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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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auch sehr leichtsinnig, unverantwortlich und sträflich töricht gehandelt hatte. Silvania ebenfalls. Herr Tepes wusste, dass seine Frau recht hatte. Doch er war viel zu stolz auf seine Töchter, um ihnen ernsthaft böse zu sein.
    Herr Dr. Steinbrück stellte sich neben Herrn Tepes und studierte die Zeitungsausschnitte. MUTIGES MÄDCHEN AUF GANGSTERJAGD lautete eine Überschrift. DIE RACHE DER GEISELN eine andere. ZWÖLFJÄHRIGE ÜBERFÜHRT KUNSTDIEBE die nächste und eine weitere DIE KUNSTRÄUBER UND DIE VIER GEISELEIN. Neben den Artikeln, die allesamt den spektakulären Ausgang des Kunstraubs schilderten, waren Fotos abgedruckt. Sie zeigten die vier ehemaligen Geiseln und Kriminalkommissar Matter von der Kantonspolizei sowie Oberkommissar Hölzel von der Hauptpolizeiwache Bindburg bei der Übergabe der Präsentkörbe.
    Herr Tepes sah mit strahlenden Augen auf die Fotos. Was hatte er doch für tolle Töchter! Und was für eine patente Schwiegermutter!
    »Wo ist denn Daka auf diesem Bild?«, fragte Helenes Papa und zeigte auf ein Foto, das genauso aussah wie die anderen, nur mit dem kleinen Unterschied, dass dort, wo Daka stand, eine Lücke war. Als wäre Daka plötzlich unsichtbar oder aus dem Foto retuschiert worden.
    »Da habe ich mich gerade gebückt und am Knie gekratzt«, warf Daka schnell ein, die hinter Herrn Dr. Steinbrück stand.
    »Oh, da wird sich der Fotograf aber geärgert haben, was?«, meinte Helenes Papa.
    Daka nickte. Vor allem wird sich der Fotograf gewundert haben, als er den Film entwickelt und die restlichen Fotos gesehen hat. Denn Daka war ... na ja, nicht gerade fotogen. Als Halbvampir konnte man sie zwar – genau wie jeden Vampir – mit einer normalen Digitalkamera fotografieren, aber nicht mit einer Spiegelreflexkamera. Auf Fotos mit einer Spiegelreflexkamera war Daka nur schemenhaft sichtbar. Genau wie im Spiegel. Silvania kam in dem Punkt mehr nach ihrer Mutter und war etwas besser zu erkennen. Auf dem Foto in der Zeitung sah sie nur etwas unscharf aus. Daka hatte sich dagegen lieber gleich gebückt, als sie den Fotografen mit der großen alten Kamera sah. Vermutlich hatte er sie aber doch auf ein paar Bildern erwischt. Es war sehr wahrscheinlich, dass er seine Kamera danach zur Reparatur gebracht oder weggeschmissen hatte.
    »Mihai, mach doch etwas Musik!«, rief Frau Tepes, die gerade mit Oma Rose Partysandwiches ins Wohnzimmer trug. Auf jedem Sandwich steckte ein kleiner Papierfächer.
    Herr Tepes ging zur Anlage und suchte nach einer CD. Silvania und Daka hofften, er legte nicht die fünfzehn Versionen von ›Transsilvania, rodna inima moi‹ auf, sondern eine CD ihrer Mama. Sie war eindeutig eher auf der Höhe der Zeit, was Musik betraf.
    Opa Gustav saß mit Pförtner Schnölzel zusammen auf der blutroten Couch und redete auf ihn ein: »Es ist nie zu spät für einen Neuwagen. Sie sind doch noch jung, in der Blüte des Lebens! Wissen Sie, dass eine Frau sich durchschnittlich sechs Paar Schuhe im Jahr kauft? Und da sollen wir Männer uns nicht alle paar Jahre einen Neuwagen leisten? Also, ich bitte Sie!«
    Herr Tepes und Herr Dr. Steinbrück gesellten sich zu den beiden Männern auf die Couch. »Worum geht es?«, fragte Mihai Tepes.
    »Um den einzigen Luxus, den sich ein Mann leisten sollte«, erklärte Opa Gustav.
    »Eine Zahn-Zusatzversicherung?«, fragte Herr Dr. Steinbrück.
    »Rennzecken?«, fragte Herr Tepes.
    Während Gustav Wagenzink Pförtner Schnölzel und Herrn Dr. Steinbrück vom Kauf eines Neuwagens überzeugen wollte (bei seinem Schwiegersohn hatte er es schon lange aufgegeben), versuchte Herr Tepes, die Herrenrunde für ein kleines Zeckenrennen mit lukrativem Wetteinsatz zu begeistern.
    Silvania, Daka und Helene hatten ihre eigene Wette laufen. Sie schoben sich ein Partysandwich nach dem anderen in den Mund. Wer zuerst zehn Papierfächer hatte, war der Sieger.
    »Was meinst du, wie viele Kilometer bist du nach Mörelgrim geflogen?«, fragte Silvania ihre Schwester.
    Daka schluckte das restliche Sandwich hinunter. »Schätze, so 600, 700. Vielleicht auch 800.«
    »Cool!«, fand Helene.
    »Das hätte ich nie im Leben geschafft«, sagte Silvania.
    Daka winkte ab und nahm sich ein neues Sandwich. Sie hatte schon fünf kleine Papierfächer gesammelt. »Alles nur Training.«
    Silvania beugte sich etwas zu ihrer Schwester vor und flüsterte: »Ich hatte ganz schön Angst um dich.«
    »Ein bisschen Angst hatte ich auch. Um dich und um mich«, sagte Daka und grinste, bevor sie
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