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1839 - Besuch aus der Hölle

1839 - Besuch aus der Hölle

Titel: 1839 - Besuch aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Doris Dawson saß im Fond der Limousine und spürte den kalten Schweiß auf ihrer Haut. Sie war eine Frau, die so leicht nichts aus der Fassung brachte, und auch die Verfolgung hätte sie nicht weiter gestört, doch nach dem Erlebnis mit ihrem Bruder Peter war sie doch verunsichert. Sie wusste nicht, ob ihr Bruder wirklich tot war. Das war möglich, sonst wäre er nicht beerdigt worden. Sein Sarg war in die Tiefe gelassen worden, aber dann war er plötzlich erschienen. Zusammen mit einem Helfer, und jetzt musste sich die Schwester fragen, ob es ihn zweimal gab.
    Ja, er war auf dem Friedhof gesehen worden, und das nicht nur von ihr, sondern von zahlreichen anderen Zeugen. Ein Unding, ein nicht zu fassendes Phänomen, und die Frau dachte auch daran, dass man sie angegriffen hatte. Sie hatte auf dem Boden gelegen und eine verdammte Angst vor ihrem Bruder gehabt, der angeblich hätte tot sein müssen. Ob er das wirklich war, stand in den Sternen.
    Peter und sie waren zwar Geschwister, hatten sich aber im Laufe der Zeit völlig entfremdet, und sie ging davon aus, dass auf sie ein böses Schicksal wartete. Seinen eigenen Sohn Elmar hatte es bereits erwischt, und sie konnte sich vorstellen, dass der Hass ihres Bruders sich auch noch auf andere Mitglieder der Verwandtschaft ausgebreitet hatte.
    Und jetzt diese Verfolgung. War sie echt? War es ein Zufall? Doris Dawson wusste es nicht. Auch ihr Fahrer konnte da keine konkrete Antwort geben.
    »Soll ich den normalen Weg nach Hause fahren, Madam?«
    »Eigentlich ja. Oder?«
    »Ich könnte einen Umweg nehmen, dann würden wir sehen, ob er uns tatsächlich verfolgt.«
    »Sie denken da an ein paar Nebenstraßen?«
    »So ähnlich.«
    »Bitte, Luke, tun Sie, was Ihnen beliebt. Sie werden schon das Richtige vorhaben.«
    »Danke, Madam.«
    Mrs Dawson war nervös. Immer wenn sie dieser Zustand erreichte, brauchte sie den Tabak. So holte sie die Schachtel mit den Zigarillos hervor, klaubte ein Stäbchen heraus und zündete es mit ihrem schmalen Feuerzeug an. Sie stieß den Rauch aus und dachte daran, wo sie wohnte. Ihr Haus stand in Hampstead, einer hügeligen Gegend im Londoner Norden. Hier wohnten Menschen, die Geld besaßen und nicht auf das eine oder andere Pfund Sterling schauen mussten.
    Geld spielte bei ihr keine Rolle. Sie lebte allein, leistete sich aber Personal. Ihr Fahrer war zugleich der Gärtner, und ein Hausmädchen beschäftigte sie auch. Hin und wieder kam noch eine Köchin hinzu, wenn sie Gäste erwartete.
    Ihr Blick fiel wieder in den Spiegel an der linken Außenseite. Dort malte sich ein Teil der Straße ab, und da sah sie auch die Gestalt auf der Maschine. Sie trug einen Helm und eine Lederkluft. Es war nicht zu erkennen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
    Normalerweise hätte sie ein derartiger Anblick nicht gestört. In diesem Fall war alles anders. Sie hatte den Eindruck, als würde alles zusammengehören. Die Erlebnisse auf dem Friedhof und jetzt die Verfolgung. Und sie brachte damit auch ihren Bruder in einen Zusammenhang, obwohl es keine Beweise gab.
    Sie musste husten, weil sie sich am Rauch verschluckt hatte. Dann hörte sie Lukes Stimme.
    »Ich biege jetzt ab.«
    »Okay.«
    Sie fuhren auf der Finchley Road und hätten diese noch eine Weile fahren müssen, aber Luke bog in eine Seitenstraße ab, die sich in Serpentinen in die Höhe wand und über einige Hügel führte.
    Der Verfolger war nicht mehr zu sehen. Das sorgte bei der Frau nur für ein kurzes Aufatmen. Sie wollte auf Nummer sicher gehen und ließ die Fensterscheibe nach unten gleiten.
    Der Fahrtwind peitschte in den Wagen und erwischte auch ihr Gesicht.
    Aber deswegen hatte sie das Fenster nicht geöffnet. Sie wollte etwas anderes erfahren, und das trat auch ein.
    Der Motorradfahrer war noch da.
    Er zeigte sich nicht, aber er war zu hören, denn mit einer Maschine konnte man nicht lautlos fahren.
    »Mist!«, flüsterte die Frau und saugte an ihrem Zigarillo. Dann schluckte sie, holte tief Luft und wandte sich wieder an ihren Fahrer.
    »Wir haben Pech gehabt. Er ist noch da.«
    »Ja, ich höre ihn auch.«
    »Dann gehen wir mal davon aus, dass es kein Zufall ist und wir bewusst auf der Liste stehen.«
    »Das ist möglich, Madam.«
    Doris Dawson stäubte Asche ab. »Jetzt sollten wir uns Gedanken darüber machen, was wir tun können.«
    »Sie sagen es.«
    »Und was haben Sie sich so gedacht?«
    »Entkommen können wir ihm nicht. Er ist mit seiner Maschine zu schnell und auch zu wendig.
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