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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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»Ihr könnt ruhig vorkommen.«
    Einen Moment blieben die Mädchen unentschlossen hinter dem Holzstapel stehen. Noch konnten sie durch das fußballgroße Loch in der Hecke fliehen.
    »Bitte, seid so nett und bringt mir die Zitrone«, wiederholte der Opa. Hinter den großen Brillengläsern sahen seine Augen aus wie schwarze runde Knöpfe.
    Zu ihrer eigenen Überraschung war es Silvania, die sich ein Herz fasste und vor den Holzstapel trat. Sie hob die Zitrone auf, machte zwei große Schritte Richtung Terrasse und legte die Zitrone mit ausgestrecktem Arm auf den kleinen Beistelltisch neben die Autobatterie. Dann ging sie wieder einen halben Schritt zurück und stieß beinahe mit Daka und Helene zusammen, die ihr gefolgt waren.
    »Danke schön, sehr liebenswürdig.« Der Badekappenopa lächelte abermals. Die Mädchen konnten kaum glauben, dass sie ihn eben noch wild zucken gesehen hatten. Jetzt sah er aus, als wären seine Hobbys Briefmarken sammeln und Enkelkindern Märchenbücher vorlesen. »Wenn ihr schon hinter meinem Holzstapel sitzt – darf ich fragen, wer ihr seid und was ihr hier macht?«
    »Dakaria und Silvania Tepes«, sagte Daka und zeigte auf sich und ihre Schwester.
    »Und Helene Steinbrück«, sagte Helene, die sich dabei nervös in den Arm kniff.
    »Wir ... ähm ... sind wegen Ludo hier«, fuhr Daka fort. Das war noch nicht mal gelogen.
    »Ihr seid Freundinnen von Ludo?«, fragte der Opa.
    »So ungefähr. Er weiß aber noch nichts davon«, erwiderte Helene.
    Der Badekappenopa lächelte verschmitzt. »Verstehe. Jungs sind nicht einfach in dem Alter, was?«
    Daka, Silvania und Helene nickten, obwohl sie nicht genau wussten, was Ludos Opa damit meinte.
    Silvania hatte auf einmal eine Idee. »Vor allem wollten wir uns bei Ludo bedanken«, sagte sie. »Er hat uns vor dem Kunstraub im Kunstpalais gewarnt.«
    »Ah, der Kunstraub. Natürlich! Darüber habe ich gelesen. Ich wusste doch, dass ich euch beide schon mal gesehen habe. Ihr seid die Heldinnen.«
    Silvania bekam kleine rote Ringe um die Augen und Daka streckte die Brust heraus.
    »Aber ohne Ludo hätten wir das nicht geschafft«, fuhr Silvania fort. »Seine Hilfe war wirklich ... wie ein Wunder.«
    »Ich sage dem Jungen immer wieder, er soll seine Fähigkeiten öfter einsetzen. Das ist ja kein Fluch, sondern eine Gabe!« Ludos Opa nickte, dass die Drähte auf seiner Badekappe wippten.
    »Jawohl!«, sagte Daka. »Ähm ... was genau sind denn seine Fähigkeiten?«
    »Hat er euch das nicht erzählt?«
    »Nicht so richtig. Er hat es mehr so ... so angedeutet«, sagte Helene. »Wir haben es nicht ganz verstanden. Vielleicht könnten Sie uns das noch mal erklären?« Helene lächelte wie ein Engel.
    Ludos Opa steckte einen Finger unter die Badekappe und kratzte sich. »Na ja, es ist auch nicht ganz so einfach. Und es lässt sich auch nicht erklären wie eine Matheaufgabe. Aber ...« Er sah ein Mädchen nach dem anderen an. »... ich kann es versuchen. Am besten, ich beginne ganz am Anfang. Habt ihr etwas Zeit?«
    Die drei Freundinnen nickten.
    »Also. Die Schwarzers sind eine uralte Familie aus dem Gebiet um das Rabental. Unsere Wurzeln lassen sich weit zurückverfolgen. Die meisten von uns waren einfache Leute: Bauern, Handwerker, Dienstmädchen oder Knechte. Es gab zwei Ereignisse, bei denen die Familie beinahe ausgerottet worden wäre. Das erste war die Zeit des Schwarzen Todes, der Pest. Ganze Dörfer und Landstriche wurden damals von der Krankheit dahingerafft. Aber wie durch ein Wunder überlebte ein harter Kern der Schwarzers. Das zweite Ereignis jedoch war viel rätselhafter und grausamer.« Ludos Opa starrte einen Moment vor sich hin, dann fuhr er fort: »Es muss ungefähr Ende des 16. Jahrhunderts gewesen sein. Die Schwarzers versammelten sich zu der Zeit in der Kirche zu einer Tauffeier. Die Familie war damals viel größer als Familien heutzutage. Es waren bestimmt an die vierzig Mann in der Kirche. Noch bevor die Taufzeremonie begonnen hatte, geschah etwas Furchtbares. Aus unerklärlichen Gründen brach ein Feuer in der Kirche aus. Binnen Sekunden fraß es sich gierig von einer Kirchenbank zur nächsten. Die Menschen versuchten zu fliehen, doch die Kirchtore waren verschlossen.«
    Silvania lauschte mit weit aufgerissenen Augen.
    Helene biss sich abwechselnd auf die Unterlippe und kniff sich in den Arm.
    »Wieso waren die Tore verschlossen?«, fragte Daka.
    »Tja. Das ist eins der Rätsel. Niemand hatte sie verschlossen. Weder von innen noch von
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