob ich überhaupt jemals heiraten will, ganz zu schweigen davon, wen oder wann.«
    Gliep legte den Kopf auf die Seite, und es schien, als hinge er förmlich an meinen Lippen.
    »Natürlich bin ich auch nicht allzu scharf auf die Alternative. Ich hatte schon einmal Gelegenheit, den König zu spielen ... und das war zweimal zu oft, vielen Dank! Es war schlimm genug, für Roderick den Ersatzmann zu machen, aber die Vorstellung, das Königreich selbst zu leiten, noch dazu als ich selbst und nicht etwa nur für ein paar Tage - nein, das ist einfach grauenerregend. Die Frage ist nur, ob es mehr oder weniger grauenerregend ist als die Vorstellung, mit Königin Schierlingsfleck verheiratet zu sein.«
    Mein Haustier reagierte auf mein Dilemma, indem es kräftig auf einer juckenden Stelle an seinem Fuß herumkaute.
    »Vielen Dank, Gliep, alter Junge«, sagte ich und lächelte trotz meiner üblen Laune, wenn auch etwas
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