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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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außen. Und doch waren sie zu.«
    »Was geschah dann?«, fragte Silvania.
    »Dann kam im letzten Moment Hilfe, oder?«, sagte Helene.
    Ludos Opa schüttelte langsam den Kopf. »Es kam keine Hilfe. Nur ein kleiner Familienzweig, der am anderen Ende des Rabentals wohnte und zu spät zur Tauffeier kam, überlebte. Ihr Pferd war auf dem Weg zusammengebrochen. Das hielten sie zunächst für ein Unglück. Als sie sahen, was in der Kirche passiert war, wurde ihnen klar, dass sie großes Glück gehabt hatten. Glücklich wurden sie jedoch ihr Leben lang nicht mehr. Sie hatten all ihre Verwandten verloren.«
    Helene war jetzt genauso blass wie ihre beiden Halbvampir-Freundinnen. Silvania hatte eine Gänsehaut. Die Zweige in Dakas Haaren zitterten leicht, obwohl sie ganz still stand.
    »Na ja«, sagte Ludos Opa und schob seine Brille auf der Nase zurecht. »Das ist alles lange her. Ich habe euch doch hoffentlich nicht zu sehr verschreckt?«
    Silvania starrte Ludos Opa entgeistert an, während ihre Schwester langsam den Kopf schüttelte. »Nein, nein, geht schon«, sagte sie und versuchte zu lächeln.
    »Und was hat das alles mit Ludos Fähigkeiten zu tun?«, fragte Helene.
    »Ach so, genau, darum ging es ja. Also, wie gesagt, nach dem Kirchenbrand war die Familie der Schwarzers so gut wie ausgelöscht. Unter den wenigen verbliebenen Schwarzers entstand die Familiensage, dass die Toten in der Kirche keine Ruhe finden können – vor allem die ungetauften Kinder – und die wenigen lebenden Schwarzers heimsuchen. Manchmal, wenn eine besondere Verbindung besteht, übertragen sie bestimmte Eigenschaften der Untoten.«
    Helene blieb der Mund offen stehen, Daka und Silvania runzelten die Stirn.
    »Was denn für Eigenschaften?«, fragte Daka.
    »Das sind die besonderen Fähigkeiten oder Gaben, von denen ich sprach. Ludo zum Beispiel –«
    »Was ist mit mir?«
    Der Badekappenopa fuhr herum. Auf der Terrasse stand sein Enkelsohn.

Die Gate
der Untoten
    L udo musterte seinen Opa wortlos mit seinen ockerfarbenen Augen.
    »Oh, hallo, ich habe dich gar nicht kommen hören. Ich habe mich nett mit deinen Freundinnen unterhalten«, sagte sein Opa.
    »Meine Freundinnen?« Ludo funkelte die drei Mädchen argwöhnisch an.
    Silvania sah zu Boden, Daka zupfte sich einen Zweig aus den Haaren und betrachtete ihn genau, und Helene lächelte schief.
    Ludos Opa beobachtete seinen Enkel und die Mädchen aufmerksam. Dann stand er auf. »Ich geh mal lieber wieder rein. Mir ist gerade etwas Wichtiges eingefallen, was ich erledigen muss. Auf Wiedersehen, war nett, euch kennengelernt zu haben.« Er winkte den Mädchen zu und lief mit nackten Füßen zurück ins Haus.
    »Auf Wiedersehen«, murmelten die drei Freundinnen und nickten.
    Als Ludos Opa verschwunden war, wurde es still auf der Terrasse. Keiner rührte sich. Keiner sagte ein Wort. Ludo ließ die Mädchen nicht aus den Augen.
    Schließlich räusperte sich Silvania. »Stimmt das, was dein Opa eben erzählt hat?«
    »Das mit dem Kirchenbrand?«
    Die Mädchen nickten.
    »Ja.«
    »Und das mit den Fähigkeiten?«, fragte Helene.
    Ludo zuckte die Schultern. Er zögerte einen Moment. Dann atmete er lautstark aus. »Ich weiß, dass ihr es sowieso erfahrt, also kann ich es euch auch erzählen. Mein Opa meint, dass manche in unserer Familie besondere Fähigkeiten haben. Mein Papa meint, manche würden nur zu viel fernsehen oder zu viel Fantasie haben. Ich habe keine Ahnung, ob ich nur zu viel Fantasie oder eine Fähigkeit habe.« Ludo seufzte. »Das ist manchmal ganz schön verwirrend.«
    »Und was ist deine Fähigkeit ... oder Fantasie?«, fragte Silvania.
    »Ich habe manchmal komische Vorahnungen.«
    »Du meinst, du siehst Sachen voraus?« Helene sah Ludo mit großen Augen an.
    »Na ja, nicht ganz. Es ist nur so ein Gefühl. Meistens ist es ziemlich verschwommen, wie ein Traum. Manchmal spüre ich nur, es wird etwas Schlechtes passieren. Aber manchmal spüre ich auch, wo und wem.«
    »Wie der Kunstraub«, warf Daka ein.
    Ludo nickte.
    »Aber du spürst auch etwas Gutes. Wie Dakas Anruf«, sagte Silvania.
    Ludo nickte abermals.
    »Und was Blödes wie drei Schultests an einem Tag«, erinnerte sich Helene.
    »Genau. Aber mein Papa meint, das wäre alles nur Einbildung und Zufall. Er ist Physiker und glaubt nur an die Naturwissenschaften.«
    »Ich glaube nicht an Zufall«, sagte Silvania bestimmt.
    »Mein Opa auch nicht«, sagte Ludo.
    »Hat er auch ... irgendwelche Fähigkeiten?«, fragte Helene.
    »Er sagt, er
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